Aus der Coburger Leserpost: „Der Lockdown war richtig“
Persönliches Statement zum heute beschlossenen bundesweiten sogenannten „Harten Lockdown“
Als ich mich vor ziemlich genau 7 Monaten – am 15. Mai – mit einem persönlichen Statement öffentlich zu den Einschränkungen und Auflagen des damaligen „Lockdown“ bekannt habe, standen wir in der Region vor Inzidenzwerten, die sich auf eine Marke von etwa 50 Corona-Infektionsfälle binnen 7 Tagen in unserer Region Coburg zubewegten.
Mittlerweile hat ganz Bayern Stand heute diese kritische 7-Tages-Inzidenz mit einem durchschnittlichen Wert von 200 um das Vierfache überschritten. Stadt und Landkreis Coburg liegen hier mit 270 und 295 deutlich darüber (gemäß Statistik des RKI mit Stand 13.12.2020, 0:00 Uhr). Die ersten dramatischen Folgen dieser hohen Infektionszahlen gerade für unser Gesundheitswesen zeigen sich leider entsprechend schon.
Hinzukommt, dass sich in der Gesamtbewertung der Wirkungen und Auswirkungen einer Erkrankung an Covid-19 seitdem wenig geändert hat. Im Gegenteil: Die damals noch als Anzeichen wahrgenommenen Langzeitauswirkungen und körperlichen wie gesundheitlichen Beeinträchtigungen eines solchen Infekts werden zunehmend bei immer mehr Erkrankten, selbst wenn diese nahezu symptomlos eine Infektion überstanden haben, festgestellt.
Unter insbesondere diesen beiden Aspekten – akut drohender zumindest teilweiser Überlastung des Gesundheitswesens sowie eine absehbar zunehmend hohe Zahl Infizierter mit ungewisser mittel- und langfristiger Genesungsprognose – halte ich deshalb die heute beschlossenen Maßnahmen für absolut geboten. Um es mit den Worten unseres Bayerischen Ministerpräsidenten Dr. Markus Söder aus der heutigen gemeinsamen Pressekonferenz mit Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel zu sagen: „Corona in Deutschland ist leider außer Kontrolle geraten“.
Das ist kein Grund Panik zu verbreiten. Aber es bedarf nun konsequenter und schnell umgesetzter Maßnahmen das gesamte öffentliche Leben auf das minimal Nötigste herunter zu fahren. Das betrifft sowohl staatliche Vorgaben und verschärfte Anordnungen, aber auch insbesondere brauchen wir die aktive Mitwirkung von Ihnen allen, den Bürgerinnen und Bürgern unserer Region Coburg.
Wie ich bereits im Frühjahr dazu sagte: Auch für mich bedeutet dies erhebliche Einschränkungen persönlicher Gewohnheiten und Freiheiten und es erfordert grundlegende Anpassungen meines Verhaltens – sowohl im persönlichen Umfeld wie auch seitens meiner Arbeit als ihr Abgeordneter in Landtag, Kreistag und dem Stadtrat von Seßlach.
Auch für mich ist dies nicht immer einfach und leicht. Deshalb habe ich Verständnis, dass dies von vielen Menschen nicht nur als persönliche Belastung wahrgenommen wird, sondern es hat leider erhebliche bis hin zu teils existenzgefährdenden Auswirkungen auf das tägliche Leben. Ich vertraue hierbei jedoch auf die organisatorische wie finanzielle hohe Leistungsfähigkeit unseres Staates und Gemeinwesens. Es wird dabei immer wieder zu Reibungsverlusten, Hindernissen, Hürden und Problemen kommen. Manches Versäumnis der Vergangenheit auch nach der ersten heißen Phase dieser Pandemie lässt sich leider nicht unmittelbar lösen und überwinden.
Bei all dem bleiben ich und mein gesamtes Stimmkreisbüro deshalb selbst über die beginnende Weihnachtsphase und den nun erfolgten „harten Lockdown“ für Sie alle ansprech- und erreichbar. Ich werde mich gerne persönlich darum bemühen, wo immer möglich und nötig, nach Lösungen von kritischen Problemen zu suchen und mich für Ihre Belange, wo immer gerechtfertigt, einzusetzen.
Ich möchte jedoch meinen seinerzeitigen Appell dringend wiederholen: Richten Sie Ihr persönliches Verhalten entsprechend rücksichtsvoll aus. Freiheit kann nur mit persönlicher Verantwortung für unsere Mitmenschen wirklich gelingen. Wenn es für mich bedeutet einige persönliche Freiheiten freiwillig einzuschränken, um die Gesundheit meiner Mitmenschen so gut wie möglich zu schützen, so nehme ich dies jedenfalls sehr gerne auf mich. Es ist vor allem nicht die Zeit in einen Wettbewerb zur Suche nach möglichen Lücken in den Maßnahmen einzutreten und die Grenzen zum persönlichen Vorteil auszuloten. Und jeder insbesondere politischen Gruppierung, die dies zum Anlass nimmt, um darauf aufbauend überzogenes Misstrauen zu sähen sowie blanken Hass und Zwietracht in unserer Gesellschaft zu verbreiten, um daraus dann auch noch für sich politisches Kapital zu schlagen, werde ich mich persönlich entgegenstellen.
Mein besonderer Dank gilt an dieser Stelle ausdrücklich allen Beschäftigten im Gesundheitswesen, die sozusagen an vorderster Front unermüdlich gegen diese Pandemie kämpfen. Insbesondere für all diese Menschen und ihre Familien wird dies keine „normale“ Weihnachtszeit. Ich wünsche Ihnen die nötige Kraft und den Mut durchzuhalten. Wenn jeder Einzelne nun bereit ist, seinen ganz persönlichen Teil zu leisten und Rücksicht zu nehmen, dass die aktuelle Situation sich nicht weiter verschärft, erleichtern wir insbesondere dieser extrem persönlich belasteten Berufsgruppe den Alltag ungemein.
Das wichtigste nicht nur in dieser schwierigen Zeit ist doch gesund zu bleiben und andere nicht fahrlässig oder gar aus rein persönlichen Motiven im gesundheitlichen Wohl zu gefährden. Helfen Sie bitte weiter – wie bisher – so aktiv mit, dass wir diese schwere Prüfung so gut wie irgendwie möglich bestehen.
Mit den besten Wünschen für eine gesunde und friedliche Weihnachtszeit!
Ihr Martin Mittag MdL
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