Kulmbach: Das Geheimnis der Dame mit Plassenburg – Wer kennt die Frau?
Die Freunde der Plassenburg ersteigerten jüngst das Porträt einer edlen Dame mit Plassenburg. Nun bittet der Verein um Mithilfe: Wer ist die Frau mit der Plassenburg? Woher kommt das Gemälde? Als Belohnung winken Gastro-Gutscheine.
Adelige oder Herrscherin?
Streng blickt sie den Betrachter an, die Dame auf dem ovalen Gemälde, das die Freunde der Plassenburg vor wenigen Wochen bei einer Kunstgalerie in München erstanden haben. Dort wurde das Bild als „Adeligenportrait“ oder gar „Herrscherin“ aus Kulmbach angeboten. Diese Annahmen dürften kaum stimmen. Das Hüftbild zeigt eine in ein aufwändig gearbeitetes, braunes Reisekostüm mit Knopfleiste gekleidete Dame. Sie hat eine schlichte Hochsteckfrisur und hält zwei weiße Rosen vor sich im Schoß. Die Blumen hängen nach unten, frische Tautropfen sind vom Maler kunstvoll auf den Blütenblättern tränengleich gesetzt. Mit beiden Händen, unter deren heller Haut sich fein die Äderchen abzeichnen, hält die Frau die mit vielen Stacheln bewehrten Rosen in ihren augenscheinlich perfekt manikürten Fingern. Unperfekt sind hier aber die Rosenblätter, die Löcher zeigen, wohl den typischen Rosenrost, ein häufig vorkommender Schädlingsbefall.
Fest zusammengekniffen scheint der Mund, kein Schmuck ist direkt auf der Haut zu sehen, weder an den Ohren noch den Fingern. Die Perlenkette der Frau ist in der Mode der 1920er auf dem Kragen getragen. Der Blick ist dergestalt angelegt, dass die Augen dem Betrachter zu folgen scheinen, wenn er vor dem Bild auf und ab geht. Doch dies ist nicht unbedingt ein Kunstgriff des Malers, sondern wohl eher eine optische Täuschung.
Ein lässig, aber würdevoll über beide Unterarme gelegter Pelz und eine zweireihige Perlenkette vermitteln zusätzlich den Eindruck einer äußerst gut situierten Frau aus reichem Hause. Perlen sind in der Malerei seit dem 16. Jahrhundert als Symbol der Reinheit, aber auch der Vergänglichkeit geschätzt. Perlen wie auch die Tautropfen verkörpern Tränen aber auch Verschwiegenheit und Geheimnis in der Malerei. Etwas sub Rosa zu erzählen, lateinisch für „unter der Rose“, bedeutet unter dem Siegel der Verschwiegenheit. Dies sind sehr deutliche Hinweise auf ein Geheimnis, das das Bild in sich trägt. Die Weiße Frau der Plassenburg dürfte hier sicher nicht dargestellt sein.
Mit Plassenburg und Spitalkirche
Das Bild ist mit Ölfarben auf Holz ganz im Stil von Tafelbildern der Renaissance und des Frühbarocks geschaffen, doch die Malweise ist modern. Im Hintergrund zeigt sich eine gebirgige, bewaldete Landschaft, durchbrochen von schroffen Felsen. Der Wald ist leicht nebelhaft dargestellt. Zwei Gebäude ragen jedoch sehr deutlich erkennbar heraus: Die Plassenburg hinter der rechten Schulter der Frau sowie darunter die Spitalkirche aus der Altstadt Kulmbachs. Die weiteren Bauwerke und deren Dächer sind in einer Art Sfumato gemalt und nur schemenhaft erkennbar.
Die Münchener Galerie bot vor einigen Wochen das Bild unter mit der wenig konkreten Bezeichnung als „Oberschichtenporträt“ an, ohne dass Herkunft oder die dargestellte Person benannt wurden. Der Galerist erging sich in Vermutungen. Die Identität der Frau ist unbekannt.
Weiße Rosen, die nach unten gehalten werden, sind oft das Symbol für Liebe über den Tod hinaus. Die Frau ist mit ernstem Blick im Dreiviertelporträt dargestellt und wendet sich mit ihren Augen direkt an den Betrachter. Alles an ihr strahlt Würde, Distanziertheit und Wohlstand aus. Aus der nebelhaften Landschaft wirkt sie als scharf umrissene Person seltsam entrückt. Es ist nicht bekannt, ob hier eine noch lebende oder eine 1930 eventuell bereits verstorbene Person dargestellt wurde. Ebenso könnte eine trauernde Dame in Öl festgehalten worden sein. Etwas steif wirken die gesteppte weiße Bluse und die Halspartie mit den Perlen, die dem Maler nicht so gelungen sind wie Gesicht, Hände und das Kleid. Bemerkenswert fein sind ihm die Haare des Pelzmantels sowie die Frisur der Dame gelungen. Sie dürfte in reiferem Alter abgebildet sein, graue Strähnen sind in ihrem braunen Haar zu erahnen.
Franz Xaver Wilhelm Braunmiller
Der Künstler heißt Franx Xaver Wilhelm Braunmiller, geboren 1905 in München und dort 1993 verstorben. Er war ein bekannter Porträt-und Kirchenmaler, der über 300 Gotteshäuser, ausgestattet hat. Als jüngster angenommener Student der Münchner Kunstakademie lernte er bereits mit 17 Jahren bei Max Doerner und Adolf Schinnerer. Zahlreiche Münchner Persönlichkeiten und Kirchenvertreter haben sich von ihm porträtieren lassen. Seine Werke werden international in Galerien und auf Auktionen gehandelt. Braunmillers in den 1920er Jahre begründetes Atelier nutzte er auch für die Erschaffung von Glasfenstern. Es wird bis heute als Restaurierungswerkstatt von seiner Enkelin weitergeführt. Das Damenporträt mit der Plassenburg ist von ihm mit der Jahreszahl 1930 signiert.
Es wurde wohl noch in den 1930er Jahren in der Kunsttischlerei Georg Oberndorfer in der Blütenstraße in München gerahmt, wie ein Aufkleber und ein Stempel auf der Rückseite verraten. Der Objektrahmen ist wuchtig, dunkelbraun und mit einer Goldleiste zum Gemälde hin nochmals abgesetzt. Eine für die 1930er Jahre sehr teure Art der Rahmung.
Im Münchner Kunstmarkt erworben
„Der stellvertretende Vereinsvorsitzende Holger Peilnsteiner hat das Bild vor Ostern im Angebot einer Münchner Galerie im Stadtteil Schwantalerhöhe entdeckt. Die qualitätvolle Malweise, der bekannte Künstler und der direkt erkennbare Bezug zu Kulmbach und der Plassenburg haben uns überzeugt, den Ankauf zu wagen“, erklärte der Vorsitzende der Freunde der Plassenburg Peter Weith die Umstände der Erwerbung. Zudem sollte nach vielen männlichen Porträts auch wieder ein in Verbindung zur Plassenburg stehendes Damenbild die Sammlung des Vereins bereichern.
Das Gemälde befindet sich laut Peter Weith trotz kleiner Schäden in einem recht guten Zustand: „Minimale Verschmutzungen und kleine Kratzer sind vorne zu sehen. Auch am Rahmen sind leichte Gebrauchsspuren, Kerben und Abplatzungen zu erkennen“. Der Verein wird in den kommenden Monaten für eine Restaurierung des Bildes sorgen, das in Zukunft im Rahmen von Ausstellungen oder in einem der Museen eventuell dauerhaft der Öffentlichkeit präsentiert werden soll. Über die Höhe der Ankaufsumme wurde Stillschweigen vereinbart.
Verein bittet um Mithilfe: Wer war die Frau?
„Zunächst aber wollen wir das große Geheimnis des Bildes lösen: Wer ist bzw. war die Frau?“ Der Verein fordert alle Bürgerinnen und Bürger Kulmbachs und der Region auf, das Bild auf seiner Webseite genauer zu betrachten und dem Verein Hinweise auf die Identität der Dargestellten zuzusenden. „Wir wollen auch wissen, wo das Bild einmal gehangen hat“, so Weith. Die Freunde der Plassenburg bitten darum, konkrete Hinweise schriftlich unter Angabe der Adresse des Tippgebers an die E-Mailadresse geheimnis@freunde-der-plassenburg.de, die Faxnummer 09221 /87847-199 oder an die Postanschrift „Freunde der Plassenburg, Rosenkrantzstraße 28-30, 95326 Kulmbach zu senden“. Als Belohnung für die besten und zielführendsten Hinweise wird der Verein sich bei den Einsendern mit Gutscheinen für Gaststätten aus der Region bedanken – daher bitte unbedingt die Absenderadresse angeben.
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