Bamberger Jugendhilfeträger iSo feiert 35-jähriges Bestehen in Zeiten von Social Distancing und Lock-Down
Ein Jubiläumsjahr der etwas anderen Art
Den 35. Geburtstag wollte iSo – Innovative Sozialarbeit in vielfältiger Weise über das Jahr hinweg verteilt feiern und dabei verschiedene Inhalte seiner Arbeit präsentieren. Dann kam die Corona-Pandemie. Planungen rutschten in den Hintergrund und andere Aufgaben mussten gestemmt werden. Retrospektiv gesehen führte diese unerwartete Situation dazu, dass der Jugendhilfeträger anders als gedacht kreativ wurde. So manifestierte sich im Jubiläumsjahr die Erkenntnis, wie wichtig ein soziales Wirken in Krisenzeiten ist.
„Veranstaltung abgesagt!“, „Jugendtreff geschlossen“ – dieses Schicksal ereilte viele Einrichtungen sowie zahlreiche geplante Aktionen des Jugendhilfeträgers. Das 35-jährige Bestehen hatte man sich anders vorgestellt. Veranstaltungen, wie der im März angesetzten Impuls-Vortrag „Der kleine Optimist“ oder auch die jährliche Jahresausklangfeier für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern entfielen, aber auch in der offenen Jugendarbeit konnten die gewohnten Angebote zeitweise nicht aufrecht erhalten werden.
Ein Jubiläumsjahr ohne Feier, aber mit viel Engagement
„35 Jahre – das ist eine Zeitspanne, in der wir bereits verschiedene gesellschaftliche Veränderungen miterlebt haben. Doch gerade die jetzt herrschende Corona-Zeit öffnete uns nochmal die Augen und zeigte uns, wie wichtig zeitgemäße und bedarfsorientierte Soziale Arbeit ist.“ rekapituliert Matthias Gensner, seit 2000 Geschäftsführer der Organisation, den Werdegang des Jugendhilfeträgers. Lothar Riemer, seit 2017 erster Vorstand, ergänzt: „Natürlich hatten wir das Jahr 2020 anders geplant. Wenn der regelmäßige Betrieb oder Vorhaben entfallen, die mit viel Herzblut geplant wurden, ist man erst einmal ratlos. Aber den Kopf in den Sand zu stecken, war noch nie die Haltung von iSo.“ Also hieß es: Ideen schmieden, weitermachen, etwas Neues schaffen, und das auf anderen Wegen. Der tägliche Betrieb in den Jugendzentren, Quartiersmanagement-Büros, Mehrgenerationenhäusern, offenen Ganztagsschulen oder Beratungsstellen wurde zeitweise eingestellt, jedoch liefen die Motoren hinter den Kulissen weiter. Die Not wurde zur Tugend gemacht – aus der gewonnenen Energie entstanden neue Formate, die die Arbeit unter pandemischen Umständen weiterhin ermöglichte.
iSo- Aktionen gegen den Corona-Blues
So wurde der geplante Impulsvortrag „der kleine Optimist“ virtuell als Livestream über den YouTube-Kanal des Trägers veranstaltet. Die Verleihung des Deutschen Kita-Preises fand unüblicherweise direkt vor Ort in der BasKIDhall statt, im Beisein von Carolina Trautner, Staatsministerin für Familie, Arbeit und Soziales in Bayern, sowie verschiedenen Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Wirtschaft, Sport und öffentlichem Leben – natürlich mit besonderem Hygienekonzept.
Öffnungszeiten und Mitmachaktionen der Jugendtreffs wurden ins Internet verlegt oder in Form besonderer Freiluftaktionen ermöglicht. Online-Kochaktionen, Sportprogramme oder Spieletreffs sind nur ein paar Beispiele. CrossOver, die heilpädagogische Wohngruppe in Forchheim-Buckenhofen, verwandelte ihren Garten im Rahmen eines Gemeinschaftsprojektes mit den Kindern und Jugendlichen in einen Erlebnispark der Sinne um. Dadurch konnten die Kinder nicht nur lebenspraktische Handfertigkeiten erlangen, sondern vor allem auch das motivierende Gefühl von erfolgreicher Teamarbeit spüren. Genauso wurden neue Projekte, die aus den Erkenntnissen der Krisensituation entstanden, ins Leben gerufen. Das Projekt „ICH“ beschäftigt sich beispielsweise auf seinem Instagram-Kanal „ich-fluencer“ mit jugendrelevanten Themen, wie Selbstliebe, Zukunftsängste, Toleranz. Das Beste an all diesen Neuerungen: Die Resonanz war und ist von verschiedenen Seiten sehr groß.
iSo-Geschichte
iSo stünde heute, nach 35 Jahren, nicht da, wo der Träger jetzt steht, hätte es den richtungsweisenden Grundstein nicht gegeben. Der heutige Ehrenvorsitzende Hans-Heinrich Köhlerschmitt initiierte 1985 mit sieben Kolleginnen und Kollegen des Gesundheitsamtes Bamberg „Aktion Gesundes Leben e.V.“. Motor der Initiative war die damals nicht unbedingt lebenspraktischen theoretischen Strukturen der Gesundheits- und Jugendhilfe neu zu denken und zielgruppenorientierte präventive Arbeitsformen zu entwickeln.
Dreizehn Jahre später erwuchs aus der Initiative ein studentisches Start-Up namens „iSo – Innovative Sozialarbeit“. Die Studentengruppe hatte sich eine nachhaltige und wirkungsorientierte Jugend- und Familienhilfe auf die Fahnen geschrieben. Mit Jugendlichen zu arbeiten, bevor der Richter sein Urteil gesprochen hat, die Jugendlichen verstehen, mit ihnen in Kontakt kommen und sich in ihre Lebenswelt hineinversetzen, um dort Bedürfnisse abzufragen und daraus entsprechende Handlungsstrategien zu entwickeln – das waren Brennpunkte, die iSo bearbeiten wollte. Die Projektpalette wuchs, genauso wie die inneren Strukturen.
Einen weiteren Meilenstein in der Entwicklung des Trägers stellte 2007 die Gründung des deutschlandweiten Projektes „BasKIDball“ in Kooperation mit der ING und NBA-Star Dirk Nowitzki als Schirmherren dar. Damit bewies iSo, dass man auch größeren Aufgaben gewachsen ist.
Mittlerweile freut sich der Träger, der Mitglied des paritätischen Wohlfahrtsverbandes ist, über mehr als 250 Mitarbeitende, knapp 20 Projekte in der Metropolregion Nürnberg sowie über ca. 2.000 wöchentlich erreichte Kinder und Jugendliche.
iSo ist weiterhin im Heute und schaut dem Morgen entgegen
Nach wie vor heißt das iSo-Motto: Neue Lösungen für bekannte Problemlagen finden und dabei weitsichtig bleiben. In diesem Sinne entwickelt sich der Jugendhilfeträger stetig weiter. Lothar Riemer dazu: „In unserem gesamtgesellschaftlichen Prozess, der gerade durch Corona noch einmal mehr an Gewicht zunimmt, die Bedürfnisse, Stärken und Visionen der Kinder und Jugendlichen im Auge zu behalten, ist für eine zukunftsorientierte Soziale Arbeit von großer Bedeutung. Denn nur, wenn Soziale Arbeit mit der Zeit geht, kann Jugendhilfe funktionieren und Menschen verschiedener Altersgruppen erreicht werden. Nach wie vor glaube ich, auch wenn es wie eine Plattitüde klingt, mit iSo an eine bessere Gesellschaft. An dieser möchten wir mitwirken.“
In diesem Sinne ist das Resümee im Jubiläumsjahr gleichzeitig der Arbeitsauftrag für die Zukunft: iSo arbeitet weiterhin im Heute und lebt gleichzeitig die neudenkende Start-Up-Philosophie weiter, um auf das Morgen vorbereitet zu sein – eine Haltung, die in unruhigen Zeiten wichtiger denn je ist.
iSo – Innovative Sozialarbeit
Der 1985 gegründete Verein Innovative Sozialarbeit e. V. – Verein für soziale Dienstleistungen – und die 2009 gegründete iSo gemeinnützige Gesellschaft mbH mit Sitz in Bamberg sind in verschiedenen Bereichen der Jugendhilfe tätig: städtische, gemeindliche, schulbezogene sowie familien- und gruppenorientierte Sozialarbeit. Die Organisation ist überregional anerkannt, gemeinnützig und beschäftigt fast 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. iSo ist Mitglied im Paritätischen Wohlfahrtsverband.
Weitere Informationen über den Träger unter www.iso-ev.de
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