Erlebnisse einer Bamberger Mutter mit “homeschooling” Teil II
Tag 6
Was soll ich sagen? Es läuft! Unglaublich eigentlich. Meine 9-Jährige sitzt ganz allein vor dem Bildschirm und steuert ihre Wortbeiträge, hält digital die Hand hoch und schaltet das Mikro zur rechten Zeit an und wieder aus. Ich bin beeindruckt und ein wenig stolz. Und natürlich bin ich der Lehrerin und dem Lehrer dankbar, dass sie sich auf dieses Programm nun doch eingelassen haben und es gut bedienen. Ob es in nächster Zeit ein noch besseres Tool geben wird, müssen wir weiter eruieren.
Am Ende der Sitzung wird es plötzlich laut aus dem Mikro. Es rumpelt in meinem Arbeitszimmer und ich sehe meinen Laptop schon in 1000 Stücken auf dem Boden liegen. Aber nein, es ist heute Montag….ich vergaß, da ist ja Sport! Es wird gesprungen und gerannt. Ok. Bewegung muss ja sein.
Tag 7
Ich bin ja ziemlich im Stress, wie viele Eltern momentan, die zusätzlich zu ihrer Arbeit im Homeoffice auch noch die Kinder „beschulen“ , bzw. auch die Kleinsten betreuen und davon abhalten, ständig durchs Bild zu laufen und in die Sitzungen zu quatschen. Bei mir ist es die Abgabe einer wissenschaftlichen Arbeit und meine politische Tätigkeit, die ich noch so „nebenher“ mache. Wenn man dann so vollends in Arbeit versinkt und kein Land mehr sieht, passieren komische Sachen mit einem selbst: kennen Sie Kälteidiotie? Kurz vor dem Kältetod weiten sich die zuvor verengten Gefäße von Erfrierenden und das Blut schießt zurück in die Organe. Dabei entsteht ein Hitzeempfinden und die Leute entkleiden sich, was als „paradoxes Entkleiden“ bezeichnet wird. Vor ein paar Tagen hörte ich mich in einer Elternrunde sagen, dass ich auch mal eine Zoom-Konferenz am Nachmittag bespiele und einen kleinen Vortrag für die Kinder ausarbeite, zum Thema „Pest“.
Arbeit habe ich ja NICHT genug. Gottseidank habe ich meine Klamotten noch an.
Tag 8
Wir werden darauf hingewiesen, dass das Pensum des Online-Unterrichts etwas erhöht. Dies geschieht peu a peu, eigentlich macht das Sinn, finde ich. Nun saßen wir leider am falschen Tag vor dem Bildschirm und warteten auf erneuten Einlass und bombardierten andere Eltern per WhatsApp mit verzweifelten Hilferufen, dass wir nicht mehr „reinkommen“ nach der „großen Pause“. Doch nach einem Blick auf den Arbeitsplan, der uns in einem „padlet“ zur Verfügung steht und quasi der Fahrplan für alle schulischen Aktivitäten (bis hin zur Sportstunde von Alba Berlin) ist, merkten wir, dass wir vergeblich gewartet und am Rechner rumgefummelt haben. Erst morgen gibt es eine 2. Stunde. Wie peinlich. Langsam wird man dünnhäutig.
Achja….und ich mache noch einen weitern Zoom-„Themen“Nachmittag (siehe oben). Wenn Kinder so nett fragen, kann ich ja nicht nein sagen.
Vera Mamerow
Neueste Kommentare