Walsdorf: „ReFood und kein Ende?“

Foto: Zusammen mit Vertretern der Initiative "Juraschützer" machte die Bürger- und Umweltinitiative Walsdorf beim letzten Treffen des Kreistags auf ihre Probleme aufmerksam/ Foto: Privat

Foto: Zusammen mit Vertretern der Initiative „Juraschützer“ machte die Bürger- und Umweltinitiative Walsdorf beim letzten Treffen des Kreistags auf ihre Probleme aufmerksam/ Foto: Privat

Walsdorf. Der Bamberger Bausenat hat die Einleitung der ReFood-Abwässer in die städtische Kläranlage abgelehnt. Das Bürgerbegehren, initiiert von der „Bürger- und Umweltinitiative Walsdorf-Hetzentännig. „Hier leb´ ich noch gern“ ist nunmehr vom Gemeinderat zugelassen. Die Rechtsaufsichtsbehörde im Landratsamt Bamberg und der Bayerische Gemeindetag haben die Zulässigkeit des mit 791 geprüften Unterschriften untermauerten Bürgerbegehrens gegen die Ansiedlungspläne des Lebensmittelrecyclers ReFood formell und materiell bestätigt.

Doch noch immer ist der Ausgang letztlich ungewiss. Das Thema findet kein Ende. Wie Walsdorfs Bürgermeister Wolff anführt, müsse nunmehr zu der abgelehnten Abwasserentsorgung das weitere Vorgehen und die Stellungnahme des Entsorgungsbetriebs abgewartet werden. Zudem erwägt der Gemeinderat, hinsichtlich der
Ansiedlung von ReFood ein Ratsbegehren zu veranlassen. Grund genug für die Bürgerinitiative sich zu fragen, was zu diesem Thema alles bislang nicht an die Öffentlichkeit gelangte. Es bleibe damit, so die Initiative, bei der Überlegung: Was genau will ReFood in Walsdorf?

In einem persönlichen Gespräch mit Vertretern von ReFood waren die beiden Hauptaspekte einmal die gute Infrastruktur, zum anderen die gemeinsame Nutzung der Abwasserleitung mit der Tierkörperbeseitigungsanlage nach Bamberg , fasst Katja Besold die bisherige Argumentation von Gemeinde und ReFood zusammen. Nunmehr ist die Abwasserentsorgung von der Stadt Bamberg abgelehnt. Die Begründung einer guten Infrastruktur erschließt sich gleichfalls nur den Vertretern
von ReFood. Was also sind die eigentlichen Absichten des Recyclingbetriebes?

Eine Wirtschaftlichkeit, geschweige denn ein positiver Beitrag zur Ökobilanz ist in der jetzigen Form nicht gegeben. Die Plastikverpackung der eingesammelten Speise- und Lebensmittelreste wird mitgeschreddert . Eine stimmige Stromerzeugung durch die in Walsdorf anfallende Biomasse findet, wie durch ReFood immer wieder betont, ohnehin in Thüringen statt und muss mit 40-Tonnen-Schwerlastern erst dort hingefahren werden. Betrachtet man diesen europaweit tätigen Müllgiganten genauer, fällt e schnell auf, dass es hier wohl nur um den Zugriff auf die Tierkörperbeseitigungsanlage gehen kann. An etlichen Standorten in Deutschland hat SARIA, welches dem Rethmann-Mutterkonzern von ReFood angehört, bereits eine Beteiligung an den kommunalen Tierkörperbeseitigungsanlagen, stellt dabei die Geschäftsführung
und nimmt erheblichen Einfluss auf die Entsorgungspreise, erläutert die Bürgerinitiative.

Warum halten also sowohl der Walsdorfer Bürgermeister wie auch ReFood so vehement an der Ansiedlung fest?, wundern sich die in der Initiative zusammengeschlossenen Bürger. Warum riskiert der Bürgermeister die Abhängigkeit von einem einzelnen Industriegiganten? Welche Gespräche sind
hier tatsächlich bereits im Vorfeld mit dem Zweckverband gelaufen? Fragen über Fragen.

Alle Anfragen, ob und in welcher Form eine Zusammenarbeit mit Firmen der Rethmann-Gruppe geplant seien, wurden bisher von Seiten des Zweckverbands mit der Aussage beantwortet, dass eine direkte Beteiligung von ReFood nicht in Frage komme und auch nicht geplant sei. Dies allerdings, so die Bürgerinitiative wurde so nicht gefragt. Alle bisherigen Beteiligungsformen in anderen Regionen seien schließlich nicht durch ReFood, sondern anderen Töchter des multinationalen Müll- und
Entsorgungskonzerns Rethmann erfolgt. Von ReFood war dabei nie die Rede.

Was die Bürgerinitiative nachdenklich stimmt ist zudem der Fakt, dass eine Wirtschaftlichkeit für diese Unternehmensgruppe nur durch den Bau einer großen Biogasanlage, am Besten in Verbindung mit der Verwertung von Schlachtabfällen der TBA, gegeben ist. Solange die Tierkörperbeseitigung in Öffentlicher Hand ist, wird voraussichtlich auch weiterhin alles dafür getan dass die Geruchsbelästigung und sonstige negativen Auswirkungen auf die Einwohner in Walsdorf erträglich bleiben. Sollte jedoch eine private Beteiligung stattfinden, geht es um eine maximale Gewinnerzielung. Da stehen die Interessen und das Befinden der Einwohner im
Hintergrund, befürchtet die Initiative. Bereits vor 60 Jahren wurde eine Fehlentscheidung durch den Bau der TBA, damals noch in privater Hand, in Walsdorf getroffen. Außer teils vehementer Geruchsbelästigung und einem mehr an Verkehrsaufkommen habe dies der Gemeinde nichts eingebracht. Für die Gemeinde fließt aus dem Betreiben der TBA keine Gewerbesteuer . Findet dieses unglücksselige Geschehen nun erneut mit den gleichen Argumenten von damals statt? Ein
Großkonzern wie die Rethmann- Gruppe, der sich auch finanziell nicht in die Karten blicken lässt, der keine Bilanzen veröffentlicht, kann in Bezug auf Gewerbesteuerzahlungen an die Gemeinde nur Versprechungen machen.

Warum riskiert der Walsdorfer Bürgermeister und der Großteil der Gemeinderäte eine derartige Abhängigkeit von diesem Industriegiganten mit dem Verkauf von Gemeindegrund, fragt sich die Bürgerinitiative. Die Auswirkungen für Mensch und Natur sind nicht absehbar. Wer soll diesem Konzern letztlich entgegentreten, wenn es Probleme gibt? Möglichkeiten, so die Bürger- und Umweltinitiative, gibt es für Walsdorf sicher bessere. Der Bau einer Photovoltaikanlage beispielsweise würde sich tatsächliche auf die Ökobilanz von Walsdorf positiv auswirken. Dies bringe vielleicht nicht die von ReFood versprochenen höheren Einnahmen für die Gemeinde, wäre aber als jährlicher Ertrag gesichert, ebenso wie die Lebensqualität der Walsdorfer Einwohner.