Fränkischer Sängerbund freut sich auf ein großes Chorereignis in Bad Brückenau
Gemeinsames Chorsingen ist derzeit verboten. Nicht hingegen komponieren: Mit dem 32. Valentin-Becker-Kompositionswettbewerb für Chormusik setzt der Fränkische Sängerbund (FSB) ein Zeichen des Aufbruchs. Bad Brückenau, in dem der Wettbewerb traditionell stattfindet, arbeitet gemeinsam mit dem FSB an einem Veranstaltungskonzept, um dem Preis noch mehr öffentliche Aufmerksamkeit zu verschaffen.
„Professionelle Kompositionen, die auch von ambitionierten Laienchören gesungen werden können – das ist seit 1953 das Ziel des Kompositionswettbewerbs“, erklärt der musikalische Leiter des FSB, Gerald Fink. „Wir wollen neue Chorwerke würdigen und auszeichnen, die nach der Pandemie mit besonderer Freude gesungen werden können.“ Fink, der den Juryvorsitz haben wird, freut sich „auf viele spannende und kreative Wettbewerbsbeiträge“. Der Bundeschorleiter weiß: „Die Chorszene ist noch da und immer interessiert an neuen Stücken.“
Der Preis soll Stadt und Sängerbund zufolge eine Entwicklung durchlaufen und sich als eine Art Marke etablieren. „Wir waren uns einig, dass im Kompositionspreis noch viel Potenzial steckt“, erklärt Jan Marberg, Kulturamtsleiter von Bad Brückenau am Fuße der Rhön. „Im Fokus dabei: Wie schaffen wir es, nicht nur mehr Komponist*innen, sondern auch neues Publikum, das bislang zur Chormusik wenige bis keine Berührungspunkte hatte, für den Preis zu begeistern?“ Dazu werden derzeit eine Reihe von Ideen entwickelt.
„Für unsere Stadt, ja die ganze Region ist dieser Wettbewerb von großer Bedeutung“, betont Bürgermeister Jochen Vogel. „Das Festkonzert zum Abschluss ist immer schon einer der Höhepunkte in unserem Kulturkalender.
Der Wettbewerb für Chormusik findet alle drei Jahre statt. Eingesandt werden können neue A cappella-Werke oder Werke mit bis zu drei Instrumenten für alle Chorgattungen. Die Stücke sollen einen mittleren Schwierigkeitsgrad nicht übersteigen und für ambitionierte Laienchöre singbar sein. Die Ausschreibung ist auf der Homepage des FSB (www.fsb-online.de) abrufbar. Einsendeschluss ist der 1. Oktober 2021. Mit einem großen Festkonzert in Bad Brückenau findet der Kompositionswettbewerb im Herbst 2022 seinen Abschluss.
Für die sechsköpfige Jury, die Ende 2021 zusammentritt, konnte unter anderem Franny Fuchs gewonnen werden. Die 36-Jährige arbeitet als Dozentin an der Hochschule für Musik in Würzburg und leitet mehrere Chöre. Die Rottendorferin gibt Fortbildungen für Jazz-Popchorleiter, Stimmbildner und Coachings für Chöre.
Prof. Dr. Heike Henning (46) ist Professorin für Instrumental- und Gesangspädagogik am Mozarteum Salzburg und Leiterin des Zentrums für chorpädagogische Forschung und Praxis. Sie ist seit vielen Jahren eine gefragte Expertin für Kinderstimmbildung und (Kinder-)Chorleitung.
Prof. Dr. phil. Friedhelm Brusniak (70) ist Lehrstuhlinhaber i.R. für Musikpädagogik an der Uni Würzburg. Der Musikwissenschaftler und –pädagoge ist Präsident des Fränkischen Sängerbundes.
Dr. Gerald Fink leitet mehrere Chöre und Orchester und ist als Kirchenmusiker in Herzogenaurach tätig. Die Kompositionen des FSB-Bundeschorleiters wurden vielfach preisgekrönt.
Dr. Wolfgang Schicker (45) ist Musikredakteur und Autor beim Bayerischen Rundfunk-Studio in Nürnberg. Der Musikwissenschaftler promovierte an der Universität Regensburg über die Frühgeschichte des italienischen Instrumentalkonzerts um 1700.
Erhard Schumm aus Riedenberg arbeitete nach dem Musikstudium als Musiklehrer. Der 61-Jährige ist Kulturehrenbriefträger des Landkreises Bad Kissingen und seit 40 Jahren als Chorleiter aktiv.
Der Würzburger Komponist Valentin Eduard Becker (1814-1890) hat als Verfasser von weit über 500 Chorwerken die fränkische und deutsche Chorszene seiner Zeit maßgeblich geprägt. Seine Enkelin Greta Oechsner konnte Anfang der 1950er die Stadt Bad Brückenau für die Durchführung eines Wettbewerbs gewinnen, der Beckers Schaffen würdigen und neue Chorkompositionen fördern soll. Seitdem bereichert der Becker-Preis den Kulturkalender der Stadt und wird in enger Zusammenarbeit mit dem Fränkischen Sängerbund und mit Hilfe finanzieller Förderungen durch das Land Bayern, den Bezirk Unterfranken und den Landkreis Bad Kissingen bis heute verliehen.
Der Fränkische Sängerbund (FSB) ist der mitgliederstärkste Laienmusikverband Bayerns und Mitglied des Deutschen Chorverbandes (DCV). Er vertritt rund 1600 Chöre und Ensembles mit 38000 aktiven Sängerinnen und Sängern in Franken und der nördlichen Oberpfalz. Seine Mitglieder unterstützt der Verband etwa durch Übernahme der GEMA-Gebühren und Versicherungen. Er fördert die musikalische Arbeit seiner Mitgliedschöre in der Breite wie in der Spitze mit eigenen Veranstaltungen und Fortbildungen, um die Qualität des Chorgesangs zu sichern und weiterzuentwickeln. Der FSB bekennt sich in kultureller Offenheit zu seiner vielfältigen Chorlandschaft und betont die Funktion seiner Vereine als Bestandteil unseres demokratischen Gemeinwesens. Der FSB ist federführend beteiligt an der Stiftung Dokumentations- und Forschungszentrum des Deutschen Chorwesens in Feuchtwangen (mit Sängermuseum), dem Forschungszentrum des Deutschen Chorwesens an der Universität Würzburg sowie dem Chorzentrum Kloster Weißenohe.
Die Zweibäderstadt Bad Brückenau liegt an der nordbayerischen Grenze im Herzen der Bundesrepublik. Eingebettet in die malerische Rhön, ist sie vor allem für ihre Quellen und dem damit verbundenen Angebot an Trink- und Badekuren bekannt. Im Westen der Stadt gelegen ist das Staatsbad Bad Brückenau, das sich mit seinem Gesundheits- und Kulturangebot ebenfalls großer Beliebtheit sowohl bei Einheimischen als auch Touristen erfreut. Im dort beheimateten Kursaal finden traditionell die Uraufführungskonzerte des Becker-Preises statt.
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