Aus der Poxdorfer Leserpost: Offener Brief an den bayerischen Ministerpräsidenten und Innenminster

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Sehr geehrte Herren Markus Söder und Joachim Herrmann,

mein Name ist Carola Pracht-Schäfer. Seit 9. Mai 2020 bin ich zusammen mit meinem Mann Reiner Pracht Veranstalter der Mahnwachen der Freiheitsbewegung Forchheim.

Aufgrund Ihrer Reaktionen zu den Vorfällen, die Sie als A73-Blockade bezeichnen, ist mir klar geworden, dass wir Ihnen bekannt geworden sind. Nachdem nun also die Freiheitsbewegung Forchheim in München bekannt ist, kann ich auch meine Meinung dazu kundtun, dass ich Ihre Äußerungen als gezielten Rufmord empfinde.

Das Wichtigste vorab: weder Sie noch ich waren selbst an der Aktion auf der Autobahn anwesend! Daher wissen weder Sie noch ich, wie schnell die Fahrzeuge bei Schneetreiben (Zitat https://www.br.de/nachrichten/bayern/a73-protest-herrmann-kuendigt-harte-strafen-fuer-corona-gegner-an,SLPigDK) gefahren sind. Solange es kein Gerichtsverfahren gibt, wissen weder Sie noch ich, ob der Titel der Presse »A73-Blockade von „Corona-Gegnern“« zutrifft oder ob – im Zweifel für den Angeklagten – festgestellt wird, dass aufgrund des Schneefalls keine Blockade, sondern eine vorsichtige Fahrweise vorgelegen hat. Sie und ich kennen das Foto der Polizei Mittelfranken, das in allen Presseberichten zu sehen war. Ich sehe ganz deutlich ein Fahrzeug mit mindestens drei Herzen auf den Scheiben (siehe Pfeil). Sind das gefährliche Mitbürger? (Anm. d. Red.: Foto aus Leserbrief konnte wegen Urheberrechtsproblemen nicht verwendet werden)

Auf Videoaufnahmen aus dem Landtag am 07.01.2021 höre ich, wie Sie uns verurteilen. Sie betiteln uns als Querdenker, Corona-Mob und Corona-RAF. Ein Urteil spricht normalerweise der Richter und nicht der Ministerpräsident!

Oftmals klingt in der Presse an, Sie, Herr Söder, wären der König von Bayern. Können Sie sich eigentlich vorstellen, was der Unterschied zwischen einem geachteten König und einem gehassten Tyrannen ist?

Ich liebe Kindermärchen. Dort habe ich immer wieder gesehen, dass der geachtete König für sein Volk da ist und sein Handeln stets nach den höchsten moralischen Werten und zum Wohle der Schwächsten ausrichtet. Er achtet darauf, dass keiner benachteiligt wird, der sich nicht wehren kann. So schafft er es, dass er mit Leichtigkeit ein blühendes Land regieren kann. Hingegen geht es dem Tyrannen ausschließlich darum wie er die Untergebenen drangsalieren, sie einschüchtern, in Angst versetzen und gegeneinander ausspielen kann. Sein einziges Ziel ist die eigene Macht auszubauen, wobei er immer das Problem hat, dass er niemandem außer sich selbst vertrauen kann. Die guten Könige werden meist von den bösen Tyrannen umgebracht. Dafür sterben die Tyrannen irgendwann einsam und voller Gram. Schade eigentlich, denn sie sterben beide irgendwann. Also zeigen uns die Märchen, dass es nur auf die Antwort für folgende Frage ankommt: Wie haben die Herrscher gelebt? Voller Freude und Liebe oder voller Gram, Angst und Misstrauen?

Sie fragen sich nun, warum ich diese Geschichte erzähle? Nun, wir haben seit dem 9. Mai 2020 in der kleinen Kreisstadt Forchheim 133 Mahnwachen gegen die Unverhältnismäßigkeit der Corona-Maßnahmen veranstaltet. Unser Motto lautet »Für Frieden und Freiheit mit Herz und Verstand / oder mit Liebe!« Etwa 300 Menschen standen bei unserer Sonder-Kundgebung am 24.07.2020 auf dem Forchheimer Paradeplatz. Die meisten davon kenne ich persönlich und weiß was sie verbindet. Denn es sind Menschen aus allen Einkommensschichten. Davon können sicher Zweidrittel aus gesundheitlichen Gründen keine Maske tragen. Jeder einzelne war bis zum Frühjahr 2020 ein vollwertiges Mitglied unserer Gesellschaft. Jeder hat gearbeitet, Steuern und Sozialbeiträge gezahlt. Diese Menschen – und ich selbst – sind jetzt Aussätzige! Viele von uns haben die Arbeitsstelle oder ihr Unternehmen verloren. Wir werden diskriminiert, beim Einkaufen angepöbelt, aus Geschäften hinausgeworfen, bekommen Hausverbote erteilt und werden von der Polizei wie Schwerverbrecher behandelt.

Herr Söder, wir haben eins gemeinsam. Wir sind beide in Nürnberg aufgewachsen. Ich mag unsere Franken sehr, denn sie reden wie ihnen der Schnabel gewachsen ist. Genau da hören unsere Gemeinsamkeiten auf. Denn Sie mögen es scheinbar gar nicht, wenn Ihnen jemand sagt, was er denkt und er nicht wie ein Lakai des Herrschers nur buckelt. Da verdrehen Sie sogar die wundervolle Weisheit aus dem Talmud: »Achte auf Deine Gedanken, denn sie werden Worte. || Achte auf Deine Worte, denn sie werden Handlungen. || Achte auf Deine Handlungen, denn sie werden Gewohnheiten. || Achte auf Deine Gewohnheiten, denn sie werden Dein Charakter. || Achte auf Deinen Charakter, denn er wird dein Schicksal.« und machen daraus »Aus bösen Gedanken werden böse Worte und irgendwann auch böse Taten«. Wie steht es um Ihre Gewohnheiten und Ihr Schicksal, frage ich mich?
Für mich ist es selbstverständlich nicht nur Solidarität zu predigen, sondern sie zu leben. Gerade in Krisen wie dieser Pandemie brauchen die Menschen Hoffnung und Zusammenhalt! Darum habe ich das nebenstehende Plakat zur Unterstützung diejenigen erstellt, die sich nach der A73-Aktion eine gute anwaltliche Verteidigung nicht leisten können.

Damit kommen wir zurück zu meiner Liebe für die Kindermärchen. Die Menschen verstehen zunehmend, dass wir alle irgendwann sterben werden, genauso wie der König und der Tyrann sterben. Und sie beantworten die Frage nach dem »wie will ich leben?« zunehmend mit in Freude statt in Angst! Sie lernen mit der Angst vor dem Virus zu leben, anstatt an der Angst zu sterben. Denn sie können sich nicht mit irgendwelchen Masken vermeintlich schützen.

Darum fordere ich Sie jetzt heraus! Sie wollen ein Exempel statuieren? Statuieren Sie ein Exempel, aber bitte richtig! Nehmen Sie dem Landkreis Forchheim sämtliche Unterstützung. Ziehen sie alle zusätzlichen Beamten aus den Behörden ab! Überlassen sie es den Menschen, ob sie Masken tragen oder nicht, ob sie sich impfen lassen oder nicht, ob sie arbeiten oder nicht, ob sie ihre Kinder zur Schule schicken oder nicht. Sie können auf den Strafvollzug verzichten, denn wo alles freiwillig ist, braucht es keine Kontrolleure. Das spart Steuergelder für diesen lästigen Landkreis! Dann schauen wir, ob im Landkreis Forchheim die Seuche ausbricht, die Menschen umfallen wie die Fliegen und der ganze Landkreis abgeriegelt werden muss. Oder ob eher meine Vision eintritt, dass aus Forchheim das blühende Land des Märchenkönigs wird. Geben Sie uns ein halbes Jahr. Top, die Wette gilt! Ich bezahle mit meinem Leben. Was bieten Sie?

Mit freundlichen Grüßen,
Carola Pracht-Schäfer
Poxdorf