BU Walsdorf: „eine gelungene ReFood-Werbebroschüre“
„Das ist eine wirklich gelungene Werbebroschüre für die Firma ReFood“, urteilt die „Bürger- und Umweltinitiative Walsdorf, hier leb´ ich noch gern“ (BU). Sie blickt dabei auf die im Amtsblatt abgedruckten, achtseitigen Ausführungen der Gemeinde zur strittigen Neuansiedlung von ReFood im Ortsteil Hetzentännig. Wie bei der Online-Bürgerkonferenz vor knapp einem Monat angekündigt, wurden nunmehr die Fragen der Bürger (nach Sortierung durch den Gemeindepfarrer ) beantwortet. Das sei viel Arbeit gewesen, nickt auch die BU die Feststellung von 1. Bürgermeister Wolff und von 2. Bürgermeister Huttner (beide FL) als Unterzeichner des Schriftstücks ab.
Allerdings, so die Kritik der Bürgerinitiative , sei die Darstellung sehr einseitig ausgefallen.
Immerhin: aus den ursprünglich so verniedlicht dargestellten 15 Klein-LKWs, die vorerst zum Einsatz kämen, steht jetzt in dem Mitteilungsblatt zu lesen, dass es in der von ReFood angestrebten Ausbaustufe 60 Fahrten täglich sein würden. Diese Transporte finden, zusammen mit ca 6 zusätzlichen, täglichen Fahrten von 40-Tonnen-Tanklastzügen zudem nicht mit den anfangs so betitelten „Klein-LKWs, sondern mit stattlichen 12- bis 15-Tonnern statt. Hinsichtlich der aufgelisteten Fahrten und Routen ist gleichfalls die dazugehörige Überschrift irreführend. .
Aufgelistet werden demnach von der Gemeinde/von ReFood 36 Fahrten über die Nordroute/Tütschengereuth und 24 Fahrten über die Südroute/Walsdorf. Ergibt in Summe die erwähnten 60 Fahrten. Betitelt wird dieser Fakt mit „30 Touren täglich“. Hier werde viel schöngeschrieben und schöngerechnet, attestiert die Bürgerinitiative.
Entsprechend kritisch sehen die BU-Aktiven viele weitere Aussagen der Gemeinde Walsdorf im Amtsblatt. Es lese sich demgemäß auch entsprechend stimmig und der geneigte Leser käme ganz automatisch zu dem Schluss, dass es so schlecht mit der geplanten Niederlassung des Recylingunternehmens nicht sein könne. Allerdings kommt es nach Ansicht der BU sehr darauf an, zwischen den Zeilen zu lesen und vieles zu hinterfragen.
Nur einige wenige Beispiele:
„Es würde sowieso keinen Platz für eine Biogasanlage in Walsdorf geben“, argumentieren die Bürgermeister Wolff und Huttner. In Schwallungen, dem 160km entfernten ReFood-Betrieb, steht auf vergleichbar gleich großer Fläche neben der wie in Walsdorf geplanten Entsorgungseinrichtungen eine Biogasanlage, hält die BU entgegen.
Auch die Tatsache, dass Bürgermeister Wolff mit vier Gemeinden bzw. Städten, welche gleichfalls ReFood-Standort sind, Kontakt aufgenommen habe, wird von der BU registriert. Allein, die Auswahl scheint begrenzt. Schließlich zählen zu den Gesprächspartnern der Bürgermeister von Eltmann/Limbach, (welcher den Betrieb ohnehin erklärtermaßen behalten möchte) Trossingen , wo eine technisch ausgereifte Anlage gemäß dortigen Auflagen gebaut wurde, welche hier nicht gelten und wo auch, anders wie in Bayern, das Plastik von den Nahrungsmitteln getrennt werden muss. Weitere Kandidaten der Gespräche kamen aus Paderborn und Hude. Eine gelungene Auswahl also.
Leider nicht telefoniert habe der Bürgermeister jedoch mit der einen oder anderen der 16 weiteren ReFood-Kommunen, bei denen es möglicherweise nicht so idyllisch aussieht, wundert sich die BU.
Beispielsweise wäre ein Telefonat mit dem Bürgermeister von Schleswig sicherlich aussagekräftig gewesen. Dort hatte sich immerhin als Folge der mitgeschredderten Plastikverpackungen eineUmweltverschmutzung von immensem Ausmaß an der Schlei ergeben. Auch, dass die Stadtwerke Schleswig daraufhin mit sofortiger Wirkung ihren Kläranlagen-Vertrag mit ReFood kündigten, dass die strafrechtliche Beurteilung nach wie vor aussteht, wird von den zwei Walsdorfer Bürgermeistern milde beurteilt. Man sei zu der Einsicht gelangt, dass es sich hier um einen Einzelfall handelt, der nicht auf Walsdorf übertragbar ist, heißt es von beiden Gemeindeoberhäuptern.
Aufschlussreich gewesen wäre vermutlich auch ein Gespräch mit der Kommune Marl. Allerdings nur bedingt, denn die dortige Umweltinitiative hatte jahrelang zusammen mit den Grünen gegen den Widerstand des dortigen Rethmann-freudigen Bürgermeisters, gegen Lärm und Gestank der dortigen Rethmann-Tochterkonzerne und gegen eine geplante Ausweitung des Betriebs in ein Naturschutzgebiet gekämpft. Die Landschaftszerstörung konnten sie letztlich verhindern, Lärm und Gestank sind geblieben.
In diesem Tenor also, meinen die „Bürgeraktiven“, lasse sich eine Vielzahl der im Amtsblatt getroffenen Aussagen völlig anders lesen und widerlegen. Letztlich, so ihre Überlegung, sei auch nicht nachvollziehbar, was an der geplanten REFood-Niederlassung gemäß Gemeinde-Einschätzung so „nachhaltig“ sei! Selbstverständlich müssten Lösungen gefunden werden, um Speisereste und überlagerte Nahrungsmittel sinnvoll zu verwerten. Warum dies jedoch unbedingt in Walsdorf mit seiner direkten Nähe zu Wohngebieten und deutlichen Entfernung zur Autobahn geschehen müsse, warum dazu 27.000 qm wertvolle Ackerfläche zubetoniert werden müssen, während in Limbach ein funktionierender , aber nicht optimierter Betrieb brach liegen würde, bleibe unverständlich.
Nachhaltigkeit sei zudem nur dann gegeben, wenn Energie vor Ort erzeugt würde. Genau dies fände aber nur bedingt statt und wäre nur durch eine Biogasanlage als logische Folge gegeben. Genau zu deren Bau soll es aber gemäß Zusicherung des Gemeindegremiums in keinem Fall kommen. Eine schlüssige Antwort ist dies demnach nicht und nachhaltig ebenso wenig, schlußfolgert die Initiative.
Einig wiederum ist sich die Bürgerinitiative mit dem Gemeinderat dahingehend, dass der Verkauf der Ackerfläche zumindest vorübergehend die Finanzkraft der Gemeinde verbessern würde. Allerdings auch hier: für wie lange und zu welchem Preis? Immerhin deckelt der erwartete Erlös von 600 000€ aus dem Ackerverkauf gerade zur Hälfte die 280 000€-teure Pflasterung der Außenanlagen für das aufwändig restaurierte Prestige-Objekt Herzogscheune in der Ortsmitte.
Birgit Wolfrum-Reichel / BU
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