Bericht zum Bamberger „Liberalen Baukongress 2021: Wohnen und Bauen der Zukunft“ in der BROSE ARENA
Diskussion nur per Livestream – Nachverfolgung auf Youtube
Zum „Liberalen Baukongress 2021: Wohnen und Bauen der Zukunft“ hatten der oberfränkische Abgeordnete Sebastian Körber aus Forchheim und die FDP-Fraktion im Bayerischen Landtag Leistungsträgern und Multiplikatoren der Bau-, Wohnungs- und Immobilienbranche in Oberfranken und der Region in die BROSE ARENA in Bamberg eingeladen. Trotz erster positiver Entwicklungen bei der Bekämpfung der COVID-19-Pandemie war an eine ursprünglich vorgesehene Präsenzveranstaltung mit mehr als 100 angemeldeten Fachbesucherinnen und Fachbesuchern noch nicht zu denken. Die Diskussion der zugesagten Experten zu den Themen „Bauen der Zukunft“, „Eigentum fördern“ und „Wohnraum schaffen“ konnte vom Publikum daher nur via Livestream verfolgt werden.
Auf dem Podium vor Ort diskutierte Dr. Volker Wissing, Generalsekretär der FDP und bis vor Kurzem noch stellv. Ministerpräsident von Rheinland-Pfalz sowie Landesminister für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau mit Rudolf Limmer (Präsident des Verband Wohneigentum in Bayern), Monika Schmid-Balzert (Geschäftsführerin des Deutscher Mieterbund in Bayern), Wolfgang Schubert-Raab (Präsident des Landesverbands Bayerischer Bauinnungen, LBB) und Andrea Heil (Mitgründerin und Sprecherin der Architects for Future in Bayern).
Unter Moderation des Architekten sowie bau- und wohnungspolitischen Sprechers der FDP-Fraktion im Bayerischen Landtag Sebastian Körber zeigte sich erstaunlich viel Konsens und interessante Erkenntnisse. Insbesondere die Chancen und Möglichkeiten einer Sanierung im Bestand wurden unisono durch alle Teilnehmer in den Fokus gestellt.
Frau Andrea Heil (Architects for Future) fordert „erstmal den Bestand zu nutzen“ und hofft das in Zukunft auch wieder mehr Menschen im Bestand wohnen: „Wir müssen Leerstand erfassen und managen. Was die Bodenpreise betrifft, macht es Sinn, aufzustocken, umzunutzen und umzubauen. Wir arbeiten gerade an einer Musterumbauordnung, um das Bauen im Bestand zu erleichtern, was dann auch wieder günstigen Wohnraum schaffen könnte.“
Der Präsident des Bayerischen Baugewerbes merkt hierzu an, dass mehr als 70 Prozent der Bauaufgaben im Bestand stattfinden. Herr Wolfgang Schubert-Raab äußert daher auch den Appell unsere Ausbildung darauf auszurichten: „Weder im Studium noch in der Facharbeiterausbildung geschieht das. Wir bemühen uns aktuell das mit der Hochschule Coburg ins Leben zu rufen – derzeit leider ohne Erfolg.“
Diesem Appell hatte sich in der Vergangenheit auch die FDP-Fraktion im Bayerischen Landtag angeschlossen. In einem Änderungsantrag zum Haushaltsentwurf 2021 forderte Sebastian Körber, MdL einen Studiengang „Bauerhalt und historische Werktechniken“ mit Erstmitteln auszustatten: „Die Themen Bauerhalt, Umnutzung und Bauwerksanierung werden zukünftig eine immer bedeutsamere Rolle spielen. Daher wäre die Errichtung eines neuen Studiengangs in Zusammenarbeit mit der Hochschule Coburg, der Otto-Fridrich-Universität Bamberg und der Handwerkskammer Oberfranken im Bereich des Bauerhalts und der historischen Werktechniken zu begrüßen.“
Das Thema Mieten wurde auf dem Podium kontrovers diskutiert.
Monika Schmid-Balzert ist Geschäftsführerin des Deutschen Mieterbunds in Bayern. Sie fordert einen „bundesweiten Mietenstopp“ und eine „vernünftige Landesentwicklungspolitik“. Sie meint „Wirtschaftspolitik ist auch Wohnungspolitik“: „Da der Markt die Mietpreisexplosion nicht regelt, brauchen wir einen bundesweiten Mietenstopp als Atempause bis andere erforderliche Maßnahmen auf den Wohnungsmarkt wirken. Die Höhe der Mieten hängt unmittelbar von den Baukosten – Bodenpreis, Baumaterial und Löhne – ab. Daher müssen wir die Baukosten – vor allem die spekulativen Bodenpreise gerade in den Ballungsgebieten – in den Griff bekommen.“
Sebastian Körber, MdL verweist darauf, dass der beste Mieterschutz ausreichend bezahlbarer Wohnraum ist: „Eigentlich müssten in Bayern jährlich 70.000 neue Wohneinheiten errichtet werden, um den Bedarf an Wohnraum zu decken. Dieses Ziel wird jährlich verfehlt. Massiv steigende Grundstückspreise und viel zu ambitionierte Vorschriften sorgen für hohe Mietpreise. Um dem entgegenzuwirken möchten wir die Voraussetzungen schaffen, das schneller, mehr und kostengünstiger gebaut wird.“
Hinsichtlich der Preis- und Kostensteigerungen macht die Preisexplosion im Materialbereich dem LBB-Präsidenten Wolfgang Schubert-Raab großen Kummer: „Bauunternehmen sind verunsichert bei der Erstellung von Angeboten, Kunden bei der Auftragserteilung. Wir müssen dazu kommen das wir wieder Freude am Bauen haben.“
Bezüglich Materialkosten bzw. „explodierender Rohstoffpreise“ sieht Frau Andrea Heil im kreislaufgerechten Bauen eine mögliche Lösung: „Wir haben jede Menge Rohstoffe hier in Deutschland – verbaut in unseren Gebäuden und wir sind gleichzeitig abhängig von den Importen, wie wir jetzt gesehen haben. Deswegen ganz klares Statement für die Kreislaufwirtschaft, damit wir uns unabhängig machen. Da können wir ein zweites Wirtschaftswunder schaffen, indem wir ein Innovationsstandort werden für kreislaufgerechtes Bauen.“
Beim Thema Wohneigentumsbildung führte der Moderator und FDP-Bauexperte Sebastian Körber eingangs an: „Zwei Drittel der deutschen Mieter würde sich gerne den Traum vom Eigenheim erfüllen. Unter den Mitgliedstaaten der OECD steht Deutschland mit seiner Wohneigentumsquote aber an vorletzter Stelle.“
Dr. Volker Wissing (FDP) spricht davon „Deutschland zu einer Eigentümernation machen“ zu wollen: „Als FDP wollen wir es den Menschen leichter machen eine Immobilie zu erwerben. Dies wollen wir u.a. durch die Einführung eines Freibetrags bei der Grunderwerbsteuer erreichen. Das ist für viele Familien eine entscheidende Hürde weniger um sich den Traum vom Wohnen in den eigenen vier Wänden zu ermöglichen. Wohnen in den eigenen vier Wänden ist darüber hinaus ein wichtiger Beitrag zur privaten Altersvorsorge – da man im Alter mietfrei in der eigenen Immobilie wohnen kann.“
Der aus Selb im oberfränkischen Landkreis Wunsiedel kommende Präsident des Verbands Wohneigentum in Bayern, Rudolf Limmer, ist der Meinung, dass Wohneigentum schützenswert ist. Die Bundes- und Staatsregierung unternimmt seiner Einschätzung nach nicht genug für das Thema Wohneigentum. Auch er sieht in der Grunderwerbsteuer einen Ansatzpunkt: „Wann baue ich? Wenn ich das Gefühl habe, dass mein Umfeld passt und ich das auch die nächsten Jahrzehnte abbezahlen kann. Aber der Staat hat Mittel um unterstützen zu können. Wir fordern seit Jahren das die Grunderwerbsteuer für den Erstkauf – egal ob Eigentumswohnung oder Einfamilienhaus – wegfallen muss. Das macht gerade in Ballungszentren, in denen ich hohe Grundstückspreise habe, sehr viel Geld aus.“
Den „Liberalen Baukongress 2021: Wohnen und Bauen der Zukunft“ können Sie hier nochmal in der Wiederholung einsehen:
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