IHK Oberfranken: Drohen Produktionsausfälle und Unterbrechung der Lieferketten?
Aktuell pendeln 3.600 tschechische Fachkräfte regelmäßig nach Oberfranken
Die erheblichen Einschränkungen für Pendler bei der Einreise von Tschechien nach Deutschland treffen viele oberfränkische Unternehmen und sind nicht nur im Raum Hof – Wunsiedel spürbar. Produktionsausfälle drohen ebenso wie unterbrochene Lieferketten.
Gabriele Hohenner, Hauptgeschäftsführerin der IHK für Oberfranken Bayreuth, bedankt sich bei den Landratsämtern und Stadtverwaltungen, von denen die meisten sehr schnell reagiert und bereits am Sonntag kommuniziert hatten, wie ein Unternehmen einen entsprechenden Antrag zum Nachweis der Systemrelevanz stellen kann. Hohenner: „Klar ist aber, dass die meisten Unternehmen gemäß der entsprechenden EU-Auslegung nicht als systemrelevant gelten, die tschechischen Mitarbeiter also nicht zum Arbeiten nach Oberfranken kommen dürfen.“ Die Zahl der Anfragen an die IHK sei bisher überschaubar, so Thomas Zapf, der als Krisenmanager die IHK-Hotline koordiniert. „Offenbar sind die benötigten Informationen zeitnah bei den Unternehmen angekommen.“
Über 3.600 Einpendler aus Tschechien
„Über 3.600 Fachkräfte pendeln regelmäßig über die Grenze zu ihrem Arbeitsplatz nach Oberfranken“, erläutert Sara Franke, Leiterin des Bereichs International bei der IHK. Drei Viertel davon pendeln in den Raum Hof-Wunsiedel, weitere 550 in den Raum Bayreuth, aber auch etliche etwa in den Raum Bamberg (gut 200) und den Landkreis Kulmbach (gut 150). Ein großer Teil davon wird bis auf weiteres nicht mehr nach Oberfranken zur Arbeit kommen können, befürchtet sie.
Staus an den Grenzen: Konsequenzen für die Produktion?
„Eine Drosselung der Produktion oder gar Produktionsausfälle sind nicht auszuschließen“, befürchtet Zapf. Beschäftigte im Transportsektor müssen ihre Einreise selbst bei Transit-Fahrten anmelden und einen zertifizierten Corona-Negativtest vorweisen, was zu Staus an der Grenze führe. „Das kann letztendlich eine Unterbrechung der Lieferketten verursachen.“
Wenn Mitarbeiter aus Tschechien wegen geschlossener Grenzen nicht mehr zur Arbeit nach Oberfranken kommen können, haben sie aktuell keinen Anspruch auf Lohn, außer sie nehmen Urlaub bzw. Zeitausgleich oder der Arbeitgeber bezahlt den Ausfall freiwillig, damit richtet Ursula Krauß, bei der IHK Referentin für Arbeits- und Wettbewerbsrecht, den Blick auf einen ganz anderen Aspekt der Grenzkontrollen. „Hier müssen zeitnah Lösungen gefunden werden, die Mitarbeiter können schließlich nichts für diese Situation.“
Impfen und testen
Hohenner: „Unser gemeinsames Ziel muss es sein, dass möglichst bald wieder so etwas wie Normalität an der deutsch-tschechischen Grenze einkehrt.“ Dies gelinge aus ihrer Sicht nur mit einer Kombination aus impfen und testen. „Beim Testen sind in den vergangenen Wochen leistungsfähige Infrastrukturen aufgebaut worden, ob in Schirnding oder in den Unternehmen selbst, so Hohenner. „Nun brauchen wir aber auch zeitnah Fortschritte beim Impfen in Deutschland und in Tschechien.“
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