IHK Oberfranken: „2020 hartes Jahr für oberfränkische Exporteure“
Corona, Trump, Brexit, Pkw-Nachfrage- 2020 mit vielen Herausforderungen
Im April und Mai vergangenen Jahres waren von heute auf morgen alle Exportmärkte weggebrochen, die oberfränkische Industrie verkaufte rund ein Drittel weniger als sonst ins Ausland. Unerwartet schnell hat sich der Außenhandel aber wieder stabilisiert, im Dezember 2020 wurde sogar wieder mehr exportiert, als im Vorjahresmonat, so die IHK für Oberfranken Bayreuth in einer aktuellen Analyse.
Die Corona-Pandemie hat beim oberfränkischen Export 2020 eine deutliche Spur hinterlassen. Zwar hatte Oberfranken bereits vor der Corona-Krise einen leichten Rückgang beim Auslandsumsatz zu verzeichnen, allerdings folgte im 2. Quartal mit -24,4 Prozent der stärkste Einbruch seit der Finanzkrise 2009.
Oberfränkische Exportwirtschaft hat sich schnell wieder erholt
Die oberfränkische Exportwirtschaft hatte sich vergleichsweise schnell von der ausgeprägten Nachfrageflaute und dem Zusammenbruch der Lieferketten im April 2020 erholt. „Nach einem Minus von 28 Prozent im April und von 31 Prozent im Mai stabilisierte sich die Situation im Juni bereits wieder. Aber erst im November und Dezember haben die Exporte wieder das Vorjahresniveau erreicht“, so Sara Franke, Leiterin Bereich International.
Diesen Verlauf verzeichneten praktisch alle Branchen; mal stärker, mal schwächer ausgeprägt. Ganz anders die Entwicklung im Bereich Glas und Keramik: Diese Branche verzeichnete im ersten und dritten Quartal ein Exportplus von rund 40 Prozent und im zweiten Quartal ein Plus von 15 Prozent. Dafür brach der Umsatz im 4. Quartal um 27 Prozent ein.
Kfz-Zulieferer besonders betroffen
Über das ganze Jahr hinweg betrachtet ging der oberfränkische Auslandsumsatz um 10,5 Prozent auf 11,4 Milliarden Euro zurück. Allen voran trugen die Kfz-Zulieferer und die Bekleidungshersteller mit einem deutlichen Exportrückgang von über 20 Prozent zu dieser Entwicklung bei. Knapp dahinter folgen die Möbelhersteller, die Hersteller chemischer Erzeugnisse und der Maschinenbau mit Exportrückgängen von über 15 Prozent über das ganze Jahr hinweg betrachtet. „Das Jahr 2020 war etwa für die Automobil- und die Bekleidungsindustrie weltweit ein schweres Jahr, da macht auch die oberfränkische Wirtschaft leider keine Ausnahme“, so Franke.
Allerdings verzeichneten nicht alle Branchen einen Exportrückgang. Die Hersteller von Glas und Keramik konnten im abgelaufenen Jahr 14,8 Prozent mehr exportieren als 2019. Auch die Hersteller von Textilien (+2,6 Prozent) und die Produzenten sonstiger Waren (+3,9 Prozent) konnten ihre Exporte steigern.
2021 mit schwachem Start
Franke: „Anfang 2021 fing der Exportmotor wieder zu stottern an, erst im März 2021 verzeichnet die oberfränkische Wirtschaft mit einem Plus von 14 Prozent wieder einen spürbaren Anstieg, getragen in erster Linie von den Kfz-Zulieferern.“
Bayerische Exporte 2020 auf breiter Front rückläufig – Nur in wenige Länder wurde mehr exportiert als im Vorjahr
Der Exportrückgang im Jahr 2020 war nicht auf Oberfranken beschränkt, wie die IHK für Oberfranken in einer Analyse feststellt. In manchen Ländern konnte die bayerische Wirtschaft trotz der schwierigen Rahmenbedingungen ihre Position ausbauen. Insgesamt ging das Exportvolumen allerdings um 11,3 Prozent zurück.
Die Exportentwicklung Bayerns hatte 2020 etwas von einer Achterbahnfahrt. Wurde das erste Quartal belastet von der Exportschwäche der Kfz-Industrie, stürzten die Exportzahlen im zweiten Quartal generell in den Keller, um sich dann wieder vergleichsweise schnell zu stabilisieren. Im Dezember 2020 verzeichnete die bayerische Industrie erstmals seit Dezember 2019 wieder einen Exportzuwachs. Insgesamt gingen die bayerischen Exporte gegenüber 2019 um 21,4 Milliarden Euro auf 168,2 Milliarden Euro zurück.
Mehr Exporte in die Türkei, nach Litauen oder Uganda
Zur Erholung trugen die Handelspartner in den verschiedenen Ländern in unterschiedlichem Maßstab bei. Während die Exporte nach China, Ungarn oder Polen bereits ab dem dritten Quartal wieder über dem Vorjahresniveau lagen, dauerte die Erholung der Handelsbeziehungen mit anderen Ländern länger, etwa bei Norwegen, den VAE oder Irland. „Die Exporte in die USA, nach Großbritannien, Italien oder Japan haben sich zwar in der zweiten Jahreshälfte ebenfalls stabilisiert, verzeichneten aber über das gesamte Jahr hinweg einen Negativtrend“, so Sara Franke, Leiterin International bei der IHK für Oberfranken Bayreuth. Ganz anders die Entwicklung der Exporte in die Türkei, nach Litauen oder Uganda: hier stiegen die Exporte selbst im zweiten Quartal, dem Höhepunkt der Exportkrise. Insgesamt sind die bayerischen Exporte auf das Niveau von 2013 zurückgefallen.
„2020 hat sich gezeigt, dass sich eine Resilienz bei den Lieferketten in beide Richtungen bezahlt machen kann, denn nicht alle Länder waren zur gleichen Zeit gleich stark von den Corona-Auswirkungen betroffen. Gerne unterstützen wir die Unternehmen, die sich international breiter aufstellen möchten“, so Franke.
USA bleibt als Abnehmerland führend
Trotz des großen Einbruchs der Exporte in die USA bleibt das Land weiterhin größter Abnehmer bayerischer Exporte mit 17,2 Milliarden Euro vor China (15,7) und Österreich (13,2). Großbritannien ist 2020 als Abnehmerland um einen Platz auf Rang 6 zurückgefallen, Japan von 14 auf 17, die Türkei kletterte von Rang 20 auf 18 und Taiwan von 28 auf 23. Tschechien bleibt unter den Abnehmerländern auf Rang 9.
Teils erhebliche Verschiebungen seit 2010
Seit 2010 gab es einige Verschiebungen bei der Bedeutung der Abnehmerländer, überraschenderweise fällt das Vereinigte Königreich nicht darunter. Zwar sanken die Exporte nach Großbritannien seit 2015 um 5,1 Milliarden auf 10,2 Milliarden Euro, diesem Bedeutungsverlust waren aber hohe Zuwächse um 5,9 Milliarden Euro seit 2010 vorangegangen.
Im vergangenen Jahrzehnt als Abnehmerland zurückgefallen sind vor allem Spanien (von Rang 8 auf 12), Brasilien (von 20 auf 28) Singapur (von 22 auf 31) und Iran (von 40 auf 71). Eingebrochen sind die Exporte vor allem nach Syrien, Afghanistan und Venezuela, nicht wirklich überraschend angesichts der Lage vor Ort.
Immer mehr an Bedeutung gewonnen haben dagegen China (von Rang 3 auf Rang 2 der wichtigsten Abnehmerländer), Polen (von 12 auf 7), Rumänien (von 25 auf 19), Malaysia (von 32 auf 24) und Mexiko (von 33 auf 22). Sogar 65 Plätze gut machen auf Rang 84 konnte Kambodscha.
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