Abwasserentsorgung Kemmern: Über Rohrleitung zur Bamberger Kläranlage
Interkommunale Partnerschaft nach Abstimmungsmarathon über 20 Jahre – „Win-win-Situation“ für beide Kommunen
Es ist ein zukunftsweisendes Abwasserprojekt mit langer Abstimmungs- und Planungsgeschichte: Im Rahmen einer interkommunalen Zusammenarbeit soll das Abwasser der Gemeinde Kemmern künftig über eine rund viereinhalb Kilometer lange Druckleitung zur Bamberger Kläranlage gepumpt und dort gereinigt werden. Zum Start der Maßnahme trafen sich die beteiligten Rathauschefs mit Vertretern der Verwaltung, der Planer und Baufirmen in Kemmern. Hier beginnen die Arbeiten für ein neues Pumpwerk zum Abwassertransport in die Domstadt.
Für den Neubau ist zunächst eine Baugrubensicherung von beachtlichen Dimensionen erforderlich. Dazu wird im ersten Schritt ein ovaler Ring von 52 Bohrpfählen errichtet. Jeder Betonpfahl hat einen Durchmesser von 88 Zentimetern und eine Länge von 9,60 Meter und schützt das Vorhaben vor eindringendem Grundwasser. Im Anschluss wird die eigentliche Baugrube bis in 8,60 Meter Tiefe ausgehoben. Das Pumwerk selbst – ein vierstöckiger Stahlbetonbau, wovon das oberste Geschoss ca. 3,20 Meter aus dem Gelände herausragt – wird ab Frühjahr 2021 errichtet. Zum Abwassertransport selbst wird dann noch eine Doppeldruckleitung auf einer Trasse in Main-Nähe verlegt.
Mehr als 20 Jahre von der Idee über die Planung zur Genehmigung
Zur Vorgeschichte: 1998 beaufttragte die Gemeinde Kemmern eine Studie mit dem Ziel, Lösungsvorschläge für eine Sanierung bzw. Erweiterung der vorhandenen Abwasserbehandlungsanlagen in Kemmern zu entwickeln. In der Folge wurde das damalige Baubetriebsamt der Stadt Bamberg beauftragt zu klären, ob und unter welchen Bedingungen ein Anschluss möglich wäre. „Was darauf folgt, ist ein wahrer Marathon von Verhandlungen, Vertragsentwürfen und Beteiligungsverfahren“ so Bambergs Oberbürgermeister Andreas Starke beim Spatenstichtermin. Sein Fazit: „Was auf alle Fälle bleibt sind zahlreiche Vorteile für beide Kommunen, aber auch für die gesamte Umwelt und Volkswirtschaft des Landkreises Bamberg und darüber hinaus.“
„Win-win-Situation für beide Seiten“
Der damalige Beschluss berücksichtigte Entsorgungs- und Betriebssicherheit, Investitions- und laufende Kosten, langfristige Einnahmesituation sowie ökologische Aspekte. Um dabei letztlich erfolgreich zu sein, waren zwischen September 1998 und September 2019 Gespräche mit einer Vielzahl von Behörden und Organisationen zu führen. Vor dem rechtlichen Hintergrund der auslaufenden Genehmigung für das Klärwerk Kemmern waren zahlreiche Fragen und Rahmenbedingungen zu klären. Bürgermeister Rüdiger Gerst führte nochmals aus, warum die Entscheidung zur Betriebsaufgabe der Kemmerner Anlage aus den 1960er Jahren und für einen Anschluss an die Bamberger Kläranlage erfolgte. „Wir haben natürlich verschiedene Rechnungen aufgemacht und sind zu dem Ergebnis gekommen, dass der Anschluss wirtschaftlicher ist als Sanierung oder Neubau unserer Kläranlage.“ Ökonomisch sei das Projekt sinnvoll, da die Finanzierung über die Gebühren erfolge, und aus ökologischer Sicht steige Kemmern aus der Klärschlammverwertung aus.
Das Gesamtprojekt wird etwa 4,8 Millionen Euro kosten. Im kommenden Frühjahr sollen der Rohbau für das Pumpwerk, Innenausbau, Maschinen- und Elektrotechnik sowie die Verlegung der Rohrleitung folgen. Hallstadts Bürgermeister Thomas Söder, über dessen Gemeindegebiet die Abwasserleitung verläuft, wünschte der Gemeinde Kemmern abschließend alles Gute für die Umsetzung dieses wichtigen Projektes.
INFO: Meilensteine zum Anschluss der Kemmerns an die Kläranlage Bamberg
- Juni 2006: Gemeinderat Kemmern beauftragt die Verwaltung den Anschluss als wirtschaftlichste Lösung weiter zu verfolgen
- 17. Januar 2018: Unterzeichnung der Zweckvereinbarung über die Einleitung von Abwasser in die öffentliche Abwasseranlage der Stadt Bamberg
- März 2018 – September 2019: Beantragung und Erteilung der öffentlich-rechtlichen Genehmigungen, wie z. B. Baugenehmigung für Abwasserpumpwerk Kemmern, Kreuzungsvertrag mit der Deutsche Bahn AG, Wasserrechtliche und Naturschutzrechtliche Genehmigungen, Straßenbenutzungsvertrag für Bundesfernstraßen, die Bundesstraße 26 und die Staatsstraße 2281, Nutzungsvertrag zur Benutzung von Grundstücken der Bundesrepublik Deutschland, Gestattungsvertrag zur Benutzung von Grundstücken des Freistaat Bayern
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