Ökomodellregion Fränkische Schweiz: „Wasserschutz mit der Becherpflanze: Möglichkeiten in der Region Fränkische Schweiz“
Nachbericht zur Online-Veranstaltung vom Donnerstag 14.01.2021
Die Online-Veranstaltung der Ökomodellregion Fränkische Schweiz vom 14.01.21 thematisierte den „Wasserschutz mit der Becherpflanze: Möglichkeiten in der Region Fränkische Schweiz.“ Mit Forschungen an der Silphie-Becherpflanze wird in der Region Bayreuth / Fränkische Schweiz seit Jahren daran gearbeitet, eine naturverträglichere Alternative für konventionellen Maisanbau zur Energiegewinnung zu entwickeln. Biogas-Anlagen werden u.a. mit konventionell angebautem Mais betrieben. Der konventionelle Maisanbau ist eine starke Belastung für das Grundwasser.
Reinhard Wesinger (GeoTeam – Gesellschaft für umweltgerechte Land- und Wasserwirtschaft mbH Bayreuth) berichtete in seinem Vortrag über Feldversuche mit der Becherpflanze, einer Energiepflanze, die für Biogas-Anlagen genutzt werden kann und stellte die Vor- und Nachteile für Landwirte und Umwelt dar. Die zentrale Frage war, ob sich die Becherpflanze für den Anbau in der Fränkischen Schweiz eignet. Ziel der Öko-Modellregion ist es, den Ökolandbau zu fördern. Im Speziellen spielen ökologische Leistungen eine Rolle, wie z.B. Humusaufbau, Bodenverbesserung und Biodiversität. Unter diesen Perspektiven ist die Silphie Becherpflanze gegenüber konventionell angebautem Mais im Vorteil.
Jedoch ist das Fazit eindeutig: Anbau von Silphie ist keine Alternative für ökologische Bewirtschaftung, sondern eine Möglichkeit, den konventionellen Maisanbau in der Energieerzeugung zu ersetzen.
Dies kann zu einer erheblichen Ausdehnung der ökologisch geführten Flächen führen. Denn auch konventionell angebaute Silphie– Flächen werden in der Regel wie Ökoflächen geführt. In der Hoffnung zukünftig etwas weniger konventionellen Maisanbau zu erleben, möchte die ÖMR für die Becherpflanze als Anbaualternative sensibilisieren und diesen, nur als einen ersten Schritt Richtung ökologische Bodenbewirtschaftung, vorantreiben.
Interessant für konventionelle Landwirte dürfte sein, dass die Silphie kombinierbar mit dem Kulap-Programm ist. Mit der Silphie können auch Fördergelder für die Blühprämie, sowie für die Förderung der mehrgliedrigen Fruchtfolge in Anspruch genommen werden. Ein Silphie-Feld kann aber, wie Grünland auch, im Herbst noch mit Gülle, bzw. Biogassubstrat, gedüngt werden, außerdem können die Silphie-Flächen auch auf die Greening Flächen des Betriebes angerechnet werden. All dies sind geldwerte Vorteile für konventionelle Landwirte, nicht aber für Betriebe, die ohnehin bereits ökologisch bewirtschaftet werden.
Das Gesamtkonstrukt der Vergabe von Fördergeldern darf kritisch betrachtet werden, und nachgebessert dahingehend, dass die Umstellung auf ökologische Landwirtschaft rentabler wird als der konventionelle Anbau. Denn Bio-Landwirte sorgen für den gesunden Erhalt der besonderen Kulturlandschaft in der Fränkischen Schweiz, und tragen aktiv zum Gewässerschutz bei.
Aus landwirtschaftlicher Sicht bietet die Becherpflanze folgende Vor- und Nachteile:
Vorteile: Die Dauerkultur Silphie braucht nach der Bestandesbildung keine Bodenbearbeitung mehr. (Bodenbearbeitung führt zu Nitratfreisetzung und Auswaschung ins Grundwasser.) Als Dauerkultur mit beständiger Durchwurzelung darf die Kultur nach neuer Düngeverordnung sogar noch im Herbst gedüngt werden. Messbare Verluste wurden dabei nicht festgestellt. Der Vorteil: Betriebe müssen nicht zusätzliche Güllelager bauen.
Als Dauerkultur führt sie durch die Bodenruhe und Durchwurzelung zum Humusaufbau und somit zur CO2-Bindung. Maisanbau für Energiezwecke führt dagegen zum Humusabbau mit allen Folgen.
Insgesamt betrachtet ist der Energieaufwand niedriger als bei Mais, da keine Bodenbearbeitung erforderlich wird nach Bestandsbildung, kein jährlicher Saatguteinsatz ist nötig, es braucht keine chemische Beizung des Saatgutes, keinen Herbizideinsatz, kein Isektizideinsatz gegen Maiszünsler und die Düngung mit rückgeführten Gärsubstrat aus der Biogasanlage reicht aus.
Nachteile: relativ hoher Wasserbedarf im Vgl. zum Maisanbau (Trockenheit in der fränkischen Schweiz), geringe Verwertbarkeit (nur für Biogas), Humusaufbau bei 0,1 %, Entfernung nach Kulturende (20 Jahre möglich) unbekannt, Silphie ist Neophyt: invasive Pflanze, mittel & langfristige Folgen unbekannt.
Das wesentliche Fazit der Veranstaltung kristallisierte sich folgendermaßen heraus:
Der alternative Anbau von Silphie bleibt weniger effektiv in Gewässerschutz und Ökologisierung als die Umstellung von konventioneller auf biologische Bewirtschaftung des Bodens, anders ausgedrückt: Der Anbau von Silphie ist keine Alternative für ökologische Bewirtschaftung, sondern eine Möglichkeit, den konventionellen Maisanbau in der Energieerzeugung zu ersetzen. Dies kann zu einer erheblichen Ausdehnung der ökologisch geführten Flächen führen. Denn auch konventionell angebaute Silphie– Flächen werden in der Regel wie Ökoflächen geführt.
In der Diskussion wurde angemerkt, dass der Vergleich von der Becherpflanze mit zum Beispiel Luzernegrasanbau oder dem Veitshöchheimer Hanfmix noch aussteht. Beide Pflanzen wären eine weitere Alternative zum Maisanbau.
Über den direkten Kontakt mit R. Wesinger kann eine Vernetzung stattfinden zwischen interessierten Landwirten und Abnehmern der Becherpflanze. Herr Reinhard Wesinger steht sowohl für Fachfragen als auch für kritische Auseinandersetzung im direkten Kontakt für Ihre Fragen zur Verfügung. Kontaktdaten Herr Wesinger: Reinhard.wesinger@geoteam-umwelt.de , Tel. 0921-1500643
Der Vortrag kann als Video auf der Website der Ökomodellregion jederzeit angesehene werden. Hier findet sich auch eine detaillierte Darstellung der Inhalte.
https://www.oekomodellregionen.bayern/nachrichten/die-silphie-zieht-das-publikum-in-ihren-bann
Die Vortragsfolien sind zusätzlich unter „Infomaterial“ zu finden:
https://www.oekomodellregionen.bayern/fraenkische-schweiz/infomaterial
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