Kulmbacher „Gesundheitsregion plus“ ergreift passgenaue und kreative Maßnahmen gegen den Landärzt*innenmangel

Symbolbild Gesundheit

Ergebnisse der Ärzt*innenbefragung im Landkreis Kulmbach

Kulmbach, 21.01.2021: Ende des Jahres 2020 wurde eine Befragung aller niedergelassenen Ärzt*innen des Landkreises Kulmbach durchgeführt. Mit der Befragung hat die Gesundheitsregion plus Kulmbach das Süddeutschen Institut für empirische Sozialforschung (SINE) aus München beauftragt.

Alle 94 niedergelassenen Allgemeinmediziner*innen und Fachärzt*innen des Landkreises waren aufgerufen, an der Online-Befragung teilzunehmen. Insgesamt haben 47 der 94 angeschriebenen Ärzt*innen an der Umfrage teilgenommen. Dies entspricht einer erfreulich hohen Rücklaufquote von 50 %. Zudem gab es viele zusätzliche Anregungen, Hinweise und Ideen seitens der teilnehmenden Ärzt*innen.

Die Befragungsergebnisse sowie die Machbarkeit und Umsetzung der daraus abgeleiteten Maßnahmen wurden am 15.12.2020 in einem zusätzlichen interaktiven partizipativen Austauschtreffen mit den Mediziner*innen diskutiert und ein Roadmap-Prozess angestoßen. An dieser Online-Veranstaltung nahmen 14 Personen teil.

Zudem wurden und werden auch zukünftig Kommunalpolitiker*innen in den Prozess involviert im Rahmen der Kreisausschuss- und Kreistagssitzungen.

Für die Gesundheitsregion plus Kulmbach ergeben sich aus der Befragung in enger Zusammenarbeit mit den Mitgliedern der AG „Ärztliche Versorgung auf dem Land“, den niedergelassenen Ärzt*innen wie auch dem Klinikum Kulmbach wichtige Handlungsfelder für die Initiierung bedarfsorientierter und akzeptierter Maßnahmen:

Organisation der Praxis

Die Ärzt*innen in Kulmbach arbeiten überwiegend in Einzelpraxen und in Vollzeit, oft sehr zeitintensiv und mit hoher Arbeitsbelastung. Für junge Menschen und insbesondere auch für Frauen ist eine ausgewogene Work-Life-Balance wichtig als auch eine gute Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Hier könnten Entlastungen geschaffen werden, indem bei den Ärzt*innen gezielt für alternative Arbeitszeitmodelle wie Job-Sharing, Teilzeit- oder auch Gleitzeitmodelle geworben wird. Damit einher geht ein gestiegener Bedarf an mehr Niederlassungen.

Rahmenbedingungen für niedergelassene Ärzt*innen im Landkreis Kulmbach

Die Bedingungen für niedergelassene Ärzt*innen im Landkreis Kulmbach werden im Vergleich zum Landesdurchschnitt tendenziell besser eingeschätzt und mit gut bis zufriedenstellend bewertet. Bemängelt werden eine hohe Arbeitsbelastung sowie eine noch ausbaufähige fachärztliche Versorgung im Landkreis. Neben der Erhöhung der Niederlassungen (haus- wie fachärztliche Praxen) sollte die Bedarfsplanung auch zentrale Ärztehäuser vorsehen und seitens der Politik der Erhalt bestehender Praxen beim Eintritt der Inhaber*innen ins Rentenalter forciert werden. Innovative Versorgungskonzepte sollten nicht nur in der Stadt Kulmbach, sondern auch in den umliegenden Gemeinden implementiert werden. Neben einer verbesserten Infrastruktur besteht auch der Wunsch nach mehr Kommunikationsmöglichkeiten zwischen den Akteuren.

Vernetzung und Kooperation

Vernetzung der niedergelassenen Ärzt*innen findet im Landkreis bereits statt, weitere Kooperationsmöglichkeiten im und über den Landkreis hinaus sollten aber gefördert werden. Regional umfasst dies eine Förderung von Ärztenetzwerken sowie die Verbesserung der Zusammenarbeit von Haus- und Fachärzt*innen, mit dem Klinikum Kulmbach und weiteren umliegenden Krankenhäusern wie auch mit verschiedenen Stakeholdern im Landkreis. Überregional sollte die Zusammenarbeit mit Unikliniken ausgebaut werden.

Nachfolgeregelung und Nachwuchsförderung

Im Zeitraum der nächsten fünf Jahre wird eine Vielzahl der Niederlassungen neu zu besetzen sein. Für die Mehrheit dieser Praxen muss die Nachfolge noch geregelt werden. Dies ist ein entscheidender Aspekt, der bei der Bedarfsplanung zu berücksichtigen ist. Hier ist es vor allem wichtig, Beratungs- und Unterstützungsangebote zur Verfügung zu stellen und diese zielgruppengerecht zu kommunizieren.

Digitalisierung und Telemedizin

Auch wenn die infrastrukturellen Voraussetzungen für eine Nutzung von E-Health und Telemedizin im Landkreis Kulmbach generell gegeben sind, werden diese, mit Ausnahme von E-Learning, bislang kaum genutzt, obwohl diese langfristig gesehen eine sinnvolle Unterstützung der ärztlichen Versorgung darstellen würde. Datenschutzrechtliche Bedenken sowie eine (ausbaufähige) Nutzerfreundlichkeit der Systeme stellen hierbei entscheidende Hürden für eine Implementierung dar. Durch forcierte Aufklärung und zielgerichtete Veranstaltungen in beiden Bereichen kann die Bereitschaft der Ärzteschaft für digitale Lösungen (E-Health-Anwendungen, Telemedizin) unter anderem durch das Aufzeigen vorhandener Fördermöglichkeiten gesteigert werden.

Die Ergebnisdokumentation in Form eines Flyers sowie der ausführliche Abschlussbericht sind der Homepage unter https://www.landkreis-kulmbach.de/landratsamt-kulmbach/gesundheitsregion-plus-kulmbach/gesundheitsforum/medizinische-versorgung/ zu entnehmen.

Annekatrin Bütterich

Annekatrin Bütterich

„Unser Ziel ist es, die aus der Befragung abgeleiteten Handlungsempfehlungen in die Tat umzusetzen. Hierfür braucht es kreative Ideen, mit welchen wir einen ‚anderen‘ Weg hin zu einer – auch zukünftig – guten, gesicherten medizinischen Versorgung bei uns im Landkreis gehen. Dadurch machen wir den ländlichen Raum attraktiv für junge Familien, die entweder hier in ihrer Heimat bleiben oder die bewusst in den Landkreis Kulmbach ziehen wollen, um sich hier bei uns beruflich wie privat selbst zu verwirklichen.“, so Annekatrin Bütterich, Geschäftsstellenleitung der Gesundheitsregion plus Kulmbach.

Das Projekt „Ärzt*innenbefragung“ wurde durch Mittel des Bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit und Pflege (Förderung: Gesundheitsregionen plus Bayern „Öffentlichkeitsarbeit“) gefördert.