Kulmbach als mögliche Testkommune für das „Tübinger Modell“?
Stellungnahme von Oberbürgermeister Ingo Lehmann
„Die Corona-Pandemie stellt uns alle tagtäglich vor große Herausforderungen. Gerade Stadt und Landkreis Kulmbach sind von hohen Inzidenzen betroffen, deutschlandweit sind wir leider auf einem führenden Platz, was die Zahl der Infizierten betrifft. Nach wie vor sind Vorsicht, Rücksicht und die Einhaltung der geltenden Schutz- und Hygienemaßnahmen unsere Handlungsmaximen.
Die dritte Welle hat unser aller Leben im Griff. Sowohl beruflich als auch im privaten Bereich müssen wir mit Einschränkungen leben. Auch wenn uns dies nach vielen Monaten der Pandemie immer schwerer fällt, möchte ich Sie alle noch einmal dazu aufrufen, sich an die vorgegebenen Schutzmaßnahmen zu halten. Wir müssen zusammenstehen und aufeinander Acht geben – im Kreise der Familie, am Arbeitsplatz und auch in der Öffentlichkeit. Ich habe großes Verständnis für den Frust, den viele Menschen haben, allerdings lässt uns die Pandemie derzeit keine andere Wahl.
Trotz dieser besorgniserregenden Entwicklung ist es mir ein großes Anliegen, auch die Zeit nach Corona nicht aus den Augen zu verlieren. Es braucht dringend Perspektiven – für Einzelhandel, Gastronomie und Kultur gleichermaßen. Neben der Bekämpfung der steigenden Inzidenzzahlen sollten wir mit genauso großer Kraftanstrengung nach Möglichkeiten suchen, um zu gegebener Zeit auch wieder ein Stück weit Normalität einkehren zu lassen.
Als Kulmbacher Oberbürgermeister möchte ich daher einen konkreten Vorschlag machen, wie eine Öffnung verschiedener Bereiche unter kontrollierten Auflagen wieder möglich sein kann. Eine Orientierung bietet hierbei das sogenannte Tübinger Modell, das derzeit auch in den Medien vielfach erwähnt wurde.
Ich spreche mich dafür aus, die Dr.-Stammberger-Halle als Schnelltestzentrum zu nutzen. Negativ Getestete können anschließend einen tagesaktuellen „Kulmbach-Pass“ erhalten, mit dem es ihnen ermöglicht werden soll, Geschäfte zu betreten, in Lokalen und Restaurants einzukehren oder kulturelle Veranstaltungen zu besuchen. Diese müssen selbstverständlich ein genehmigtes Hygienekonzept vorweisen können.
Die Stadt Kulmbach ist zudem bereit, Personal zur Durchführung der Schnelltests bereitzustellen. Derzeit befinden sich einige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Kurzarbeit, diese würden dann – nach vorheriger fachkundiger Einweisung – die Abstriche nehmen, die Ergebnisse dokumentieren und die Tagespässe ausstellen.
Die Kosten für die Schnelltests können vorerst auch von der Stadt Kulmbach getragen werden.
Auch entsprechende Apps, wie beispielsweise die „Luca“-App oder „Darfichrein?“ können in Zusammenhang mit diesem System auch Anwendung finden. Hier muss natürlich im Vorfeld eine explizite Absprache mit dem Gesundheitsamt, dem Landratsamt und den Einzelhändlern sowie den Gastronomen erfolgen. Aber ich bin mir sicher, dass es Möglichkeiten gibt. Nun liegt es an uns diese zu nutzen und aus Hoffnungen und Ideen tatsächliche Perspektiven zu machen.
Mir liegt nichts sehnlicher am Herzen, als dass unsere schöne Stadt mit ihrer vielfältigen Gastronomie und dem breit aufgestellten Einzelhandel so gut es geht unbeschadet aus dieser Krise kommt. Daher müssen wir, die politisch Verantwortlichen, nun mit Tatendrang und Überzeugung den Weg für eine schrittweise Rückkehr zur Normalität ebnen und Konzepte erarbeiten, die realisierbar und zeitnah umsetzbar sind.
Als Oberbürgermeister möchte ich nichts unversucht lassen, wieder Leben in unsere Stadt zu bringen. Mit den aktuellen Zahlen in unserem Landkreis ist es momentan sicherlich nicht möglich, dieses Vorhaben vollständig und unmittelbar zu verwirklichen. Aber wir sollten alle trotz des derzeitigen Geschehens zuversichtlich ich die Zukunft sehen. Die Impfquote wird steigen, die Inzidenzzahlen werden sinken. Und auf diese Zeit müssen wir vorbereitet sein, denn dann kann ein entsprechendes Öffnungskonzept greifen.
Abschließend möchte ich noch einmal an einen jeden einzelnen appellieren:
wir alle stehen in der Verantwortung und wir alle können aktiv etwas dafür tun, dass der weitere Anstieg der Infektionszahlen endet. Auch wenn es uns allen immer schwerer fällt: wir müssen auf persönliche Kontakte verzichten wo immer es möglich ist, die gegebenen Abstände einhalten und in der Öffentlichkeit Masken tragen.
Diese Zeit fordert uns alle und geht an die Substanz. Durch ein bewusstes Missachten der Schutz- und Hygienemaßnahmen riskieren wir aber noch weitere Infektionen und können Menschen in Lebensgefahr bringen. Denn nach wie vor reden wir hier nicht von einer üblichen Erkältung – wir haben es mit einer in vielen Fällen lebensbedrohlichen Infektionskrankheit zu tun, die wir nicht unterschätzen dürfen.
Daher hoffe ich, dass wir in den kommenden Wochen auf langsam, aber stetig sinkende Fallzahlen blicken können und sich die Lage wieder stabilisiert. Auf politischer Ebene werden wir die Erarbeitung eines Öffnungskonzeptes angehen, welches dann umgesetzt werden soll. Ich freue mich, dass sich bereits verschiedene Verantwortliche, so beispielsweise Landtagsabgeordneter Rainer Ludwig, Landrat Klaus Peter Söllner und mein Stellvertreter Frank Wilzok ebenfalls für eine derartige Strategie ausgesprochen haben und bin mir sicher, dass wir hier gemeinsam Perspektiven schaffen können.“
Oberbürgermeister Ingo Lehmann
Neueste Kommentare