Gremsdorfer „Barmherzige Brüder“ feiern Hochfest ihres Ordensvaters
„Wie geht das, alle Menschen zu lieben?“
Am 8. März feiert die Gemeinschaft der Barmherzigen Brüder weltweit alljährlich ihren Ordensvater, den heiligen Johannes von Gott. Und dieser Tag ist in zweifacher Hinsicht von großer Bedeutung. Denn am 8. März 1495 wurde er unter seinem Familiennamen Joao Ciudad Duarte im portugiesischen Montemor-o-Novo geboren und auf den Tag genau starb er 55 Jahre später im spanischen Granada.
Am Samstag, 13. März 2021 fanden die Barmherzigen Brüder Gremsdorf schließlich die Gelegenheit, dieses großen Heiligen, zumindest in coronagemäßer Form, einigermaßen würdig zu gedenken. Dazu waren einige wenige Besucher, unter ihnen Bewohnerinnen und Bewohner sowie Mitarbeitende des Wohnangebots Johannes von Gott, in die Einrichtungskirche gekommen, um gemeinsam einen Gottesdienst zu feiern, der per TV live in alle Wohnbereiche übertragen.
Direktoriumsmitglied Beate Drückler erinnerte in ihren Grußworten daran, dass vor genau einem Jahr, just anlässlich dieses Festes, zum letzten Mal ein Gottesdienst in der voll besetzten Kirche gefeiert werden konnte. An den Anfang seiner Verkündigung stellte Pater Thomas Väth die Frage: „Wie geht es wohl, alle Menschen vorbehaltlos zu lieben?“ Und seine lapidare Antwort lautete: Johannes von Gott habe es zumindest immer wieder versucht. Dabei führte dieser Mann in seinen jungen Jahren alles andere als ein vorbildhaftes, geschweige denn heiliges Leben. Der Ordenspriester aus Regensburg erzählte, dass Joao Ciudad Duarte ein „ganz schöner Herumtreiber“ war. Er verdingte sich als Viehhüter, Soldat und Buchverkäufer und kam auf seinen vielen Auslandsreisen sogar bis nach Nordafrika. Zu dieser Zeit habe er „sicher nicht alle Menschen lieb gehabt“.
Erst als Joao ins spanische Granada kam, wurden ihm, so Pater Thomas, die Augen geöffnet – und zwar als er die Not vieler seiner Mitmenschen hautnah erlebte. Er erkannte recht bald, dass er einfach nur handeln müsse. Und zwar für die Kranken eine entsprechende Unterkunft zu finden, den Hungrigen Essen zu geben, für die Frierenden Feuer zu machen und sie mit Kleidung zu versorgen.
Auf dem Altar stand das Bild einer alten Ikone, welche Johannes von Gott zeigt. Pater Thomas Väth wies auf das gebräunte Gesicht hin, ein Zeichen dafür, dass der barmherzige Johannes vorrangig auf der Straße in südlichen Gefilden tätig war. Der Bettelstab in seiner Hand symbolisiere seine caritative Tätigkeit. Und seine schwarze Kleidung deutete der Ordenspriester damit, dass Joao Ciudad all seine Kleidungsstücke an Bedürftige verschenkt hatte und sich lediglich mit einem schlichten schwarzen Gewand begnügte. Dieser Habit wurde auch zum äußeren Erkennungszeichen aller Barmherzigen Brüder weltweit. Der Granatapfel, den man auf der Ikone erkennen könne, sei ein Symbol für eine „überschwängliche Liebe“ – und zwar in der Form, so der Regensburger Priester, allen Menschen gegenüber sein Herz zu öffnen.
Aufgrund seiner barmherzigen Lebensweise wurde Joao Ciudad Duarte von seinen Zeitgenossen in und um Granada schließlich Johannes von Gott genannt. Nicht zuletzt bekräftigte er dies auch mit seinem Leitspruch: Das Herz befehle. Mit dieser Absicht seien vor 125 Jahren auch Vertreter der Ordensgemeinschaft der Barmherzigen Brüder nach Gremsdorf gekommen. „Sie wollten sich ganz einfach um ihre hilfsbedürftigen Mitmenschen kümmern“, sagte Thomas Väth. Bezüglich des pandemischen Ausnahmezustandes lauteten seine tröstenden Worte gemäß eines bekannten Kirchenliedes: „Irgendwann möge uns die Straße wieder zusammenführen; bis dahin halte Gott uns fest in seiner Hand.“ Am Ende des Festgottesdienstes spielte die Organistin Irina Konjaev das sogenannte Johannes von Gott-Lied, in dem die letzte Textzeile lautet: „Hilf, dass auch wir wirken im Geist, der dich trieb, und Gutes tun, Gott und dem Bruder zulieb.“
Anna Krug
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