Aus der Eggolsheimer Leserpost: Thema „Schulschließungen“
Auch wenn das „Kind längst in den Brunnen gefallen ist“, möchte ich meine Meinung zur spontanen Schulschließung vom vergangenen Dienstag noch äußern.
Schon die Begründung der Allgemeinverfügung ist ziemlich dünn. Seitens der Staatsregierung wurde verfügt, dass die Freitagsinzidenzen des RKI zur Entscheidung genutzt werden, ob die Schule öffnet. Um Planungssicherheit zu bieten, sollen sie auch dann nicht geschlossen werden, wenn die Inzidenzen in den folgenden Tagen steigen. Natürlich haben die Gesundheitsämter den Spielraum erhalten zu handeln, wenn die Inzidenzen deutlich steigen. Ob ein Anstieg von rund 90 auf rund 110 ein deutlicher Anstieg ist, der die spontane Schließung rechtfertigt, möchte ich stark anzweifeln. Schlimmer noch, dass das Landratsamt begründet, die Freitagszahl von rund 90 sei ja durch Ostern möglicherweise falsch und deshalb wäre unter normalen Umständen gar nicht geöffnet worden. Das wirft die Frage auf: Gilt jetzt die RKI-Inzidenz oder nicht? Es ist nicht vorgesehen, diese Zahl durch Vermutungen zu ergänzen. Und wenn es mal andersrum läuft – werden dann mittwochs die Schulen geöffnet?
Noch schlimmer ist die Begründung, die Dr. Ulm gegenüber der Initiatorin der Elternproteste Frau Färber-Petry für die Schulschließungen geäußert hat: das geschehe zum Schutz der Kinder. Das lässt sich nicht mehr nachvollziehen. Negativ pflichtgetestete Kinder sollen vor negativ pflichtgetesteten Kindern geschützt werden ? Die Schulen werden geschlossen, um Ansteckungen in die Familien hinein zu vermeiden, um die zu schützen, die Schutz nötig haben. Nun lässt sich schon trefflich streiten, ob nach Negativ-Testung dieses Risiko überhaupt noch besteht. Aber die Kinder selbst müssen nicht vor der Pandemie geschützt werden – je keiner, desto weniger – sondern wie gesagt deren Eltern und Großeltern.
Der gesundheitliche Schutz der Gesellschaft ist wichtig. Die Schulschließungen des letzten Jahres haben dazu beigetragen, solange nicht durch Testen anderweitig Sicherheit geschaffen wurde. Dabei haben die Kinder und Jugendlichen (und in der Folge auch die Familien) weitaus überdurchschnittlich zum Schutz der Gesellschaft beigetragen, denn sie wurden und werden deutlich härter behandelt als der Wirtschaftsbereich – z.B. angeordnete Schließung, Testpflicht, Quarantäneregeln ohne Rücksicht auf die Situation etc. Schulschließungen werden mit jedem Tag weniger nachvollziehbar, wo Risikogruppen mehr und mehr geimpft sind und gleichzeitig die Kinder getestet werden. Spätestens wenn mit Gruppe 3 die Lehrer geimpft sind und weiter getestet wird, entfällt der Grund für Schulschließungen logisch betrachtet vollkommen – in Grundschulen bereits jetzt, da diese Lehrkräfte in Gruppe 2 bereits größtenteils geimpft sind. Das stellt auch längst die Grenzinzidenz für Schulen von 100 in Frage, das wird ja auch bundespolitisch so gesehen. Umso unverständlicher wird die spontane Allgememeinverfügung vom Dienstag vergangener Woche. Solch nicht nachvollziehbares Handeln und Begründen der lokalen Behörde entzieht das Verständnis für Corona-Maßnahmen im Allgemeinen in der Mitte der Gesellschaft, was ich für das Gefährlichste am Handeln des Landratsamt halte.
Frederik Jung
Brückenstr. 15
91330 Eggolsheim
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