Erlanger „Toy Run“ fährt Corona-bedingt ungewohnte Wege
Geschenke auf 72 Rädern – Freude bei jungen Patienten riesig
Ausgeklügelter Zeitplan statt kunterbunter Fahrzeugschlange: Auch in diesem Jahr musste wegen der Corona-Pandemie auf den beliebten Motorradkorso anlässlich des Toy Run verzichtet werden. Doch von einem Virus lassen sich Biker nicht abhalten, das stellten sie am vergangenen Samstag (08.05.2021) eindrucksvoll unter Beweis. „Biker mit Terminvereinbarung“, berichtet Marion Müller, 1. Vorsitzende des Vereins Toy Run – Träume für kranke Kinder Erlangen, lachend. „Wir haben die Teilnehmerzahl auf zwei Personen pro Club beschränkt und sie mussten diesmal nacheinander kommen – jedes Duo zum vorher vereinbarten Zeitpunkt.“ So rollten beim 27. Toy Run 32 Biker auf Motorrädern und zwei THW-Fahrzeuge in den bunt geschmückten Wirtschaftshof der Kinder- und Jugendklinik (Direktor: Prof. Dr. Joachim Wölfle) des Universitätsklinikums Erlangen. Im Gepäck hatten sie Spielzeug- und Geldspenden im Wert von insgesamt 20.000 Euro. „Kinder, Eltern und Mitarbeiter konnten das Geschehen von den Balkonen aus beobachten – die Freude war trotz des Motorenknatterns gut zu hören“, schildert Marion Müller das Szenario. Gemeinsam mit Klinikdirektor Prof. Wölfle und Erlangens Oberbürgermeister Dr. Florian Janik nahm sie die Päckchen und Schecks stellvertretend für die jungen Patienten entgegen.
„Nachdem der Toy Run bereits im vergangenen Jahr nicht wie gewohnt stattfinden konnte, erreichten uns in den vergangenen Wochen sehr viele Nachfragen, ob und wo der Motorradkorso denn in diesem Jahr durchgeführt werden könne“, sagt Marion Müller. „Um Menschenansammlungen zu vermeiden, mussten wir leider erneut auf die beeindruckende ‚Schlange‘ aus bis zu 1.000 Zwei-, Drei- und Vierädern verzichten.“ Die angeblich so hartgesottenen Biker aus ganz Deutschland ließen sich vom Coronavirus allerdings keinen Strich durch die Rechnung machen und organisierten im Rahmen der Möglichkeiten einfach um. Jeder Club schickt zwei Vertreter, die getrennt von den anderen Duos anreisten, und die Zahl der Helfer wurde auf ein Minimum reduziert.
„Das beliebte Fest musste leider ebenfalls ausfallen“, bedauert Marion Müller, die als leitende Erzieherin in der Kinderklinik des Uni-Klinikums arbeitet. „Als Übergabeort haben wir den Wirtschaftshof gewählt, damit möglichst viele Kinder von den Balkonen einen Blick auf die Fahrzeuge erhaschen können. Außerdem sind dort Übergaben mit angemessenem Abstand an der frischen Luft möglich.“ Dank eines extra installierten Flaschenzugs konnten einige Geschenke sogar nach oben auf die Balkone gezogen werden. „Aufgrund der Corona-Pandemie ist das Leben unserer teils sehr schwer kranken Patienten zusätzlich eingeschränkt“, erläutert Prof. Wölfle. „Sie erhalten viel weniger Besuch, da jeweils nur eine Begleitperson erlaubt ist, und es gibt leider auch weniger Angebote zur Ablenkung vom Krankenhausalltag. Umso beeindruckender, was die Biker hier auf die Beine gestellt haben! Dafür bedanke ich mich im Namen aller Patienten und Mitarbeiter sehr herzlich.“
Eine Idee, die weiterlebt
Der selbst an Krebs erkrankte US-Amerikaner Jay Glasgow initiierte im Jahr 1995 den ersten Motorradkonvoi zur Kinderklinik des Uni-Klinikums Erlangen. Jay Glasgow überlebte seine Erkrankung nicht, aber seine Idee lebt durch den Verein „Toy Run – Träume für kranke Kinder Erlangen“ weiter.
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