Erzbischof Schick: „Einschränkungen nicht nur erdulden, sondern darin die Seele stärken“

Erzbischof Ludwig Schick
em. Erzbischof Ludwig Schick

Dem Lockdown eine positive Wendung geben

Erzbischof Ludwig Schick ruft dazu auf, dem Lockdown einen positiven Sinn zu geben. Wenn wir die notwendigen Einschränkungen nicht nur erdulden, sondern sie zu Besinnung, Gebet, Lesen und sinnvollem Tun nutzen, können wir unsere Seele stärken und unserem Geist neue Impulse geben, sagte Schick am dritten Adventssonntag in seiner Predigt im Bamberger Dom. „In der Seele spürt man, dass das Leben mehr ist als Kaufen und Besitzen, Vergnügen und Gaudi, als Feiern und Party, Essen und Trinken“, betonte der Erzbischof. „In der Seele wächst der Mensch über sich hinaus, findet Gott und Wohlwollen für die Mitmenschen!“

Schick wies darauf hin, dass das Christentum in seiner langen Tradition den freiwilligen Lockdown kennt und ihn Wüste nennt: Jesus habe sich selbst vor seinem öffentlichen Leben 40 Tage in die Wüste begeben. Viele Heilige und große Persönlichkeiten hätten immer wieder einmal vorübergehend Orte der Einsamkeit und Stille aufgesucht, alle Ablenkungen gemieden und auf alle Annehmlichkeiten verzichtet. „Als Christen können wir dem Lockdown einen positiven Inhalt geben und Wüstenerfahrungen machen. In der Wüste erleben die Christen ihre Seele, die stark werden muss, weil in ihr Friede und Freude, Wohlwollen und Geduld, Vertrauen und Liebe leben.“

Ein nur ertragener Lockdown könne zu Depressionen und anderen psychischen Krankheiten, Alkohol- und Drogenkonsum und häuslicher Gewalt führen. Wüstenerfahrung stärke die Seelen, damit der Mensch und die Gesellschaft nicht seelenlos werden, sagte Schick und betonte: „Wenn wir den Lockdown als Wüstenzeit im geistigen Sinne verstehen, dann wird daraus Energie für die Seele und Kraft für ein gutes Leben.“