Aus der Forchheimer Leserpost: „Corona aus Sicht der Kinder…?“

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Ich bin Moritz, 4 Jahre alt und ein Kindergartenkind. Naja, zumindest EIGENTLICH ein Kindergartenkind. Der Kindergarten hat in der letzten Zeit sehr komische Öffnungszeiten.

Manchmal darf ich hingehen, oft war er aber auch geschlossen. So ganz genau wissen Mama und Papa das auch nicht immer und sagen das ist ein riesengroßes, organisatorisches Chaos.

Dabei gefällt es mir so gut dort, ich kann meine Freunde sehen, Spaß haben, spielen. Wir machen auch einen richtig tollen Morgenkreis. Meine Erzieherin mag ich auch sehr gerne, auch wenn sie mit Maske ein bisschen lustig aussieht und ich oft gar nicht weiß, ob sie mich anlächelt oder was sie mir eigentlich sagen will.

Ich habe im Kindergarten ganz tolle Ostereier bemalt und sogar ein kleines Nest gebastelt, da soll mir der Osterhase was reinlegen. Aber was, wenn der Kindergarten dann zu hat? Passiert das wieder und wie lange wird das dann sein? Findet mich der Osterhase dann auch? Es macht mich so traurig, nicht immer in den Kindergarten gehen zu können und zu Hause ist die Stimmung manchmal richtig blöd. Außerdem sitzt da jetzt den ganzen Tag Papa mit seinem Laptop rum und hat so komische Dinger in den Ohren. Nie weiß ich, ob er mit mir oder mit diesem Teil in seinen Ohren spricht. Und mein Bruder? Der hat jetzt sogar Schule zu Hause. Dem gefällt das gar nicht. Er motzt rum, dann geht wieder der Computer nicht, manchmal versteht der auch gar nicht was er da rechnen soll. Ich muss dann immer ganz leise sein und darf niemanden stören. Keiner hat dann Zeit für mich. Die Großen sind oft ganz schön schlecht drauf. Ich bin auch immer öfter traurig weil alles um mich herum so seltsam ist. Als hätte sich manchmal eine große dunkle Regenwolke über die Erde ausgebreitet..

Wie mag es sich wohl anfühlen, 3, 5, 7 oder 9 Jahre alt im Jahr 2021 zu sein…? Vieles ist anders geworden, einiges ist neuer Alltag geworden, auf manches gilt es sich immer wieder neu einzustellen. Kindergärten und Schulen öffnen und schließen, wer arbeitet wann, wo und wie lange, wer betreut die (Schul-)Kinder? Hinzu kommen oft familiäre oder auch finanzielle Sorgen…

Wegen Corona. Immer wieder hallt es in den Kinderohren ,wegen Corona…“. Corona… Ein für Kinder so weiter Begriff, mit Unannehmlichkeiten und auch Ängsten behaftet. So ein kleines stacheliges Virus und doch so eine große Gefahr, die von ihm ausgeht. Die Welt hat sich verändert im letzten Jahr, das spüren auch schon die Allerkleinsten.

Egal in welchem Alter Freunde, Sozialkontakte, miteinander lernen, Sport und Freizeitangebote all das, was soviel mehr als Kindergarten und Schule ist, kann nicht oder nur sehr eingeschränkt stattfinden. Lernen mit der Mama statt Tipps von der Lehrerin? Fußballspielen online im Wohnzimmer? Spielenachmittag mit Oma und Opa? Maske und Abstand statt unbeschwertes Spiel mit Gleichaltrigen…

Wir als Erwachsene können es nur erahnen, wie es den Jüngsten unserer Gesellschaft in dieser Zeit ,Die Kinder machen es so toll mit!“, ,Für die Kinder ist es schon Alltag!“… Das mag sein. Aber was geschieht unter der Oberfläche, wie sieht es in den Kindern aus…? Wünschen wir uns allen etwas mehr Leichtigkeit jetzt im beginnenden Frühling. Sonnenstrahlen, die uns Kraft und Energie geben und einen Ausblick in eine hoffentlich einfachere Zeit.

Unsere Kinder werden sich nicht unbedingt an mathematische Formeln oder Präpositionen erinnern, die 2020 und 2021 mit Mama und Papa anstelle der Lehrer erlernt wurden. Aber das Gefühl in dieser Zeit… das wird unvergessen bleiben.

Kathrin Rosemann
Erziehrin bei Kinderschutzbund Forchheim