Plech: Deutsches Kameramuseum stattet TV-Produktion über die Wimbledon-Jahre von Boris-Becker aus
2021 besteht das Plecher Museum zehn Jahre – Trotz Corona-Zeiten sehr aktiv
PLECH – Nach außen hin ist es in den letzten Corona-Monaten etwas ruhig um das Deutsche Kameramuseum in Plech geworden. Doch das täuscht: Die Arbeit ging – leider ohne Publikum – sehr erfolgreich weiter: Beispielsweise wurden zwei Großspenden an Exponaten aufgearbeitet und integriert, ein professioneller Audioguide mit 37 Stationen wurde erstellt. Eine ARD-Filmproduktion wurde mit 60 Foto- und Filmkameras ausgestattet und gerade ist man damit beschäftigt, die Dreharbeiten zu einem Fernsehfilm über Tennislegende Boris Becker mit der Ausleihe ähnlich vieler Fotoapparate möglichst authentisch auszugestalten. Und, wegen Corona geht das etwas unter: Das Plecher Museum wird in diesem Jahr zehn Jahre alt!
Umzug des Museumsbüros
Wenn in den letzten Monaten weniger Infos über die Museumsaktivitäten nach außen drangen, hat das auch einen ganz praktischen Hintergrund: Museumsgründer Kurt Tauber ist im Dezember nach zehn Jahren Aufbauarbeit vor Ort in Plech mit seiner Privatwohnung (und damit auch mit dem Museumsbüro) aus familiären Gründen wieder zurück nach Pegnitz gezogen. Inzwischen ist alles halbwegs verstaut, Telefon, Computer, Internet funktionieren wieder.
Ausgefallene Fotobörse
Nachdem die Plecher Fotobörse 2020 zweimal verschoben werden musste und dann für 2020 ganz ausfiel fehlten dem Verein beträchtliche Einnahmen, also musste man sich etwas einfallen lassen.
Ein hübsches Sümmchen erlöste der Förderverein durch einen Geräteverleih (Kameras, Filmgeräte, Projektoren) an eine Kölner Filmgesellschaft und dann aktivierten Börsenorganisator Andreas Wolf und Schatzmeister Thomas Wanka einen eBay-Account, über den man in den letzten Monaten attraktive Geräte aus den Überbeständen an den Mann brachte, „selbstverständlich mit ausdrücklichem Einverständnis der jeweiligen Spender“, wie Andreas Wolf in der Pressemitteilung des Museums betonte.
Großspende Polizei Osnabrück
Vor einigen Monaten hat das Museum von einer Polizeiinspektion in Niedersachsen 70 ausgemusterte Nikon-Spiegelreflexkameras und viele weitere Fotogeräte kostenlos übereignet bekommen. Ein Team aus Andy Wolf, Thomas Wanka, Holger Grzimek, Wolfgang Schanderl und Ulli Möller Corona-konform die Polizeikameras gesichtet und sortiert. Die Guten ins Töpfchen, die Schlechten in Kröpfchen.
Großspende DDR-Dia- und Filmprojektoren
Vor mittlerweile einem Jahr brachte ein Ehepaar aus Magdeburg mit einem eigens angemieteten Kleintransporter, der bis unters Dach beladen war, ungefähr 150 Diaprojektoren aus der früheren DDR nach Plech – die umfangreiche Sammlung des verstorbenen Vaters der Spenderin. Jetzt, wo das Museum ohnehin aufgrund von Corona (und dann aufgrund der Winterpause) geschlossen war, übernahm Wolfgang Schanderl die Sisyphus-Aufgabe, die Neuzugänge und die Altbestände an Diaprojektoren zu sortieren, zu kontrollieren, zu fotografieren und zu katalogisieren. Mehr zu den aktuellen
Neuzugänge auf der Homepage des Museums unter https://www.kameramuseum.de/1-neue-seiten.html
Professioneller Audioguide mit 37 Stationen
Die Bundesregierung legte im Sommer ein Corona-Hilfsprogramm auf, mit dem Museen eine kontaktlose Führung durch ihr Museum ermöglicht werden sollte: Mit Hilfe des Smartphones und von QR-Codes können Museumsbesucher sich über die wichtigsten Stationen im Museum informieren.
Das Projekt belief sich auf ein Volumen von rund 11.000 Euro, von denen 90 Prozent der Bund übernahm. Heraus kam ein professioneller Audioguide mit stolzen 37 Stationen – die wichtigsten Attraktionen des Museums, spannend wie ein Hörspiel: https://www.kameramuseum.de/audioguide/. Damit wurde sogar ein virtueller Museumsbesuch in Corona-Zeiten möglich.
Ausleihen an TV und Museen
Das Deutsche Kameramuseum hat in der Vergangenheit schon verschiedenen privaten und öffentlich-rechtlichen TV-Teams Filmaufnahmen mit zeitgenössischen Fotogeräten als Kulisse ermöglicht. Zum Beispiel wurde an die Kölner Produktionsgesellschaft „Zeitsprung“ Foto- und Filmequipment für Dreharbeiten ausgeliehen. Die TV-Filme „Jack The Ripper“ (Ausstrahlung 2016 auf SAT 1) und im Jahr 2020 „Das weiße Haus am Rhein“ (ARD, Sendung geplant für Winter 2021) wurden so mit jeweils Dutzenden Geräten ausgestattet.
Aktuell bearbeiten die Museumsmacher eine Anfrage, in der es um einen RTL-Film geht, in dem die Wimbledon-Jahre von Tennislegende Boris Becker neu erzählt werden. Daneben sind derzeit etwa ein Dutzend Exponate aus dem Plecher Museum an große staatliche Museen in Süddeutschland ausgeliehen.
Auch 2021 viel zu tun
Das Deutsche Kameramuseum in Plech existiert nur, weil es seit Mitte der 1990er Jahre einen immer größer gewordenen Internetauftritt gibt, der auch zu hervorragenden Platzierungen bei Google geführt hat. So finden potentielle Besucher, interessierte Medien und Spender die fränkische Einrichtung.
Inzwischen haben sich (Stand Februar 2021) folgende Größenordnungen des Web-Projektes „www.kameramuseum.de“ ergeben: 27.415 Dateien insgesamt mit einer Gesamtgröße von 2,3 Gigabyte online; davon 16.239 Bilder (rund zwei GB); 97.743 Hyperlinks (davon 8.712 externe Links auf fremde Seiten) und 89.031 interne Hyperlinks (Links, die auf andere eigene Seiten verweisen). Die Besucherstatistik weist für das Jahr 2020 täglich etwa 40.000 bis 65.000 einzelne Besucher mit 175.000 bis 225.000 verschiedenen Seitenaufrufen aus – ebenfalls pro Tag.
Das heißt also: 50.000 Menschen weltweit haben jeden Tag im Jahre 2020 die Internetseiten des Kameramuseums in Plech besucht und dabei durchschnittlich jeweils vier Seiten angeschaut. Manche verbringen aber auch Stunden im Museums-Web, wie sie den Verantwortlichen immer wieder versichern. Doch die Seiten – viele noch aus der Zeit um die Jahrhundertwende – benötigen dringend einen Relaunch zu modernem Layout und mit Anpassung an die neuen Endgeräte wie Smartphones und Tablets. Eine Mammutaufgabe, für die das Museum noch Unterstützung von Fachleuten sucht.
Dazu kommt noch die „normale“ Museumsarbeit, unter anderem die Vorbereitung mehrerer Fotoausstellungen – sofern Corona das im „Jubiläumsjahr 2021“ überhaupt zulässt…
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