Sonntagsgedanken: Passion
Die Eingangstür der St. Marienkirche in Köln zeigt uns in einem bunten Bilderbogen das Leben Jesu: Nach der Darstellung des Einzugs Jesu am Palmsonntag in Jerusalem entdecken wir das Wunder der Blindenheilung. Die Volksmenge bereitet Jesus einen überschwänglichen Empfang. Voller Sehnsucht, voller Vertrauen jubelt man ihm zu. Er soll erfüllen, was man erwartet: Politische Freiheit, soziale Gerechtigkeit, Heilung aller Gebrechen. Jesus spricht hier kein Wort. Man würde ihn ja auch gar nicht hören. So steht es häufig bei uns Menschen: Wir missverstehen, ja missbrauchen Gott oftmals als unseren Erfüllungsgehilfen, als einen Automat, der auf Knopfdruck unsere Wünsche zu erfüllen hat. Doch bald wendet sich die launische Menge ab, damals wie heute. Gott spielt eben nicht nach unseren Regeln. Wie schwer fällt es uns, das Ruder unseres Lebens aus der Hand zu geben, Gott ans Steuer zu lassen!
Klein und hinfällig wirkt der blinde Bartimäus auf der Holztür, denn er ist ganz auf Hilfe angewiesen, auf die Hilfe Jesu. Jesus berührt den Kranken und heilt ihn so, macht ihn heil an Leib und Seele. Körperliche Genesung bleibt also Stückwerk, wenn ihr nicht die geistige Genesung folgt. Krankheit und Unglück können den Menschen zum Nachdenken bringen, können ihn dazu führen, sich neu Gott anzuvertrauen. Die alternativen wären Selbstmitleid und Bitterkeit. Der „moderne“ Mensch tut sich heute schwer damit, eine verbindliche persönliche Entscheidung zu treffen. Nur Jesus kann uns die Augen öffnen für das, was zählt, nämlich die unbedingte Liebe Gottes zu allen(!) Menschen. Bartimäus jubelte Jesus aus innerer Überzeugung zu, weil er seine Hilfe erfahren hatte. Und was tun wir? Erleben wir nicht auch täglich die Liebe Gottes, der uns Familie, Gesundheit, Arbeitsplatz und so manch schönes Erlebnis schenkt?
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Pfarrer Dr. Christian Fuchs, www.neustadt-aisch-evangelisch.de
Infos zu Christian Karl Fuchs:
- geb. 04.01.66 in Neustadt/Aisch
- Studium der evang. Theologie 1985 – 1990 in Neuendettelsau
- Vikariat in Schornweissach-Vestenbergsgreuth 1993 – 1996
- Promotion zum Dr. theol. 1995
- Ordination zum ev. Pfarrer 1996
- Dienst in Nürnberg/St. Johannis 1996 – 1999
- seither in Neustadt/Aisch
- blind
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