Neue Studie aus Bayreuth: Deutlicher Anstieg des Radfahrens in Großstädten nach Lockdown-Beginn 2020
Die pandemiebedingte Schließung von Sportplätzen, Sporthallen und Fitness-Studios in Deutschland hat zu einem signifikanten Anstieg des Radfahrens in den öffentlichen Grünanlagen von Großstädten geführt. Zu diesem Ergebnis kommen Forscher*innen der Universität Bayreuth in einer neuen, in PLOS ONE veröffentlichten Studie. Die Untersuchung beruht auf anonymisierten Daten der Fitness-App von Strava, die weltweit von mehr als 73 Millionen Menschen genutzt wird.
„Wir wollten herausfinden, wie die Menschen in Deutschland seit Beginn des Lockdowns im März 2020 auf die zunehmenden Beschränkungen ihrer gewohnten sportlichen Aktivitäten reagiert haben. Insbesondere interessierten wir uns für die Frage, ob sie auf Outdoor-Aktivitäten ausweichen, die mit den von Bund und Ländern beschlossenen Beschränkungen sowie mit den Regeln des ‚Social Distancing‘ vereinbar sind. Die Fitness-App von Strava, die mit GPS-Daten arbeitet und die Bewegungsprofile der Nutzer*innen mit hoher Genauigkeit erfasst, eignen sich für eine solche Studie besonders gut. Bei der Auswertung haben wir uns auf einen Vergleich des Radfahrens in großen Ballungszentren und in ländlichen Räumen konzentriert“, sagt die Bayreuther Sportökologin Anne-Marie Schweizer M.A., Erstautorin der Studie und Mitarbeiterin von Prof. Dr. Manuel Steinbauer, dem Leiter der Studie.
Insgesamt wurden die 15 bevölkerungsreichsten Großstädte sowie sieben ländlich geprägte Regionen für die Studie ausgewählt. In diesen Regionen – beispielsweise im Bayerischen Wald, dem Harz, der Hohen Mark oder der Ostsee-Insel Usedom – ließ sich keine durch den Lockdown verursachte Steigerung von Radsport-Aktivitäten feststellen. In den großen Metropolen hingegen wurde das Radfahren, vor allem in öffentlichen Parks, immer beliebter. Bereits im April 2020 erhöhten sich die Radsport-Aktivitäten in städtischen Grünanlagen sprunghaft um 81 Prozent gegenüber den Vormonaten. Im Zeitraum April bis Juni 2020 stiegen sie durchschnittlich um 55 Prozent an. Um diese Entwicklungen aus dem umfangreichen Datenmaterial der Strava-App herauszuarbeiten, mussten die Wissenschaftler*innen sowohl wetterbedingte Einflüsse auf das Radfahr-Verhalten als auch die steigende Anzahl der Sportler*innen berücksichtigen, die sich im Verlauf der Covid-19-Pandemie für die App registriert hatten.
„Der Trend zum Outdoor-Sport in den städtischen Zentren wurde vermutlich auch durch den sprunghaften Anstieg der Kurzarbeit gefördert – um 17 Prozent von Januar bis April 2020. So hatten Berufstätige in den Städten mehr Zeit für Outdoor-Sport. Darüber hinaus zeigt das beliebte Radfahren in öffentlichen Parks und anderen innerstädtischen Grünanlagen natürlich auch das Bedürfnis der Menschen, unter den oft bedrückenden Einschränkungen des Lockdowns etwas für ihre Gesundheit und ihr seelisches Wohlbefinden zu tun“, sagt Schweizer und verweist auf die Folgen der von Bund und Ländern getroffenen Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie: 27,6 Millionen Mitglieder in Sportvereinen und 11,7 Mitglieder in Fitness-Studios konnten ihr gewohntes regelmäßiges Training in den Monaten April bis Juni 2021 nicht länger fortsetzen.
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