Gößweinsteiner Gärtner zu den Gärtnerei-Corona-Regeln: „Da blickt doch kein Mensch mehr durch“

„Da blickt doch kein Mensch mehr durch“, antwortet ein User auf das Posting der neuen Corona-Regelungen die Gärtnermeister David Schrüfer auf seinem Facebook-Profil gepostet hat. Nach dem aktuellen Stand der bayerischen Corona-Verordnung dürfen Gärtnereien auf einer abgegrenzten Verkaufsfläche offen haben.

Ohne vorherige Anmeldung der Kunden, ohne ein Formular mit den Kontaktdaten ausfüllen zu müssen und je nach Inzidenzwert im Landkreis Forchheim auch ohne Corona-Negativtest. Dies gilt aber in diesem abgegrenzten Bereich nur für Salat- und Gemüsepflanzen, Kräuter, Beerensträucher, Saatgut und Erden, informiert Schrüfer. Diese Produkte kann man in der Gärtnerei ganz normal einkaufen, wie im Supermarkt auch. Der Grund für diese Ausnahme ist, so Schrüfer, das der Schwerpunkt auf Nutzpflanzen für Lebensmittel liege und Gärtnereien zu den sogenannten landwirtschaftlichen Mischbetrieben gehören. Dies gilt aber nicht für Blumen, da gilt weiterhin Call oder Click & Collect mit der Pflicht zum Ausfüllen des Kontaktformulars und über einem Inzidenzwert von 100 nach drei aufeinderfolgenden Tagen ist auch eine Bescheinigung eines Negativtests erforderlich die nicht älter als 24 Stunden sein darf. Außer die Kunden bestellen die Blumen vor und holen sie dann vor der Gärtnerei in der Abholstation ab.

Gärtner- und Floristmeisterin Anna-Lena Wiedow in ihrem Blumenmeer. Für den Kauf von Blumen gelten andere Regeln als für Salat- und Gemüsepflanzen. "Da kennt sich doch kein Mensch mehr aus", sagt Wiedow. Foto: Thomas Weichert

Gärtner- und Floristmeisterin Anna-Lena Wiedow in ihrem Blumenmeer. Für den Kauf von Blumen gelten andere Regeln als für Salat- und Gemüsepflanzen. „Da kennt sich doch kein Mensch mehr aus“, sagt Wiedow. Foto: Thomas Weichert

„Alle zwei Sekunden klingelt unser Telefon und ruft jemand an um zu fragen ob die Gärtnerei überhaupt offen hat, ob man einen Coronatest braucht und vieles mehr“, berichtet Schrüfer. „Ich habe den ganzen Tag nur noch das Telefon in der Hand“, sagt auch Gärtner- und Floristmeisterin Anna-Lena Wiedow. „Die versuchen das so verrückt zu gestalten, dass sich keiner mehr auskennt“, schimpft Wiedow und betont: „Ich kenne mich selber auch nicht mehr aus.“ Weil sich die Vorschriften je nach Inzidenzwert ja alle paar Tage ändern können.

Bayern sei das einzige Bundesland mit diesen völlig verrückten Corona-Regelungen für die Gärtnereien, sagt Wiedow und erklärt, das in allen anderen Bundesländern die Gärtnereien systemrelevant sind wie Supermärkte auch. „Wer soll das noch nachvollziehen das man für eine Salatpflanze keine Anmeldung und keinen Test braucht und kein Formular ausfüllen muss, für eine Blume aber schon“, wundert sich David Schrüfer. Denn in jedem Supermarkt, in dem es viel enger ist als in seiner riesigen Gärtnerei, kann man ja auch Blumen ohne Test, Voranmeldung und Kontaktformular kaufen. Völlig unabhängig vom Inzidenzwert.

Beide berichten von einem deutlichen Geschäftseinbruch. Weil die Menschen einfach verunsichert seien, sich nicht mehr auskennen was gerade gilt oder nicht. „Nicht wenige unserer Kunden bleiben dann einfach zuhause und rufen erst gar nicht an“, so Schrüfer. Wiedow und Schrüfer wollen nun abwarten ob die „Bundesnotbremse“ kommt oder nicht. Käme sie wär dies zumindest auch gut für die bayerischen Gärtnereien die dann systemrelevant wären. „Dann könnten wir wieder ganz normal offen haben“, sagen Schrüfer und Wiedow unisono. Schrüfer betont aber, das er nicht für diese bundeseinheitliche Regelung ist. Vor allem nicht für die nächtliche Ausgangssperre. Er fordert außerdem die Außengastronomie wieder zu öffnen. „Es habe sich doch gezeigt, das die Gastronomie nicht der Infektionstreiber ist“, so Schrüfer.