Genussregion Oberfranken e.V. hielt Mitgliederversammlung
Von der „ungewöhnlichsten Mitgliederversammlung“ sprach Klaus Peter Söllner, Landrat in Kulmbach und Vorsitzender der Genussregion Oberfranken, beim Jahrestreffen 2020 des Vereins. Statt wie sonst in einem oberfränkischen Wirtshaus bei Bier und Schäufele zusammenzusitzen, trafen sich die Mitglieder diesmal zur virtuellen Mitgliederversammlung an ihren Bildschirmen. Gemeinsam gespeist wurde trotzdem: Zwischen den Berichten der Vereinsführung gab es Kostproben von Bier, Schinken und Hofer Rindfleischwurst; Biersommelier Markus Raupach aus Bamberg moderierte die Verkostung und stellte in kurzen Videobeiträgen auch die beteiligten Betriebe vor.
Mit immerhin 101 Anmeldungen war das Interesse am Vereinsgeschehen auch in diesem Jahr erfreulich groß. Vorsitzender Klaus Peter Söllner ging in seinem Grußwort auf die Pandemie-bedingten Einschränkungen der Vereinsarbeit im vergangenen Jahr ein: Zahlreiche Genussfeste mussten erst verschoben und dann komplett abgesagt werden. Viele Betriebe hätten sich in der Krise jedoch kreativ gezeigt und zum Beispiel Abholkonzepte für ihre Kunden entwickelt. Söllner bedankte sich ausdrücklich bei der Oberfrankenstiftung, die zum einen das aktuelle Förderprojekt – die Stärkung und Weiterentwicklung der Qualitätskriterien des Vereins – wegen der aktuell geltenden Corona-Einschränkungen bis September 2021 verlängert hat. Zum anderen stellt die Stiftung dem Verein danach für weitere drei Jahre 297.500 Euro zur Verfügung. Söllner: „Das ist ein dickes Brett. Wir sind der Oberfrankenstiftung für ihre großzügige Unterstützung äußerst dankbar!“ Die Vereinsarbeit wird dann unter dem Motto „Kulturerbe Oberfranken“ stehen. Unter anderem soll geklärt werden, ob und wie die beiden Vereine Bierland Oberfranken und Genussregion enger zusammenarbeiten können.
Geschäftsführer Norbert Heimbeck bedankte sich ebenfalls bei der Oberfrankenstiftung, dass er aufgrund der großzügigen Förderung dem oberfränkischen Genusshandwerk für weitere drei Jahre zur Verfügung stehe. In seinem Rechenschaftsbericht sagte Heimbeck, dass von der geplanten Workshop-Reihe nur ein Tagesseminar in Kulmbach habe stattfinden können. Dabei wurde den Gastronomen das weiterentwickelte Qualitätskonzept des Vereins präsentiert.
Neue Kriterien für Vereinsmitglieder
Bislang müssen Vereinsmitglieder aus der Gastronomie fünf verschiedene oberfränkische Spezialitäten auf der Karte haben, deren Zutaten zu mindestens 60 Prozent (bei Fisch und Salat) beziehungsweise zu 80 Prozent (bei Fleisch, Obst und Gemüse) aus der Region stammen müssen. Künftig soll jedes Haus ein Leitgericht für sich definieren, dessen Hauptzutaten zu 100 Prozent aus Oberfranken sein sollen. Heimbeck: „Uns ist schon klar, dass in Oberfranken kein Salz abgebaut wird und auch etwa Pfeffer nicht hier wächst. Aber die wichtigsten Zutaten sollen künftig zu möglichst 100 Prozent aus der Region stammen.“ Die Betriebe hätten sich beim Leitgericht erfreulich aufgeschlossen gezeigt, sagte der Geschäftsführer: „Es wurden nicht nur die üblichen Verdächtigen wie Schäufele genannt. Einer unserer Gastronomen hat eine fränkische Biersuppe zum Leitgericht erhoben, ein anderer bietet gefüllte Täubchen an. Auch Wildbret und Bio-Sauerbraten tauchen in der Liste auf. Das ist kreativ und zeigt die kulinarische Sonderstellung Oberfrankens.“ Während der Corona-Lockerungen im Sommer 2020 konnten zwölf Lokale nach den neuen Kriterien zertifiziert werden. Bis September soll nun versucht werden, dieses System auf andere Branchen wie Bäcker und Metzger zu übertragen.
Ebenfalls neu im vergangenen Jahr war der erste Genussatlas für Oberfranken. Die Autoren Bastian Böttner und Markus Raupach stellen darin die Mitglieder des Vereins Genussregion, zahlreiche Spezialitäten und touristische Genusserlebnisse in der Region vor. Der Führer kann über den Buchhandel oder direkt beim Verlag Guidemedia in Bamberg bestellt werden.
Schatzmeister Dr. Bernd Sauer wies in seinem Kassenbericht besonders darauf hin, dass es gelungen sei, mit der Genussbotschafter-Ausbildung eine Einnahmequelle für den Verein zu generieren. Tatsächlich wurde im März 2020 ein Seminar für 13 angehende Genussbotschafter angeboten, das aber Pandemie-bedingt erst im Juli beendet werden konnte.
Unter Punkt Verschiedenes wies der stellvertretende Vorsitzende Stephan Ertl auf die Gutscheinaktion des Landkreises Kulmbach mit dem Hotel- und Gaststättenverband hin: „In nur drei Wochen haben wir Gutscheine für 123.000 Euro verkauft. Das hilft unseren Gastronomen sehr,“ sagte Ertl und bedankte sich beim Landkreis für die Unterstützung.
Neueste Kommentare