Stellungnahme des Coburger Oberbürgermeisters Dominik Sauerteig zur Corona-Lage
„Erneut ist Coburg bundesweit an der Spitze der Inzidenzwerte. Das ist ein schlimmes Zeichen. Ich fühle mich an die Zeit im Spätherbst erinnert, als sich die Stadt Coburg sehr lange gut gehalten hatte, dann aber doch hohe Infektionsraten hinnehmen musste, wie sie vorher schon in den umliegenden Landkreisen zu verzeichnen waren.
Aber wir sollten die Lage nicht dramatisieren. Fakt ist: Bundesweit gehen die Inzidenzzahlen nach unten, während unsere leider steigen. Ich führe dies nicht zuletzt darauf zurück, dass Stadt und Landkreis Coburg bei der Zuteilung der Impfdosen durch den Freistaat seit Jahresanfang benachteiligt waren. Coburg hatte seine Hausaufgaben sehr früh gemacht, das Impfzentrum in Witzmannsberg war schon im Dezember bereit für seine Aufgaben. Wir haben sogar eine große Außenstelle in Coburg, könnten also sehr viel Impfungen täglich vornehmen. Leider wurde unserem Impfzentrum deutlich weniger Impfstoff zugeteilt, als anderen in der näheren und weiteren Umgebung.
Das habe ich gemeinsam mit Kollegen und Mitstreitern aus der Region gegenüber dem Freistaat deutlich bemängelt. Erst daraufhin haben wir diese Woche ein Zusatzkontingent von 3200 Impfdosen Johnson & Johnson erhalten. Endlich, möchte ich betonen. Wenn wir genug Impfstoff für unsere personellen und technischen Kapazitäten erhalten hätten, hätten wir heute in Coburg sicher schon weit über 50 Prozent geimpfte Bürgerinnen und Bürgern. Und die Inzidenzwerte wären niedriger.
Die Ungeduld der Coburgerinnen und Coburger kann ich gut verstehen. Auch ich habe keine Lust mehr, immer weiter Durchhalteparolen zu verkünden. Und auch ich würde gern nach dem Büro Freunde treffen. Es bleibt uns aber nichts Anderes übrig, als dass wir nun noch ein klein wenig die Zähne zusammenbeißen und uns zurückhalten. Denn wir wollen ja alle, dass bald die Biergärten, die Cafés und die Läden wieder öffnen können. Das dürfen sie nur, wenn der Inzidenzwert deutlich runtergeht. Überall zeigt der Trend deutlich nach unten. Wenn wir uns alle gemeinsam disziplinieren, wird auch uns dieser Trend bald erfassen.
Ich hoffe nun, dass das Impfzentrum weiter zusätzlichen Impfstoff erhält, so wie Hof oder Tirschenreuth, als deren Inzidenzwerte sehr hoch waren. Ich appelliere daher an die Bayerische Staatsregierung: Bitte schicken Sie uns mehr Impfdosen! Auch Coburg möchte alsbald öffnen können.
Bei dieser Gelegenheit möchte ich mich bei allen Mitarbeitern im Impfzentrum ausdrücklich bedanken: Sie tun einen tollen Job! Er wird nur geschmälert dadurch, dass nicht genügend Impfstoff ankommt.
Eine Verschärfung der Corona-Regeln, wie von der Regierung von Oberfranken erst kürzlich gefordert, lehne ich vorerst ab, weil zielgerichtete Maßnahmen angesichts der fehlenden Nachvollziehbarkeit der Infektionswege nicht identifiziert werden können. Zudem tragen weitere Regeln nicht zu einer Akzeptanz in der Bevölkerung bei. Aber auf die Akzeptanz der Bürgerinnen und Bürger sind wir dringend angewiesen.
Trotz der hohen Werte ist die Situation übrigens eine ganz andere als zur Jahreswende. Oder gar vor einigen Wochen in Hof, Hildburghausen oder Tirschenreuth. Auch daher halte ich eine Dramatisierung der Situation für nicht angebracht. Glücklicherweise sind sehr viele Menschen über 70 Jahre und weite Teile der Risikogruppen geimpft.
Dennoch nehme ich die Lage nicht auf die leichte Schulter, sondern sehr ernst. Wir müssen alle verantwortlich handeln, damit wir endlich wieder weitgehend normal leben können. Bitte, halten Sie sich an die Abstandsregeln, an die Maskenpflicht, wo immer sie angesagt ist, an das Kontaktverbot und an die Ausgangssperre. Bei der tückischen, hochinfektiösen britischen Variante des Virus‘ kann schon ein Gespräch über den Gartenzaun oder in der Spit ohne Maske anstecken.
Wir beobachten die Lage ununterbrochen. Der Krisenstab der Stadt tagt mehrmals täglich. Für hoffentlich mehr Akzeptanz der Regeln habe ich eine Kampagne im Radio und auf Social Media veranlasst. Sollten die Zahlen weiter hochgehen, wird diese Kampagne ausgeweitet. Und notfalls werden wir sogar die Regeln verschärfen müssen. Dies aber nur als letzte Möglichkeit.
Wir werden es auch diesmal schaffen – gemeinsam!“
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