Umweltstation Weismain gibt Umwelttipp: „Lebensräume von Wildbienen erhalten“
Wie und wo Insekten den Winter überleben – Leiter der Umweltstation erläutert interessante Techniken
Je nach Art können Insekten den Winter in verschiedenen Stadien überstehen: als Ei, als Larve, als Puppe oder als erwachsenes Insekt. Insekten sind wechselwarme Tiere, erläutert der Leiter der Umweltstation des Landkreises Lichtenfels in Weismain, Michael Stromer in einem aktuellen Umwelttipp. Er unterstreicht im Rahmen dessen auch, wie wichtig der Erhalt der natürlichen Lebensräume zum Beispiel der Wildbienen ist.
Ist die Außentemperatur niedrig, sinkt auch die Körpertemperatur der Insekten. Um das zu überstehen, verkriechen sich viele Insekten unter der Erde, in Laubhaufen, unter Baumrinden, im Mauerwerk, Scheunen, Dachböden etc. und verfallen in eine Kältestarre, auch Winterstarre genannt. Spinnen suchen sich zum Überwintern einen warmen und geschützten Platz wie zum Beispiel eine Baumhöhle, einen Dachstuhl oder Mauerspalten. Dort fallen sie bis zum Frühjahr in Winterstarre.
Heuschrecken legen ihre Eier in Risse von Baumrinden, in den Boden, in Pflanzenstängel oder in Blätter ab. Im Frühling schlüpfen die Larven und machen dann fünf bis sieben Häutungen durch, bis sie „erwachsen“ sind. Und Marienkäfer? Auf der Suche nach geeigneten Winterquartieren sitzen sie im Herbst in teils großen Schwärmen auf Balkongeländern, Hauswänden und Pflanzen. Im Winter machen sie es sich am liebsten in Mauerritzen oder Dachsparren gemütlich.
Strategien der Stubenfliegen
Auf Dachböden oder in Kellerräumen legen Stubenfliegen ihre Eier ab und überwintern auch selbst dort. Sie werden bei sinkenden Temperaturen immer träger, der Stoffwechsel verlangsamt sich. Lebt eine Stubenfliege normalerweise nur etwa vier Wochen, kann sie durch diese Strategie etwa drei Monate im Winter überstehen.
Ameisen und Honigbienen sind die einzigen Insekten, die den Winter als Volk überstehen. Wer im Winter von außen sein Ohr an einen Bienenstock hält, der kann ein leises, gleichmäßiges Summen hören, weiß Michael Stromer. Erstaunlicherweise halten Bienen keinen Winterschlaf und fallen auch nicht in eine Kältestarre. Bei Außentemperaturen unter 12°C fangen sie an, sich zusammenzuschließen.
Fallen die Temperaturen unter 6°C, bilden sie eine einheitliche Wintertraube, in der sie sich eng aneinander kuscheln. 10.000 bis 20.000 Honigbienen türmen sich so lange nebeneinander, übereinander und untereinander, bis sie eine Kugel bilden. Die Zusammenballung zur Kugel ist eine pfiffige wärmetechnische Lösung, denn die kleine Oberfläche verhindert unnötige Wärmeverluste, erklärt der Leiter der Umweltstation weiter.
Bienen bilden Kugeln
Die äußere Hülle der Traube besteht aus eng sitzenden Bienen, die mit ihren Körpern eine isolierende Schutzschicht bilden. Darunter sitzen Bienen, die durch Bewegung ihrer Flugmuskulatur – ohne dass sich die Flügel mitbewegen! – Wärme erzeugen und diese an ihre Umgebung abstrahlen. Die direkt auf den Futterwaben sitzenden Bienen nehmen Futter auf und verteilen es an alle Bienen – besonders an die, welche Wärme erzeugen. Auf diese Weise hält das Bienenvolk im Innern eine konstante Temperatur von ca. 25°C aufrecht.
Am äußeren Rand der Kugel ist es mit Temperaturen von 10 bis 12°C allerdings wesentlich kälter. Damit keine zu sehr auskühlt, sorgen die Bienen durch einen ständigen Platzwechsel dafür, dass alle Insekten, die sich zeitweise am kälteren Außenrand befinden, zum Aufwärmen immer wieder in den warmen Innenbereich gelangen. Die Königin erhält den besten Platz: Sie sitzt in der Mitte der Traube, dort wo es am wärmsten ist. Ein Bienenvolk kann so härteste Winter bis zu – 50°C überstehen, weiß Michael Stromer.
Hohle Äste und Totholz als Quartier
Viele Wildbienen bilden im Gegensatz zu Honigbienen oder Wespen keine Völker, man nennt sie auch Solitärbienen – Einzelgänger also. Sie nutzen die bekannten Insektenhotels, überwintern in Nestern am oder im Boden, in hohlen Ästen, Pflanzenstängeln und in Totholz entweder als erwachsenes Tier oder in Form einer Puppe in einem Kokon, die dann im Frühjahr schlüpft. Immer zu der Zeit, in der ihre Pflanzen blühen, von denen sie Pollen und Nektar sammeln.
Diese Futterspezialisierung hat den Wildbienen im Zuge des Insektenrückgangs zu trauriger Aufmerksamkeit verholfen. Viele Projekte und Aktionen zum Artenschutz wie zum Beispiel das „100.000 wilde Bienen“-Projekt der Umweltstation Weismain oder die „Lebensraum“-Aktion zusammen mit den Gartenbauvereinen des Landkreises zielen auf den Erhalt der Wildbienen und ihrer vielfältigen Lebensräume ab, stellt der Leiter der Umweltstation heraus.
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