Bayreuther Physikochemikerin erhält Heinz Maier-Leibnitz-Preis für die Erforschung von Kristallisationsprozessen
Prof. Dr. Anna Schenk, Juniorprofessorin an der Universität Bayreuth für Kolloidale Systeme, erhält einen der diesjährigen Heinz Maier-Leibnitz-Preise. Die mit 20.000 Euro dotierte Auszeichnung ist der bedeutendste Preis für den wissenschaftlichen Nachwuchs in Deutschland. Eine von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) berufene Jury hat die Bayreuther Physikochemikerin aus 150 eingereichten Vorschlägen ausgewählt. Insgesamt werden in diesem Jahr 10 Forscher*innen mit einem Heinz Maier-Leibnitz-Preis gewürdigt. Die Preisverleihung ist für den 4. Mai 2021 als virtuelle Veranstaltung geplant.
Die Bayreuther Preisträgerin beschäftigt sich in ihren Forschungsarbeiten mit der bioinspirierten Kristallisationskontrolle. In diesem vielversprechenden Forschungszweig an der Schnittstelle von Physikalischer Chemie, Biologie und Materialwissenschaften geht es darum, bei dem Design von komplexen, auf spezifische technologische Anwendungen zugeschnittenen Materialien von der Natur zu lernen. Hier kommt es vor allem darauf an, die zugrundeliegenden Mechanismen der Mineralabscheidung und Selbstorganisation zu verstehen. Beispielsweise werden in zahlreichen Organismen anorganische Kristallstrukturen genutzt, um harte Gewebe – zum Beispiel Knochen der Wirbeltiere, Muschelschalen oder Schneckengehäuse – aufzubauen. Diese Kristallstrukturen sind oft erstaunlich gut an ihre jeweilige Funktion angepasst. Entscheidend ist dabei ihr innerer Aufbau. Sie bestehen aus winzig kleinen Mineralkristallen, die in ihrer Anordnung durch weiche Biomoleküle bestimmt werden.
„Wir wollen uns die oft sehr raffinierten Bauprinzipien der Natur abschauen, um diese dann auf künstliche Systeme zu übertragen. Dadurch wollen wir erreichen, dass wir den Aufbau und die Funktionen neuer Materialien, beispielsweise von Katalysatoren für die Wasserspaltung, im Labor gezielt steuern können“, sagt Jun.-Prof. Dr. Schenk. Mit diesem Ziel studiert die Arbeitsgruppe physikalische und chemische Prozesse der Selbstorganisation von kleinsten nanoskaligen Einheiten über mikroskopisch sichtbare Strukturen bis hin zu größeren Bauteilen. „Diese verschiedenen Größenskalen miteinander zu verknüpfen, ist eine spannende Herausforderung, die sowohl in der Grundlagenforschung als auch bei innovativen Entwicklungen von Funktionsmaterialien immer stärker an Bedeutung gewinnt“, sagt Schenk.
Mit ihren Forschungsarbeiten ist die Bayreuther Juniorprofessorin unter anderem in das Keylab „Mesoscale Characterization: Scattering Techniques“ des Bayerischen Polymerinstituts (BPI) sowie in den DFG-Sonderforschungsbereich 840 „Von partikulären Nanosystemen zur Mesotechnologie“ an der Universität Bayreuth eingebunden.
Wissenschaftsminister Bernd Sibler würdigt die hohe Relevanz der Forschungsarbeiten der Bayreuther Preisträgerin: „Juniorprofessorin Dr. Schenk leistet mit ihrer Forschung zukunftsweisende Pionierarbeit. Ihre einzigartige Kombination unterschiedlicher Konzepte aus verschiedenen Wissenschaftsdisziplinen kann einen Beitrag zur Beantwortung spezifischer Problemstellungen im Hinblick auf die Energiewende leisten. Damit ist Dr. Schenks Arbeit ein Paradebeispiel für visionäre Forschung auf allerhöchstem Niveau im Zusammenhang mit einem der zentralen Zukunftsthemen unserer Gesellschaft. Eine solche Preisträgerin im Freistaat Bayern zu haben, macht mich als Wissenschaftsminister natürlich sehr stolz! Wir tun unter anderem mit unserer milliardenschweren Innovationsoffensive Hightech Agenda Bayern alles dafür, hervorragende Forschungsbedingungen zu bieten.“
Zur Preisträgerin:
Prof. Dr. Anna Schenk wurde 1984 in Weimar geboren. Nach ihrem Chemiestudium an der Universität Leipzig promovierte sie mit einer am Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung angefertigten Arbeit über bio-inspirierte Calcitkristalle. Nach Postdoc-Aufenthalten an der University of Leeds und der Universität Stuttgart wurde sie 2017 als Juniorprofessorin an die Universität Bayreuth berufen. Hier leitet sie seitdem die Arbeitsgruppe für Kolloidale Systeme in der Fachgruppe Chemie. In ihrer bisherigen wissenschaftlichen Laufbahn wurde die Bayreuther Preisträgerin durch Stipendien der Stiftung der Deutschen Wirtschaft, der Christiane Nüsslein-Vollhardt-Stiftung und der Carl-Zeiss-Stiftung gefördert. 2019 wurde sie in das Junge Kolleg der Bayerischen Akademie der Wissenschaften aufgenommen und engagiert sich hier als dessen stellvertretende Sprecherin.
Neueste Kommentare