Bürger- und Umweltinitiative Walsdorf-Hetzentännig: „Transparenz und gemeinsamer Dialog zur strittigen Neuansiedlung von ReFood“
„Wir alle können unterschiedliche Meinungen zu dem Thema Neuansiedlung ReFood hier am Ort haben. Darum: lasst uns darüber reden. Wir alle verdienen es, in unserer Meinung gehört zu werden!“: unter diesen verbindlichen Appell stellte Birgit Wolfrum-Reichel, Sprecherin der „Bürger- und Umweltinitiative Walsdorf, hier leb´ ich noch gerne“ (BU) ihre Ansprache bei der 2. Kundgebung der BU im Walsdorfer Ortsteil Hetzentännig. Kreisräte, Stadträte und Bürgermeister aus dem Bamberger Umland waren diesmal dabei, um sich ein Bild zu den umstrittenen Neubauplänen des Lebens- und Speiseresteentsorgers vor Ort zu machen. Die Initiative hatte eingeladen und rund 180 Interessenten waren gekommen. Nicht dabei allerdings die ebenfalls eingeladene Gruppe der Befürworter, also 1. Bürgermeister Wolff sowie die Gemeinderäte der Freien Liste.
„Wieviel mehr Verkehrsaufkommen und Gestank wollen wir uns noch zumuten?“ fragten sich sowohl Katja Besold wie auch Stefan Soraci, beide Mitbegründer der Bürgerinitiative. Bereits jetzt habe Walsdorf durch den Standort der Tierkörperbeseitigung (TBN) einen unrühmlichen Bekanntheitsgrad. Was, wenn nun auch noch ReFood hier vom Eltmanner Ortsteil Limbach kommend neu ansiedelt und sich durch die angepeilten Synergieeffekte mit dem Zweckverband geschäftliche Vorteile erhofft? Was wird aus unserem „lebenswerten Walsdorf“? Ist uns das der Preis wert? – diese Überlegungen schwangen in den BU-Beiträgen und dem der übrigen Sprecher mit. Vor allem, wenn es um die in Aussicht gestellten Gewerbesteuer-Einnahmen und die von ReFood errechnete Wertschöpfung des Bauvorhabens für die Region ginge.
Jeder zusätzliche Lkw schmerzt uns“, stellte auch Bischbergs 1. Bürgermeister Michael Dütsch (BI) klar. Rund 60 zusätzliche Lkw-Fahrten pro Tag hatte die Bürgerinitiative aufgrund der in der Online-Bürgerkonferenz der Gemeinde genannten Zahlen als Folge der letztlich von ReFood angestrebten Ausbaustufe errechnet. Dieses erhöhte Verkehrsaufkommen erfolge allerdings nicht, wie von dem Entsorgungsbetrieb im Gemeindeblatt dargestellt, durch „Klein-LKWs“ (die es begrifflich gar nicht gibt), sondern in Form von echten Brummis der Nutzungsklasse 2. Nicht eingerechnet in dieser Kalkulation seien zudem die weiteren Fahrten mit Tanklastzügen zum Weitertransport der anfallenden Gärmasse und weitere notwendige Zulieferungen und Transporte.
„Das will man in der Ortschaft nicht haben“, führte gleichfalls der Walsdorfer Michael Schwarzmann aus. Seine Bedenken orientierten sich an möglichen finanziellen Folgelasten, welche auf die Gemeinde beispielsweise bei Regen wegen der anfallenden Belastung alleine durch Anpassung der Gräben nötig werden könnten. Auch gab er zu bedenken, dass es sinnvoll sei, eine Geruchsprognose zu erstellen. „Wehret den Anfängen!“, unterstrich auch Bambergs Grünen-Stadtrat Wolfgang Grader und verwies auf Umweltskandale, welche in Zusammenhang mit ReFood und Verunreinigungen durch Mikroplastik alleine in Schleswig seit Jahren für Schlagzeilen sorgen.
Walsdorfs Dritter Bürgermeister Michael Ullrich, CSU, sieht sich mit seinen Bedenken gegen die Neuansiedlung im Gemeinderat derzeit als Einzelkämpfer, auf dem vielfältig Druck ausgeübt werde. Aufgrund der umfassenden Informationen, welche er mittlerweile zu dem gesamten Thema (auch durch die Bürgerinitiaitve) erhalten habe, wäre es für ihn ein logischer Schritt gewesen, seine ursprünglich positive Meinung zu der Neuansiedlung zu überdenken und zu revidieren. Letztlich, so sein Argument, könne es für eine Gemeinde nicht erstrebenswert sein, in Zusammenhang mit der gleichfalls ansässigen Tierkörperverwertungsanlage und etwaigen Ausbauplänen der zu ReFood gehörenden Tochterkonzerne, zum Abfall-Hotspot für ganz Nordbayern zu werden.
Noch mehr Verkehrsaufkommen, noch mehr versiegelte Oberfläche und massive Benachteiligungen für das Naherholungsgebiet Aurachtal und seine schöne Natur zählte Bernd Fricke, 2. Bürgermeister von Stegaurach und Kreisrat der Grünen in seiner Ansprache unter vielen weiteren Negativ-Aspekten zu dem strittigen Vorhaben auf. Ebenso wie der Erlauer Klaus Rakette forderte er die Walsdorfer dazu auf, die Angelegenheit in Form eines Bürgerbegehrens selbst in die Hand zu nehmen.
„Warum mitten auf der grünen Wiese und auf gutem Ackerland einen Betrieb errichten, während anderswo Flächen brachliegen“, fragte gleichfalls die Walsdorferin Ulrike Zylla und gab zu bedenken: „Das ist ein Kuckucksei und wenn es erst einmal da ist, Sie werden ReFood nie mehr los!“. Diese Bedenken teilte auch BU-Protestsänger Uwe Seifert, der für sich bei Verwirklichung des Bauvorhabens in seiner direkten Nachbarschaft als letzte Konsequenz „da bin ich dann mal weg…..“ zog.
Birgit Wolfrum-Reichel / BU
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