Bayreuth: „Zwei Minuten ins Museum schauen – Virtuell das Iwalewahaus besuchen“

Bayreuth. Die Ausstellung ist fertig und keiner darf rein: So kündigt das Iwalewahaus sein „Winterlabor“ an.

Genau so, wie es das „Sommerlabor“ vor einem halben Jahr angekündigt hat. Doch wenn die Besucher_innen nicht ins Museum dürfen, muss die Kunst zu ihnen kommen. Möglich macht das ein augmented reality Plakat. Geplant war es als außergewöhnlicher Anreiz, das Iwalewahaus zu entdecken, nun ist es einer der wenigen virtuellen Zugänge zur Ausstellung. Kurze ein- bis zweiminütige Sequenzen kann man per Plakat und der ARTIVIVE App anschauen.

Voller Hoffnung, Energie und Kreativität wurde den Sommer über am „Winterlabor“ gearbeitet. Für dieses Ausstellungskonzept und das dazugehörige Begleitprogramm beschäftigten sich internationale Kurator_innen mit dem Thema „Relevanz“. Sie fragten, wie künstlerische Einrichtungen Antworten oder Denkanstöße auf gesellschaftliche, problembeladene und aktuelle Themen wie Gewalt, Diskriminierung, Rassismus und Toleranz geben können. Doch die zweite Corona-Welle hatte die Schließung von Kultureinrichtungen zur Folge. Die geplante Vernissage fand virtuell statt, das Miteinander konnte nur am Bildschirm erlebt werden.

Das Iwalewahaus hatte wie viele andere Kultureinrichtungen auch akribisch an der Umsetzung der Hygienemaßnahmen gearbeitet, um ein Ort für Dialoge zu sein. Ein Ort für Begegnungen, an dem sich Leute emotional, intellektuell oder ästhetisch berühren lassen. Und damit ein wichtiger Ort für eine gesunde Gesellschaft. Oder wie es die Ensembles einiger Münchner Theater in einem Offenen Brief beschrieben: „Auf die gesellschaftliche Lage kreativ zu reagieren und Denkanstöße anzubieten, ist unsere Kunst. Eine Kunst, die in diesen Zeiten Halt geben kann und muss.“

Auch im Iwalewahaus wurden Formate durch die Anforderungen der ersten Corona-Welle virtuell erschaffen und haben Erkenntnisse über eine positive Erweiterung des Angebots gegeben. Diese Erweiterung ist jedoch kein Ersatz für den originären Ort. Die Begegnung mit den Originalen, das Zusammenspiel der Werke, all das sind Erlebnisse, die nicht auf einem Bildschirm passieren können. Solange das nicht möglich ist, können alle an interessanten, virtuellen Begegnungen teilhaben. Die Iwalewahaus-Internetseite und Facebook geben Auskunft über das aktuelle Programm. Oder einen ersten reizvollen Eindruck indem man: Zwei Minuten per Plakat ins Museum schaut.

Unterstützt wurde die Ausstellung von

Universität Bayreuth; Africa Multiple Cluster of Excellence; BayFinK; Oberfrankenstiftung; International Office, Universität Bayreuth

Plakat, Datei im Anhang:20-10-13 Winterlabor DIN A 4

Anleitung zum augmented reality Erlebnis:

Die App ARTIVIVE wird auf das Smartphone oder Tablet geladen. Sobald das geschehen ist, öffnet man die App, richtet das technische Gerät auf das Poster. Das augmented reality Erlebnis dauert ungefähr 1-2 Minuten und wird in unregelmäßigen Abständen ausgetauscht.

Das Iwalewahaus ist Teil der Universität Bayreuth und widmet sich der zeitgenössischen Kunstwerke bildender und populärer Kunst aus Afrika, der afrikanischen Diaspora, Asiens und des pazifischen Raums. Über 12.000 Kunstwerke zählt die Sammlung des Iwalewahaus. Es ist die größte institutionelle Sammlung moderner und zeitgenössischer afrikanischer Kunst in Europa. Auf 2.300m² (Büroräume sowie Ausstellungs- und Archivflächen), finden Ausstellungen, Vorträge, Filme, Konferenzen, Partys, Künstler_innengespräche, Künsterl_innenresidenzen und Workshops statt.

Wörtlich übersetzt bedeutet Iwalewa „Charakter ist Schönheit“. Iwalewa ist ein Sprichwort aus dem Yoruba, das von einer der drei großen kulturellen Gruppen in Nigeria gesprochen wird.
Die Namensgebung des Hauses geht auf seinen Gründungsleiter Ulli Beier zurück.

Ulli und Georgina Beier

Am 27. November 1981 wurde in Bayreuth in der nordbayerischen Provinz ein Haus für Kunst und Wissenschaft gegründet. Es nahm vorweg, was an anderen Orten der Welt erst Jahrzehnte später gewagt wurde: Ein selbstkritischer Ort als Raum der Begegnung mit Werken und Künstler_innen. Gegründet wurde das Iwalewahaus auf Einladung der Universität Bayreuth von Ulli Beier, Kulturwissenschaftler, und Georgina Beier, bildende Künstlerin. Gemeinsam gestalteten sie das Profil der ersten Jahre, zu dem ganz zentral das Künstler_innenresidenzprogramm gehörte. Sie waren es auch, die das Haus zu einem Ort der Teilhabe und Auseinandersetzung mit Kunst in Theorie und Praxis machten.