Bericht vom Online-Vortrag von Cécile Diouf: „Islamisch-christlicher Dialog im Senegal“

rosenkranz
Cécile Diouf

Cécile Diouf

Menschlichkeit als oberstes Prinzip: Im Rahmen eines Onlinevortrags berichtete am 10. Juni 2021 Cécile Diouf M. A. über das friedliche Miteinander von Christen und Muslimen in ihrem Heimatland Senegal. Zunächst begrüßte Dr. Jürgen Wolff, der Geschäftsführer des Evangelischen Bildungswerks Oberfranken-Mitte, die Anwesenden und insbesondere die Kooperationspartner der Evangelisch-Reformierten Gemeinde und der Deutsch-Französischen Gesellschaft Bayreuth. In deren Namen dankte Beirat Dr. Steffen Arzberger dem EBW für die Organisation der Veranstaltung und stellte die Referentin vor. Cécile Diouf hat letztes Jahr ein Masterstudium in Ethnologie mit Schwerpunkt Konfiktmanagement an der Universität Bayreuth abgeschlossen und ist insofern auch in wissenschaftlicher Hinsicht Expertin für das Thema.

Frau Diouf verstand es in ihrem knapp einstündigen Vortrag, das Miteinander von Islam und (katholischem) Christentum im Senegal anschaulich und eindrücklich zu schildern. Sie gab zunächst einen Überblick über Geographie, Geschichte, Wirtschaft und Kultur des westafrikanischen Landes mit ca. 16 Millionen Einwohnern, das zwischen den 1880er Jahren und 1960 französische Kolonie war. Seit dieser Zeit gibt es auch Katholiken im Senegal, die ca. 5% der Bevölkerung ausmachen, während ca. 94% Muslime sind. 1% bekennen sich zu traditionellen Naturreligionen.

Dem Umgang der Muslime und Christen untereinander galt dann der Hauptteil des Vortrags. Anders als etwa in Europa ist die Beziehung zwischen den Religionsgemeinschaft nicht nur von gegenseitiger Toleranz oder Akzeptanz geprägt, sondern es wird ein reges Miteinander gepflegt. Sehr viele Christen haben Muslime in ihrer nahen Verwandtschaft; Mischehen sind keine Seltenheit; über die Religion der gemeinsamen Kinder einigt man sich im Dialog. Am Ende des Lebens finden die Senegalesen ihre letzte Ruhestätte Seite an Seite in gemeinsamen überkonfessionellen Friedhöfen, wie die Referentin anhand von Fotos aus ihrem Heimatdorf belegte. Und: Man weiß nicht nur von den religiösen Festtagen der jeweils anderen Glaubensgemeinschaft, sondern man lädt sich dazu innerhalb der Familie, der Nachbarschaft, des Freundeskreises ein und feiert das Ende des Ramadan genauso wie Weihnachten zusammen. Denn man fühlt sich nicht primär als Muslim oder Christ, sondern als Mensch, und Menschlichkeit wird als oberstes Prinzip gelebt. Sie äußert sich in der Wertschätzung des Anderen und konkret zum Beispiel in der großgeschriebenen Gastfreundschaft.

Die beeindruckte Zuhörerschaft bewies mit mehreren Fragen ihr reges Interesse an Cécile Dioufs Ausführungen und zeigte sich beeindruckt und dankbar für die gehörte Botschaft von einem gelingenden menschlichen Miteinander.

Steffen Arzberger