Bayreuther Lehrstuhl „Umweltgerechte Produktionstechnik“ beim Bundespräsidenten zu Gast
Woche der Umwelt 2021
Am 10. und 11. Juni 2021 lädt der Bundespräsident zur „Woche der Umwelt“ ins Schloss Bellevue ein. Unter dem Motto „So geht Zukunft!“ werden Experten und Interessierte Prozesse des Umwelt-, Klima- und Ressourcenschutzes diskutieren. Unter den Ausstellern ist auch der Lehrstuhl Umweltgerechte Produktionstechnik der Universität Bayreuth. Er wird sich 2021 digital mit seinem Projekt „Adsorptive CO2-Rückgewinnung von Prozessgasen in der Anwendung in klein- und mittelständischen Brauereien“ auf der „Woche der Umwelt“ präsentieren.
„Adsorptive CO2-Rückgewinnung von Prozessgasen in klein- und mittelständischen Braustätten“ heißt das Projekt, mit dem sich der Lehrstuhl Umweltgerechte Produktionstechnik der Universität Bayreuth digital präsentieren wird. Das Projekt „Capturing and Storage of Carbon Dioxide (CaSCaDe)“ soll es – durch die Rückgewinnung von CO2 aus Brauereiprozessen – kleinen und mittelständischen Brauereien ermöglichen, sowohl Ausstoß als auch den Zukauf von Kohlendioxid drastisch zu reduzieren.
Bier und andere sprudelnde Getränke werden erst durch ihren CO2-Gehalt spritzig und erfrischend. Beim Bierbrauen entsteht diese Kohlensäure während der alkoholischen Gärung. Kohlendioxid wird beim Brau- und Abfüllprozess aber auch in großen Mengen zusätzlich gebraucht und daher zugekauft, bspw. zum Vorspannen und Entleeren von Lagertanks, beim Spülen von Leitungen. Etwa 48.000 t CO2 verbrauchen Klein- und Mittelstandsbrauereien daher pro Jahr alleine in Deutschland – hochgerechnet wird deutlich, wie wichtig eine Einsparung dieses Ausstoßes ist. Ungenutzt ausgestoßenes Kohlendioxid einerseits und zugekauftes „frisches“ CO2 andererseits zeigen das Potential des Ansatzes einer Kreislaufwirtschaft durch Rückgewinnung dieses Klimagases. Großbrauereien tun das längst, nur für kleine und Mittelständler – in Deutschland gibt es knapp 260, in Europa knapp 1.750 Brauereien dieser Größenordnung – lohnt es sich bislang noch nicht. Dieses Problems hat sich die Universität Bayreuth angenommen.
Die Lösung heißt CO2-Rückgewinnung aus Prozessgasen
Die mit adsorptiven Medien arbeitende CO2-Rückgewinnungstechnologie soll auch kleinen und mittleren Brauereien die wirtschaftliche Rückgewinnung von CO2 aus Prozessgasen eröffnen. Mit Unterstützung durch die Wissenschaftsförderung der Deutschen Brauwirtschaft sowie der Deutschen Bundesstiftung Umwelt verbessert der Lehrstuhl für Umweltgerechte Produktionstechnik der Universität Bayreuth in Kooperation mit dem Neumarkter Lammsbräu und dem Brauanlagenhersteller Kaspar Schulz aus Bamberg das Verfahren weiter. Ziel ist es, weitest möglich den gesamten CO2-Bedarf von Brauereien zu decken und zukünftig 100% des Gärungskohlendioxids zur Karbonisierung alkoholfreier Getränke zurückzugewinnen.
Bisher verfügbare Anlagentechnik nutzt konventionelle Gas-Wäschersysteme mit energieaufwändigen Trocknungs- und Verflüssigungsschritten, welche die Kohlensäure aufbereiten. Sie sind für kleine und mittlere Brauereien schlicht zu teuer. „Deswegen haben wir andere Wege gesucht“, sagt Dr.-Ing. Bernd Rosemann, Akademischer Direktor am Lehrstuhl Umweltgerechte Produktionstechnik. Die bei Lammsbräu erprobte „adsorptive Rückgewinnung von Betriebsgasen aus Spül- und Vorspannprozessen“ zeigt: „Unser Verfahren gewinnt CO2 nachhaltig und regenerativ“, so Rosemann.
Mit der Grundlagenforschung und realisierten Forschungsanlage wurde im Pilotbetrieb Lammsbräu mit Prozessgas aus Spül- und Vorspannprozessen nachgewiesen, dass ein Abtrennen, Aufkonzentrieren, Speichern und Rückgewinnen von CO2 im zyklischen Prozess des entwickelten Verfahrens grundsätzlich technisch umsetzbar ist. Ein Auffangen von CO2 ist selbst bei geringen Gasstromvolumina realisierbar. Die CO2-Rückführung in die Getränkeproduktion ist ökologisch vorteilhaft, produktionstechnisch naheliegend und ökonomisch erstrebenswert. Sie ist in der Anwendung in klein- und mittelständischen Brauereien neuartig und besitzt damit Modellcharakter für die gesamte Branche.
Aufgrund der Corona-Pandemie findet dieses Forum…
für Umwelt-, Naturschutz- und Klimathemen in diesem Jahr als hybrides Format statt: Im Schlosspark wird der Bundespräsident die „Woche der Umwelt“ eröffnen, es wird eine Hauptbühne mit mehreren Diskussionsrunden geben, die per Stream verfolgt werden können. Außerdem werden sich über 200 Fachleute in diversen Fachforen austauschen, die als Webinare stattfinden und ebenfalls gestreamt werden. Auch die Projektaussteller, wie der Lehrstuhl Umweltgerechte Produktionstechnik der Universität Bayreuth, werden sich 2021 auf der Internetseite der „Woche der Umwelt“ digital präsentieren: https://woche-der-umwelt.de
Die „Woche der Umwelt“ findet nach den Veranstaltungen in den Jahren 2002, 2004, 2007, 2012 und 2016 zum sechsten Mal auf Einladung des Bundespräsidenten und der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) statt. Der Lehrstuhl Umweltgerechte Produktionstechnik der Universität Bayreuth ist als ausgewählter Aussteller im Jahr 2021 bereits zum dritten Male nach 2002 und 2016 vom Bundespräsidenten eingeladen, mit dabei zu sein.
Neueste Kommentare