Sonntagsgedanken: Mensch, steh wieder auf
Aus dem heiligen Evangelium nach Markus
In jener Zeit fuhr Jesus im Boot an das andere Ufer des Sees von Galiläa hinüber und eine große Menschenmenge versammelte sich um ihn. Während er noch am See war, kam einer der Synagogenvorsteher namens Jairus zu ihm. Als er Jesus sah, fiel er ihm zu Füßen und flehte ihn um Hilfe an; er sagte: Meine Tochter liegt im Sterben. Komm und leg ihr die Hände auf, damit sie geheilt wird und am Leben bleibt! Da ging Jesus mit ihm. Unterwegs kamen Leute, die zum Haus des Synagogenvorstehers gehörten, und sagten zu Jairus: Deine Tochter ist gestorben. Warum bemühst du den Meister noch länger? Jesus, der diese Worte gehört hatte, sagte zu dem Synagogenvorsteher: Fürchte dich nicht! Glaube nur! Sie gingen zum Haus des Synagogenvorstehers. Als Jesus den Tumult sah und wie sie heftig weinten und klagten, trat er ein und sagte zu ihnen: Warum schreit und weint ihr? Das Kind ist nicht gestorben, es schläft nur. Da lachten sie ihn aus. Er aber warf alle hinaus und nahm den Vater des Kindes und die Mutter und die, die mit ihm waren, und ging in den Raum, in dem das Kind lag. Er fasste das Kind an der Hand und sagte zu ihm: Talíta kum!, das heißt übersetzt: Mädchen, ich sage dir, steh auf! Sofort stand das Mädchen auf und ging umher. Es war zwölf Jahre alt. Die Leute waren ganz fassungslos vor Entsetzen. Doch er schärfte ihnen ein, niemand dürfe etwas davon erfahren; dann sagte er, man solle dem Mädchen etwas zu essen geben.
„Aus Fehlern lernt man!“ und „Aus Fehlern wird man klug!“, das haben mich meine Eltern immer wieder gelehrt. Bestimmt ging es Ihnen auch so, liebe Freunde. Immer wieder treffen wir in unserem Leben Entscheidungen, und bei manchen merken wir erst im Nachhinein, dass sie falsch gewesen sind.
Nun kann man den Kopf in den Sand stecken oder aber aus den falschen Entscheidungen, aus den Fehlern lernen.
Vielleicht haben Menschen deswegen so viel Angst, sich zu entscheiden, weil sie immer daran denken müssen, sie könnten sich falsch entscheiden. Aber davon bin ich überzeugt: Keine Entscheidung ist so schlecht und so falsch, wie die, die man gar nicht getroffen hat. Unser ganzes Leben ist eine Entwicklung. Und dazu gehören immer wieder Entscheidungen. Trifft man aber nie eine, dann ist es so als wenn man alles vor sich hin wachsen, vor sich hin dämmern ließe. Dann entwickeln sich die Dinge zum einem Wildwuchs, neigen zum Wuchern und Ausufern statt sich zum Guten zu verändern. Und häufig kommt dann alles andere dabei heraus, als das, was man eigentlich gewollt hat.
Wer Angst davor hat, Fehler zu machen, und deshalb gar nichts tut, der hat am Ende nicht etwa nichts gemacht – häufig hat er genau durch sein Nichts-Tun, alles kaputt gemacht.
Das Schlimmste, das einem passieren kann, wenn man eine falsche Entscheidung trifft, ist, dass man auf die Nase fällt. Das kann passieren, und das passiert auch, und das tut weh. Und dann wieder aufzustehen und weiter zu machen, aufzustehen und noch einmal zu beginnen, das ist dann noch viel härter.
„Mädchen, ich sage dir, steh auf!“, sagt Jesus im Evangelium zu einem Mädchen, das offenbar gestorben ist, das am Boden liegt.
Und genau das will er auch Ihnen, mir, jedem von uns zurufen: „Ich sage dir, steh auf. Steh auf und geh deinen Weg. Steh auf, auch wenn du hingefallen bist, wenn du eine falsche Entscheidung getroffen hast!“
Natürlich kann es vorkommen, dass ich es allein nicht schaffe. Manchmal brauche ich jemanden, der mich, wie Jesus das Mädchen, an der Hand nimmt und mir aufhilft. Deshalb wünsche ich Ihnen Menschen, die nicht warten, bis Sie kommen und um Hilfe bitten, sondern die Ihnen einfach die Hand reichen und Ihnen aufhelfen. Ich wünsche Ihnen Menschen, die noch spüren, wenn es Ihnen nicht gut geht, dass sie am Boden liegen und die dann auf sie zugehen und Ihnen auf die Beine helfen, Menschen, die Ihnen die Hand entgegenstrecken.
„Mensch, komm, ich sage dir steh auf.“
Dass wir aber auch anderen aufhelfen, anderen Mut machen und nicht lange überlegen, ob es denn richtig sei, zu helfen, das wünsche ich Ihnen und uns allen.
Fehler zu machen, ist noch kein Beinbruch. Hinzufallen ist noch nicht das Ende. Ich brauche nur die Kraft – oder die Hilfe – noch einmal aufzustehen; und das immer wieder neu.
So wünsche ich Ihnen einen guten Sonntag und eine gute Woche und dass Sie den Mut haben, immer wieder aufzustehen.
Klaus Weigand
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Infos zu Pfarrer Klaus Weigand
- Geboren 1966 in Erlenbach am Main (Unterfranken)
- Abitur am Theresianum in Bamberg 1989
- Studium der Kath. Theologie in Bamberg und Wien
- Priesterweihe 1998
- Tätigkeiten:
- Fürth, Christkönig von 1997 – 2010
- Buckenhofen als Pfarradministrator 2010 – 2015
- seit 2015 in Heroldbach und Hausen
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