Erzbischof Schick zum Internationalen Tag der Menschen mit Behinderung

rosenkranz

Mehr Menschlichkeit und Miteinander auch in der Corona-Zeit

Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick hat zum Internationalen Tag der Menschen mit Behinderung (3. Dezember) auf ihre besonders heikle Situation in der Corona-Pandemie aufmerksam gemacht. „Sie gehören zu den besonders vulnerablen Gruppen und können ohne Kontakte zu anderen Menschen nicht leben“, so der Erzbischof.

Der Alltag werde derzeit durch verschiedene Verhaltensregeln stark eingeschränkt. Das sei für alle Menschen hart, für Menschen mit Behinderung aber ganz schwierig umzusetzen: „Wie soll ein blinder Mensch auf 1,5 Meter Abstand achten?“ Viele Frauen und Männer mit Behinderung könnten allein nur schwerlich oder überhaupt nicht die Wohnung verlassen, weil sie auf Alltagsassistenzen angewiesen seien, die aktuell viele kaum leisten können oder wollen.

Derzeit stehe – zu Recht – im Vordergrund, Risikogruppen vor jeder Infektionsgefahr möglichst zu bewahren. Das berge aber die Gefahr, dass die Menschen mit Behinderung abgeschottet und vergessen werden. Das dürfe nicht sein. Bei Einhaltung aller Hygienevorschriften seien Miteinander und Menschlichkeit möglich – auch unter Corona-Bedingungen. Dazu brauche es Fantasie und Mut. „Außerdem möchte ich gerade unsere Mitmenschen mit Behinderung dazu ermutigen, trotz aller Hindernisse nicht zu resignieren und auch selbst für ein soziales und solidarisches Miteinander einzutreten“, so Schick.

Über die aktuelle Situation hinaus rief der Bamberger Oberhirte dazu auf, Menschen mit Behinderung nicht grundsätzlich als homogene Gruppe wahrzunehmen. „Es sind ganz unterschiedliche Einschränkungen, mit denen die Menschen leben.“ Deswegen unterstütze er das Bundesteilhabegesetz (BTHG), was erreichen will, dass für jeden Menschen mit Behinderung ein individueller Hilfeplan erstellt wird, orientiert an dessen jeweiligen Bedürfnissen. „Zu den Bedürfnissen unserer Mitmenschen gehört mehr als eine abgesenkte Bordsteinkante – aber auch“, betont Erzbischof Schick. Helfen könnten beispielsweise mehr Texte in Leichter Sprache, mehr Gebärdendolmetscher, Barrierefreiheit im Internet oder Trainings für mehr Selbstständigkeit (z.B. Haushaltsführung oder mit Geld umgehen).

Der internationale Tag der Menschen mit Behinderung wird seit 1993 jedes Jahr am 3. Dezember begangen. Er soll das Bewusstsein für die Belange von Menschen mit Behinderungen stärken.