Kulmbach: Oberfränkische Brauchtumspflege zuhause – Museumsbock schon zu Weihnachten
Kulmbach, 18.12.2020: Sebastian Hacker, Diplom-Braumeister der Gläsernen Museumsbrauerei, hat auch in diesem Jahr wieder den beliebten hellen Museumsbock als das für die kalte Jahreszeit besonders passende Bier eingebraut. Normalerweise wird dieses beim beliebten traditionellen „Stärk‘ antrinken“ im Kulmbacher Mönchshof Anfang Januar angestochen. Dieses kann 2021 nicht stattfinden. Daher steht es bereits jetzt frisch abgefüllt für die Liebhaber stärker gebrauter Biere im örtlichen Getränkefachhandel sowie in der Museumsbrauerei im Kulmbacher Mönchshof zur Abholung bereit.
Laut Sebastian Hacker ist der helle Museumsbock auch dieses Jahr wieder gut gehopft und weist eine feine Hopfenbittere auf. Das hoch vergorene, unfiltrierte Bier hat einen Alkoholgehalt von 7,1 Prozent und eine Stammwürze von 16,6 Prozent. Der Museums-Braumeister schwärmt: „Dieses Bockbier passt sehr gut zur traditionellen Weihnachtsgans oder allerlei fränkischen Festtagsbraten mit Klößen und Kraut sowie vielen anderen deftigen Speisen.“
So stehen zum Weihnachtsfest in diesem Jahr drei verschiedene Biersorten aus der Museumsbrauerei bereit: der ganzjährige Urtyp, das weihnachtliche Lebkuchenbier und der helle Museumsbock. Letzterer wird normalerweise beim mit dem Jahreswechsel anstehenden „Stärk‘ antrinken“ im Mönchshof ausgeschänkt.
Oberfränkische Brauchtumspflege zuhause
In der Nacht vom 5. auf den 6. Januar, die letzte der 12. Rauhnächte, pflegt man im Mönchshof normalerweise einen alten oberfränkischen Brauch: das „Stärk´ antrinken“. Dazu trifft man sich traditionell im Familien- oder Freundeskreis, um sich – zum Beispiel bei einem guten Glas Bier – gemeinsam Mut und Kraft für die anstehenden Aufgaben des neuen Jahres zu holen. Die Ursprünge dieses Brauches gehen wohl auf die alten Kelten zurück. Nach altem Volksglauben war die gesamte Zeit zwischen Weihnachten und Dreikönig – die 12 Rauhnächte – mit den düsteren, kalten Tagen und den langen sturmbrausenden Winternächten mit altem Dämonenglauben und vielerlei Abwehr-, Verbots- und Orakelbräuchen verbunden.
„Die Nacht vom 5. auf den 6. Januar war die letzte, oberste und gefährlichste aller Rauhnächte, man nannte sie auch die Wutingnacht. Das sogenannte „Stärkeantrinken“ ist wahrscheinlich der Rest eines alten germanischen Trunkopfers, das am Tag der Wende der Sonne, am Julfest, den Göttern dargebracht wurde: dem Altvater Wotan, dem Sonnengott Feir und seiner Gemahlin Freia. Man versammelte sich mit Freunden und Stammesgenossen zu mehrtägigem Gelage. Auf den Tag gekommen ist der Brauch, sich in dieser Nacht zusammenzusetzen und sozusagen Kraft auf Vorrat zu tanken. Stärke wird in Zeiten wie diesen besonders gebraucht für‘s neue Jahr – jeder braucht sie an seinem Platz, in dieser besonderen Zeit …“, erklärt Museumsleiter Bernhard Sauermann, wehmütig: „Denn dieses Mal können sich die Bierliebhaber nur gedanklich zuprosten und sich die Stärke für’s Neue Jahr sinnbildlich schicken.“
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