Bayreuther Grüne Susanne Bauer veranstaltete Online-Diskussion zum Thema „Pflege“
Bericht zur Online-Veranstaltung vom 17.03: „Pflegst Du noch oder lebst Du schon?!„
Susanne Bauer, die Grüne Direktkandidatin im Wahlkreis Bayreuth ist selbst seit 20 Jahren in der Sozialen Arbeit tätig -als gelernte Ergotherapeutin auch mit Einblick in die Altenpflege. Ihr gelang es in der ersten Runde zur Pflege Expert*innen aus Politik und Praxis zusammenbringen. „In Deutschland fehlen rund 100.000 VZPflegekräfte. In den nächsten Jahren geht rund 1/4 der Pfleger*innen in Rente. Und wir sind hier in Oberfranken besonders stark vom demografischen Wandel betroffen – ich möchte, dass wir bei uns gut versorgt alt werden kann und dazu gehört dass Pflegeberufe attraktiv sind“ begründet Bauer ihr Engagement.
Bevor jedoch die Runde mit Impulsen und Diskussion Fahrt aufnahm, stimmte die fränkische Poetry Slammerin Barbara Gerlach mit ihrem Slamtexte „Ehrenpfleger“ die Runde auf das Thema ein „Aaron nimmt die Hand von Frau Lange in seine hält und streichelt sie. Es klingt als würde sie seufzen, aber das kann er sich auch nur eingebildet haben. Er weiß nicht was er sagen soll oder tun kann. Aaron möchte nicht hier sein, aber er weiß, dass es das richtige ist, also ist er einfach da. Durchschnittlich halten Altenpfleger und Altenpflegerinnen acht Jahre im Altersheim durch, danach geben sie auf. Was diese Menschen brauchen ist kein falsches Lob sondern menschliche Arbeitsbedingungen, angemessenes Gehalt und Anerkennung für das was sie leisten. Gerlach arbeitet selbst als Heilerziehungspflegerin und kann sich in die Nöte der Kolleg*innen einfühlen.
Andreas Krahl, MdL, gelernter Intensivpfleger und nun pflegepolitischer Sprecher der Landtagsfraktion berichtete aus seiner Arbeit zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen und fordert: „Die Pflege muss politisch werden – nur so kann sie die berechtigten Forderungen laut und deutlich vertreten!“ Aus der Perspektive der Leitung des Seniorenheims St. Martin, trug Tanja Blahuschek aus der Praxis bei: „In unserem Heim werden derzeit 94 Menschen gepflegt: viele davon mit Demenzerkrankungen – eine besondere Herausforderung im Umgang, die eigens geschult wird.“ Bereichert wurde die Runde durch Florian Questel- der ehemalige OPPfleger ist nun Bürgermeister im schönen Ahorntal, setzt sich aber weiter gern für die politischen Forderungen seines Berufsstandes ein. „Pflegen kann eben nicht jeder. Pflege ist eine Profession, die endlich als solche wahrgenommen werden muss. Eine Pflegekammer ist dazu eine notwendige Grundlage.“ Mit ihm als Fraktionskollegen im Kreistag verfolgt sie ein weiteres wichtiges Anliegen: sie wollen mit ihrem Antrag auf einen Pflegestützpunkt Strukturen schaffen, die unter anderem die Koordination von Leistungen erleichtern und auch die Angehörigen, die mit über 70% den größten Teil der Pflegebedarfe zu Hause leisten, unterstützen.
Außerdem „auf Station“: Thaddäus Breitung. Er ist noch Pflegelehrer an der Berufsfachschule für Sozialpflege im Landkreis Hof – noch -da sein Ruhestand naht: „Meine Stelle kann danach nicht mehr besetzt werden – auch hier wird versäumt für Nachwuchs zu sorgen.“ Bauer ergänzt: „Seit Jahren ist der Pflegenotstand da – auch ohne Corona und die anstehende Berentung der Baby-Boomer-Generation.“ Auch Amalie Millendorfer, die ihrerseits seit drei Jahren im Heim lebt und sich mit ihren 95 Jahren für Vieles interessiert und sich zudem als Heimbeirätin einsetzt, trug – mit einem vorher geführten Gespräch zum Thema bei: sie könne, so die 95 jährige, nicht verstehen, wieso die Pflegepauschalen in ihren Anpassungen so deutlich den Preissteigerungen hinterher hinkten: Sie habe eine gute Rente, so die ehemalige Lehrerin, doch bei Vielen ihrer Mitbewohner*innen müssten die Angehörigen einspringen- oder die Sozialhilfe. Dabei ist das doch Aufgabe der Pflegeversicherung. Sie teilt die Sorge der jüngeren Generation, auf deren Schultern dies ausgetragen würde. Eben da setzten die Expert*innen in der Runde ein: die minutengenaue Abrechnung einzelner Leistungen stellt eine Belastung dar für Pflegende wie Gepflegte: „Es ist schwer in einer solchen Taktung sensibel und achtsam mit seinem Gegenüber zu sein – etwas, worunter auch viele Pfleger*innen leiden: doch um die Würde des gepflegten, aber auch des pflegenden Menschen zu erhalten, braucht es angemessene Personalschlüssel und Nachwuchs für den Beruf, der der Schönste auf der Welt sein kann – wenn die Bedingungen passen.“ so Bauer. In der nächsten Runde, am 12.05.21, wird die häusliche Pflege im Fokus stehen.
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