Unterleinleiter bekommt wieder ein Wirtshaus – „Zur Eisenbahn“ wird aus dem Dornröschenschlaf erweckt
UNTERLEINLEITER. Unterleinleiter soll ab nächstem Monat wieder ein Wirtshaus bekommen. Seit 12 Jahren ist das ehemalige griechische Restaurant „Athen“ geschlossen und das Gebäude des einstigen Gasthauses „Zur Eisenbahn“ stand seitdem leer und drohte zu verfallen. Mit dem Zimmerer Robert Schuster aus Unterleinleiter und seinem Patenkind Christian Kress aus Forchheim hat das Anwesen unweit des Bahnhofes an der ehemaligen Bahnlinie der „Leinleiterbahn“ nun neue Besitzer gefunden, die das staatliche Gebäude generalsanieren und anschließend wieder vermieten wollen.
Es soll auf jeden Fall wieder eine Gastwirtschaft im Erdgeschoss eröffnet werden. Entweder wieder ein griechisches Restaurant oder ein fränkisches Wirtshaus mit gut bürgerlicher Küche. Was anderes kommt für die neuen Besitzer nicht infrage. „Es kommt alles raus, wird komplett entkernt, auch ein neues Dach kommt drauf“, erklärt Robert Schuster beim Ortstermin mit Bürgermeister Alwin Gebhardt (DWV) der sich maßgeblich dafür eingesetzt hat, das Schuster und Kress unter drei Interessenten schließlich den Zuschlag bekamen. „Denn sie waren die einzigen Bieter die wieder ein Wirtshaus eröffnen wollen“, so der Rathauschef, der damit ein weiteres Wahlversprechen von ihm verwirklicht sieht. Schon sein Amtsvorgänger Gerhard Riedinger (NWG) wollte das Wirtshaus wiederbeleben indem die Gemeinde das 1650 Quadratmeter große Grundstück erwirbt, das 550 Quadratmeter große Wirtshausgebäude mit den fünf Wohnungen im Obergeschoss saniert und anschließend selbst verpachtet. Dafür fand sich aber im Gemeinderat damals keine Mehrheit, weil dafür ein Kredit aufgenommen hätte werden müssen. Gebhardt ging nun einen anderen Weg, suchte nach Investoren und führte viele Gespräche mit den Verantwortlichen der Sparkasse Forchheim die inzwischen die Hand auf dem Anwesen hatte, nachdem die Frau des früheren griechischen Eigentümer verstorben, er selbst wieder nach Griechenland zurückgekehrt war und inzwischen eine Erbengemeinschaft neue Eigentümer wurden. Zweimal hatte die Sparkasse schon versucht, das Anwesen zwangsversteigern zu lassen. Ohne Erfolg. Mit Hilfe des Sparkassenchef Ewald Maier und einem Rechtsbeistand wurden nun alle Hebel in Berwegung gesetzt. Ein Notar in Deutschland musste mit einem griechischen Kollegen kooperieren um überhaupt an die Erbengemeinschaft in Griechenland herantreten zu können. Zahlreiche juristische Hürden mussten mussten überwunden bis Schuster und Kress nun schließlich in das Grundbuch als neue Eigentümer eingetragen werden konnten. Schuster und Kress waren nicht nur die neuen „Wunschbesitzer“ für Bürgermeister Gebhardt, sondern sie haben auch Erfahrung mit der Sanierung alter Gebäude. So haben der gelernte Zimmermann Robert Schuster und sein Patenkind Christian Kress, der von Beruf Zimmermeister ist und inzwischen eine Versicherungsagentur leitet, am Forchheimer Marktplatz und in der Pretzfelder Bahnhofsstraße schon altehrwürdige Hauser erworben und diese mit erheblichem Aufwand schmuck saniert. „Wir werden auch die Eisenbahn wieder aus dem Dornröschenschlaf erwecken und freuen uns schon wenn das Wirtshaus wieder aufmachen kann“, sagt Schuster der keine Angst vor der umfangreichen Sanierung der ziemlich heruntergekommenen Immobilie und deren Umfeld hat. Es muss so gut wie alles raus und runter. Auf ein neues gedämmtes Dach soll eine Solaranlage kommen, die alten Fenster müssen raus, neue rein, die neue Fassade wird von innen gedämmt, die komplette Elektro- und Wasserinstallation wird erneuert, ebenso Decken und Fußböden, eine neue Küche und Theke für das künftige Restaurant muss rein und eine neue Bestuhlung für die drei Gasträume und den geräumigen und schattigen Biergarten mit 60 Sitzplätzen muss neu angeschafft werden. Die große Linde die im Biergarten vor dem Haus steht, bleibt natürlich erhalten. Sie wird nur etwas gestutzt.
„Es gibt nichts Schöneres wie eine schattenspendende Linde in einem Biergarten“, sagt Schuster. Von der Raumaufteilung des Lokals wird sich allerdings nicht viel ändern. Die Mauer zum Nebenraum mit den schönen bleiverglasten Fenstern bleibt drin. Das ist aber schon so ziemlich alles, was nicht erneuert wird. „Mitte Mai nächsten Jahres wollen wir das Wirtshaus dann wieder eröffnen“, sagt Schuster. Ein ehrgeiziges Ziel, zumal die beiden neuen Besitzer das meiste selber machen wollen. Über die gestiegenen Baupreise und Materialkosten machen sie sich keine Sorgen. „Das holz für das neue Dach haben wir aus unserem eigenem Wald und eine Schneidsäge haben wir auch“, so Schuster, der schon bis Ende diesen Jahres die meisten Ausbau- und Sanierungsarbeiten fertig haben will. Auch die dann fünf sanierten Wohnungen im Obergeschoss sollen wieder vermietet werden. Bürgermeister Gebhardt ist auch guter Hoffnung das es dafür staatliche Fördermittel gibt. Denn eine Dorferneuerung sei schon in der Planung in das auch ein Dorfwirtshaus für eine verbesserte Lebensqualität sehr gut passen würde. Im Rathaus von Ebermannstadt werde laut Gebahrdt schon nach Zuschussmöglichkeiten gesucht. Auf die neue Heizung mit Wärmepumpen, die Solaranlage, die Dämmung und vielleicht auch für die neuen Fenster wird es vorsaussichtlich Zuschüsse geben. „Das wird professionell mit einem Energieberater aufgezogen“, sagt Schuster, der auch der Chef auf der Baustelle ist. Bürgermeister Gebhardt freut sich jedenfalls schon, wenn sich der Gemeinderat nach einer Sitzung noch zu einem Feierabendbier wieder in der ehmaligen Eisenbahn treffen kann. Und wenn es auch wieder was zu Essen gibt und die Vereine wieder eine neue Heimat finden. Und natürlich die Bürger und Gäste seiner Gemeinde wieder ein Lokal vorfinden in dem auch Familienfeiern abgehalten werden können.
Info:
Wie alt das Gasthaus Zur Eisenbahn genau ist, konnte keiner genau sagen. Eine alte historische Postkarte zeugt davon, das sonst kein weiteres Gebäude an den Bahngleisen stand. Als die elf Kilometer lange Streckenverlängerung zwischen Gasseldorf und Heiligenstadt am 4. Oktober 1915 in Betrieb ging, tobte schon über ein Jahr der Erste Weltkrieg, der dann den weiteren Bahnbau in der Fränkischen Schweiz zunächst unterband, ehe von 1922 bis 1930 schrittweise die Verbindung Gasseldorf–Behringersmühle entstand. Der Reiseverkehr wurde nun auf die Relation Forchheim–Behringersmühle ausgerichtet, Reisende nach Heiligenstadt mussten in Ebermannstadt umsteigen. In den 1930er-Jahren befuhren täglich sechs, in den 1950er-Jahren bis zu sieben Personenzugpaare die Strecke. Mit der Zunahme des motorisierten Individualverkehrs in den 1950er-Jahren kam es rasch zum Rückgang der Fahrgastzahlen, was insbesondere auch im Fehlen durchgehender Verbindungen von Forchheim begründet war. Infolgedessen stellte die Deutsache Bundesbahn am 29. Mai 1960 zunächst den Personenverkehr und am 26. Mai 1968 auch den Güterverkehr ein. Nach der Stilllegung wurde die Strecke abgebaut. Zwischen Unterleinleiter und Heiligenstadt wird die Trasse heute durch einen Radweg nachgenutzt.
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