Weihnachtsgedanken
Die Hirten sind noch unterwegs und ohne Dach,
wenn andere längst in festen Häusern schlafen.
Doch wachen sie nicht mehr wie einst bei Schafen
und denken über Schuld, und Gott und Elend nach.
Als Taxifahrer halten sie sich mühsam wach,
sie zittern im Gefängnis vor den Strafen,
sind ausgestoßen von den ewig braven,
und unter Schmerzen liegen sie, verstört und wach.
Doch siehe, Gottes Engel tritt heran
zu allen, die er wachend findet,
weil Pflicht, weil Schicksal sie jetzt bindet,
sagt ihnen, wo sie sind, die Freude an:
Das Heil wohnt unter uns im engen Stall,
und Betlehem ist heute überall.
Dieses vielleicht recht kritisch klingende Gedicht von Dietmar Schröder deutet uns doch die frohe Weihnachtsbotschaft: Wir neigen ja manchmal dazu, die Weihnachtsgeschichte zu romantisieren, wozu auch die überquellende Reklame beiträgt. Aber Gott suchte sich eben gerade die untersten sozialen Schichten aus, um unter ihnen Mensch zu werden, damit sie einen Trost haben. Maria und Joseph galten wohl bei den „anständigen“ Bürgern Betlehems als Vagabunden, den halbkriminellen Hirten gleich, die ja bis ins 20. Jahrhundert im Armenhaus leben mussten.
Wer sich heute für das Evangelium öffnet, wer begreift, dass nichts uns von Gottes Liebe trennen kann, der erlebt Weihnachten auch im heißen Sommer, im regnerischen November. Wenn wir den einsamen, kranken Nachbarn besuchen, die Alleinerziehende von nebenan unterstützen, wenn wir Vorurteile gegen Ausländer oder Sozialhilfeempfänger bekämpfen, dann bauen wir persönlich mit an Gottes Weihnachtswelt.
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Pfarrer Dr. Christian Fuchs, www.neustadt-aisch-evangelisch.de
Infos zu Christian Karl Fuchs:
- geb. 04.01.66 in Neustadt/Aisch
- Studium der evang. Theologie 1985 – 1990 in Neuendettelsau
- Vikariat in Schornweissach-Vestenbergsgreuth 1993 – 1996
- Promotion zum Dr. theol. 1995
- Ordination zum ev. Pfarrer 1996
- Dienst in Nürnberg/St. Johannis 1996 – 1999
- seither in Neustadt/Aisch
- blind
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