Kaltes Regenwetter erschwert Mauerseglern und Schwalben die Nahrungssuche

Flugjäger finden weniger Insekten – LBV gibt Ratschläge für nasse und flugunfähige Vögel

In den letzten Tagen erreichen den LBV immer wieder Meldungen über flugunfähige Mauersegler und Schwalben. Diesen Vogelarten, die im freien Luftraum jagen, setzt die derzeitige kalte und nasse Wetterlage stark zu.  Wegen des Regens fliegen weniger Insekten, welche die Vögel als Nahrung erbeuten könnten. „Insekten wie Schwebfliegen, fliegende Blattläuse und fliegende Ameisen dienen als wichtiges Nahrungsangebot für Mauersegler und Schwalben. Erfolgreich und ausreichend jagen können die Vögel diese Fluginsekten nur, wenn es nicht dauernd regnet“, sagt die LBV-Biologin Corinna Lieberth. Entkräftete, durchnässte und flugunfähige Mauersegler oder Schwalben benötigen deshalb Unterstützung. Der LBV erklärt, worauf man bei der ersten Hilfe für die betroffenen Vögel achten muss.

Das nasskalte Wetter hindert aktuell die Insekten an der Entwicklung und am Flug. Neben Mauerseglern und Schwalben finden deshalb auch viele Fledermäuse weniger Nahrung. „Mauerseglernestlinge können zwar in eine Hungerstarre fallen und so mehrere Tage ohne Futter überbrücken. Bei den erwachsenen Tieren funktioniert das jedoch nicht länger als ein bis zwei Tage“, so Corinna Lieberth. Erst bei wärmeren Temperaturen entwickeln sich wieder ausreichend Insekten, die Mauersegler und Schwalben für sich und ihre Jungen erbeuten können. So sparen sie auch wertvolle Energie, da sie ihre eigene Körpertemperatur leichter halten können. „Bleibt das Wetter aber nass und kalt, wird es dieses Jahr bei den Insektenjägern wohl nur wenig Nachwuchs geben“, sagt Lieberth. Die Artenschützerin betreut das vom bayerischen Umweltministerium geförderte Projekt „Der Spatz als Botschafter der Stadtnatur“, das den Schutz von Vogelarten wie Mauerseglern und Schwalben im Fokus hat.

Findet man einen Vogel am Boden, der sich nass und kalt anfühlt, sollte man ihn vorsichtig mit Küchen- oder Toilettenpapier abtrocknen und in einen Karton mit Luftschlitzen setzen. „Um das Verletzungsrisiko zu minimieren, sollte der Karton mit Küchenpapier ausgepolstert werden und nicht zu groß sein, um eventuelle Flugversuche zu verhindern. Anschließend sollte man den Karton verschließen und ihn bei Zimmertemperatur an einen ruhigen Ort stellen“, rät die LBV-Biologin. Oftmals reicht es den Tieren bereits, wenn sie sich ein paar Stunden im Trockenen ausruhen können. Bei einer möglichen Fütterung sollte man beachten, dass Mauersegler und Schwalben reine Insektenfresser sind. „Geeignete Futtertiere finden sich in einigen Baumärkten oder im Zoofachhandel, bewährt haben sich kleine Heimchen oder Grillen“, so Lieberth weiter. Die Tiere fressen aber nicht selbstständig aus der Futterschale, sodass das Futter den Mauerseglern und Schwalben mit einer Pinzette angeboten werden muss. Leider gestaltet sich die Fütterung, die in etwa stündlich erfolgen sollte, nicht ganz einfach. Im Zweifelsfall ist es besser, die Vögel zu einer auf die Art spezialisierten Auffangstation zu bringen.

Eine Versorgung von geschwächten Altvögeln ist je nach Ernährungszustand zwischen ein und vier Tagen nötig. Bei noch nicht flüggen Jungvögeln dauert es deutlich länger, bis sie flugfähig sind. Ob ein geschwächt aufgefundener Altvogel nach der Erstversorgung noch weiterer Hilfe bedarf, zeigt sich beim Freilassen. „Auf einer offenen, großen Fläche, wie zum Beispiel einer Wiese, nimmt man das Tier auf die Hand und hält es mit der anderen kurz fest, damit es sich orientieren kann. Wenn der Pflegling von der flachen, weit nach oben gestreckten Hand selbstständig startet, ist er ausreichend gestärkt. Auf keinen Fall darf man den Vogel von einem Balkon oder aus einem Fenster in die Luft werfen, da bei einer weiteren Bruchlandung schwere Verletzungen drohen“, erklärt Corinna Lieberth. Falls der Vogel den selbstständigen Start von der Hand nicht schafft oder eine erneute Notlandung hinlegt, sollte er in die fachkundigen Hände einer Vogelauffangstation gegeben werden.