Bayreuther Experte zu „Masterplan Medizinstudium 2020“
Studium soll praxis- und patientennäher werden
Wie macht man Absolvent*innen fit für den Beruf als Ärztin oder Arzt? Indem Studierende von Beginn des Studiums an arztrelevante Kompetenzen erwerben, frühzeitig mit Patient*innen in Kontakt kommen und klinische Praxiserfahrung sammeln. Das sind die Ziele des „Masterplans Medizinstudium 2020“ und des neuen Gegenstandskatalogs (GK), der eine grundlegende akademische Reform des Humanmedizinstudiums anstrebt. Prof. Dr. mult. Eckhard Nagel, Geschäftsführender Direktor des Instituts für Medizinmanagement und Gesundheitswissenschaften der Universität Bayreuth, ist Co-Vorsitzender der zuständigen GK-Kommission, welche die Inhalte der Medizinprüfungen für ganz Deutschland regelt.
Pünktlich zum Jahreswechsel wurde der „Gegenstandskatalog für alle Abschnitte der Ärztlichen Prüfung“ vorgelegt, mehr als 800 Expert*innen aus der ganzen Bundesrepublik hatten in den vergangenen drei Jahren daran gearbeitet. Voraussichtlich ab 2023 werden die neuen Kriterien verbindlich sein. Damit soll die Neuausrichtung des Medizinstudiums durch neue Lern- und Prüfziele forciert werden. Dabei erhielten Themen wie die Allgemeinmedizin, ein interprofessioneller Praxisbezug und die sogenannten Soft Skills für das Arbeitsleben junger Mediziner*innen mehr Gewicht. „Durch die Beteiligung aller wichtigen Akteure – Ärzte, Kassen, Medizinischer Fakultätentag, Interessenvertreter*innen des öffentlichen Gesundheitswesens, die zuständigen Bundes- und Landesministerien – ist ein abgestimmter Katalog entstanden, der das Medizinstudium in die richtige, eine neue Richtung lenkt“, sagt Nagel.
Das IMPP (Institut für medizinische und pharmazeutische Prüfungsfragen) wird in Zukunft auch für die praktischen Staatsexamina am Ende des Studiums die Inhalte entwickeln, die dann bundesweit einheitlich geprüft werden. Für manche Kompetenzen wie z.B. die Überprüfung einer guten Arzt-Patient-Kommunikation gibt es viele Vorerfahrungen, für andere wie die Führungskompetenz, die neu in die Gegenstandskataloge aufgenommen wurde, ist noch viel Entwicklung nötig. Wie priorisiere ich die Arbeit auf Station richtig? Wie manage ich die Schnittstellen mit anderen Gesundheitsberufen? Oder wie melde ich korrekt Beinahe-Fehler? „Das sind zum Beispiel Themen, für die es bisher keine verpflichtenden Lehrveranstaltungen und keine Prüfungen gibt. Dabei ist das hochrelevant, damit Patienten gut versorgt werden, aber auch Berufsanfänger nicht durch die komplexen Anforderungen in den Burnout kommen“, erläutert Nagel, der im Gesamtprozess die Arbeitsgruppe Führung und Management geleitet hat.
Die Herausforderungen im Wandel unseres Gesundheitssystems sind enorm. Mit dem neuen Gegenstandskatalog und den neuen Staatsprüfungen sind wir in Zukunft auch im internationalen Vergleich hervorragend aufgestellt. Hier hat das IMPP unter der Leitung von Prof. Dr. Jana Jünger in enger Abstimmung mit dem medizinischen Fakultätentag (MFT) wegweisende Abstimmungsarbeiten geleistet. So werden die neuen Staatsexamina ein guter Garant für eine umfassende Kompetenz der zukünftigen Berufsanfänger, von der Patienten und Studierende gleichermaßen profitieren.
Die Universität Bayreuth legt auf dem Feld schon einmal vor: Eine der ersten Profilprofessuren am MedizinCampus Oberfranken heißt „Gesundheitskompetenz und Health Communication“.
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