Verein Nationalpark Steigerwald e.V. zur Falschbehauptung, dass Holznutzung in der CO2-Bilanz besser abschneidet als geschützte Wälder

„Waldschutz ist besser für das Klima als die Holz-Nutzung“

Alte Wälder mit geschlossenem Kronendach sind starke Faktoren im Klimaschutz. Die gegenteilige Auffassung des Vereins „Unser Steigerwald“ liegt völlig daneben. Denn das zugrundegelegte Papier des Instituts für Biogeochemie ist längst mehrfach widerlegt, erklärt der Verein Nationalpark Steigerwald e.V. in einer Stellungnahme. Die Verlautbarung aus dem letzten Jahr, welches Waldnutzung (und die Verbrennung von Holz) als klimafreundlich darstellt und den Schutz der Wälder eher weniger, hat unter Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern auch international für heftige Kritik gesorgt.

„Wer jetzt noch dem Holzeinschlag als Klimaretter das Wort redet, dreht gefährlich am Thermostat, leider in die falsche Richtung“, betont Dr. Liebhard Löffler 1. Vorsitzender des Bürgervereins. Bereits 2018 warnten rund 800 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in einem Brief an das EU-Parlament davor, Holz als klimafreundliche Energiequelle zu sehen. Sie sei sogar im Gegenteil für die nächsten Jahrzehnte schädlicher als fossile Rohstoffe. Da rund 50 Prozent des verwendeten Holzes in Deutschland für energetische Zwecke verwendet, sprich verheizt, werden, könne Holzeinschlag generell nicht als klimafreundlich angesehen werden, ganz im Gegenteil, erklärten die Wissenschaftler. Dieser Auffassung schließt sich der Verein Nationalpark Steigerwald in seiner Presseerklärung an. Studien aus Deutschland zeigten, dass gerade unberührte alte Laubwälder wie der Steigerwald ganz wesentlich zur Kühlung der Landschaft beitragen und große Mengen Kohlenstoff speichern. Die Befunde der in der Fachzeitschrift Global Change Biology – Bioenergy veröffentlichten Studie von Professor Ernst-Detlef Schulze und KollegInnen seien durch drei unabhängig voneinander entstandene Publikationen in derselben Zeitschrift widerlegt worden. Eine europäisch-amerikanische Gruppe (Zoltán Kun und KollegInnen) sowie WissenschaftlerInnen aus den USA und Australien (Mary Booth und KollegInnen) hätten nachgewiesen, dass die Schlussfolgerungen des Artikels auf ungeeigneten Annahmen und Berechnungen beruhen. Ein Autor*innen-Kollektiv der Naturwald Akademie, der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde sowie von Wohllebens Waldakademie zeige nun in ihrer Publikation, dass die Behauptung, die Bewirtschaftung von Wäldern sei besser für den Klimaschutz als ihr Schutz, außerdem auf falschen Daten und auf Rechenfehlern beruht.

Dr. Torsten Welle von der Naturwald Akademie, stellte sogar fest, dass sich nach Korrektur falscher Zuwachsdaten für ungenutzte Wälder aus der Originalstudie ergibt, dass die Klimaschutzwirkung von ungenutzten und geschützten Wäldern sogar bis zu zweieinhalb Mal so groß sein könnte als diejenige von forstwirtschaftlich genutzten“. Professor Pierre Ibisch, Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde, unterstreicht die Schlussfolgerung mit folgenden Worten: „Der einzige wirksame Weg zur Eindämmung des Klimawandels besteht darin, die Verbrennung von kohlenstoffhaltigem Material so schnell wie möglich zu stoppen und die natürlichen Kohlenstoffsenken zu stärken, anstatt sie zu zerstören. Die Verbrennung von frischem Stammholz, die sowohl die Konzentration der Treibhausgase in der Atmosphäre erhöht als auch die natürlichen Kohlenstoffvorräte und funktionstüchtigen Waldsenken schwächt, ist schlicht nicht sinnvoll“.

„Unser Steigerwald“ spricht von niedrigem Niveau des Peter Wohlleben, der als Förster und Bestsellerautor europaweit bekannt ist. Dieses besteht eher auf der Gegenseite, es ist die übliche Forstlobby, die einfach weiter nutzen will. Besonders bekannt: Der Autor Prof. Schulze ist in der Waldnutzung in Rumänien involviert, seine fragwürdigen Studien dienen dort als Blaupause für die Zerstörung von Wäldern. Der Nationalparkverein empfiehlt deshalb seinen Gegnern die Lektüre des ganz neuen Buches „Der Holzweg“, das besorgten und kritischen Stimmen zur Situation des Waldes in Deutschland Gehör verschafft. 36 fachlich ausgewiesene, renommierte Expertinnen und Experten stellen darin in aller Klarheit ihre Einsichten und praktischen Erfahrungen dar. Sie fordern, die längst überfällige ökologische Waldwende mit dem Ziel, dass vor allem der öffentliche Wald mit der ihm gesetzlich auferlegten Vorbildfunktion der Daseinsvorsorge Natur und Menschen dienen muss.

Der Bürgerverein betont, dass das Thema umweltpolitisch brisant sei, da aktuell von Bund und Ländern die Vergütung von Ökosystemleistungen des Waldes und hier vor allem der Beitrag zum Klimaschutz durch die Förderung von sogenannten ‚klimastabilen Wäldern‘ diskutiert werden. Es bestehe konkret die Gefahr, dass die Förderung erfolgt, ohne dass relevante wissenschaftliche Befunde zum Kohlenstoffhaushalt von Wäldern berücksichtigt werden, welche die Regierungspläne nicht stützen. Ein falscher Weg sei bei Wald kaum reparabel, weil in der Zeit des Klimawandels die Natur keine Fehler in der Bewirtschaftung verzeiht.

Dr. Liebhard Löffler
1.Vorsitzender „Verein Nationalpark Steigerwald e.V.“