Sonntagsgedanken: Luise Rinser – „David“
Die bayerische Autorin erzählt uns in der gleichnamigen Geschichte eine merkwürdige Begebenheit: Als sie ein Kind war, zog eine ausländische Familie in ihr Dorf und Rinsers Vater sollte dem Kind dieser Neubürger Deutsch beibringen. David und Luise freundeten sich an. Als das Mädchen die katholische Maiandacht besuchte, begleitete sie der Junge. Später gingen sie auch gemeinsam zur Beichte und betrachteten zusammen die Altäre.
Dann freilich gab es Ärger, als ihre Eltern von diesen Unternehmungen erfuhren, denn David war Jude. Doch die Kleinen ließen sich nicht abbringen und David wollte unbedingt getauft werden. Einen Pfarrer durfte er freilich nicht darum bitten. Es musste heimlich geschehen. So übernahm das Mädchen diese Aufgabe und erfüllte sie mit allem Ernst, mit aller Sorgfalt. Luise berief sich auf das Recht der Nottaufe, denn jeder Christ darf das Sakrament vornehmen, wenn „Gefahr im Verzug“ besteht, um einen juristischen Ausdruck zu benutzen. Kurz darauf erkrankte David tödlich. Seine Mutter machte der Familie Rinser eine schreckliche Szene: Wie konnten sie es wagen, einen Juden zu taufen und dann noch so?! Doch Luise wusste ihren Freund in Gottes Hand geborgen, tröstete ihn auf seinem letzten Gang mit der Aussicht, dass er nun zu Christus kommen werde, zu Gott und allen Heiligen.
Ich kann mich nur verneigen vor der Glaubenskraft, vor dem Mut, dem Ernst dieses Kindes. Sie hat den christlichen Glauben gelebt, gefühlt, sie hat mehr von der Taufe, vom Geheimnis des Evangeliums verstanden als mancher Professor.
Weitere Sonntagsgedanken
Pfarrer Dr. Christian Fuchs, www.neustadt-aisch-evangelisch.de
Infos zu Christian Karl Fuchs:
- geb. 04.01.66 in Neustadt/Aisch
- Studium der evang. Theologie 1985 – 1990 in Neuendettelsau
- Vikariat in Schornweissach-Vestenbergsgreuth 1993 – 1996
- Promotion zum Dr. theol. 1995
- Ordination zum ev. Pfarrer 1996
- Dienst in Nürnberg/St. Johannis 1996 – 1999
- seither in Neustadt/Aisch
- blind
Neueste Kommentare