Blick über den Zaun: Stimmungsbild des bayerischen Gastgewerbes hinsichtlich eines längeren Lockdowns
48 Prozent der Betriebe benötigen jetzt von der Politik eine verlässliche Entscheidung, ob die Betriebe ab 21. Dezember wieder öffnen dürfen, weitere 34 Prozent benötigen sie bis spätestens 7. Dezember
Die Lage für das bayerische Gastgewerbe ist nach acht Monaten Corona weiter existenzgefährdend und lässt bayerische Gastgeber mehr und mehr verzweifeln. Seit Anfang November befinden sich die Betriebe wieder im staatlich verordneten Lockdown. „Dass sich das Infektionsgeschehen trotz Schließung bislang nicht verbessert hat, ist ein deutlicher Beweis dafür, dass gastgewerbliche Betriebe nicht Teil des Problems, sondern Teil der Lösung sind“, erläutert Angela Inselkammer, Präsidentin der Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes DEHOGA Bayern. Dies wurde von zahlreichen Experten so immer wieder bestätigt. Inselkammer: „Von unserer Branche wird ein Sonderopfer verlangt, damit die übrige Wirtschaft möglichst wenig belastet wird und die Schulen offenbleiben. Gerichte haben die Verhältnismäßigkeit u.a. nur aufgrund der angekündigten umfassenden Entschädigungszahlungen für alle Betriebe bescheinigt.“ Es bedarf nun aber endlich konkreter Informationen dazu, wann die Antragstellung möglich ist und wann die zugesagte Novemberhilfe für alle Unternehmen ausgezahlt wird.“ Bis jetzt können jedoch noch nicht einmal Anträge zur Novemberhilfe gestellt werden, geschweige denn, dass bereits Gelder geflossen wären.
Die Hoffnung, wenigstens den extrem wichtigen Umsatzbringer des Weihnachtsgeschäftes mitnehmen zu können, haben sich mit der angekündigten Verlängerung des Lockdowns bis mindestens 20. Dezember zerschlagen. Bei einer aktuellen Umfrage, an der über Nacht mehr als 2.000 Hoteliers und Gastronomen aus ganz Bayern teilgenommen haben, antworteten auf die Frage, was sie von einer Verlängerung des Lockdowns über den November hinaus hielten, 32 Prozent „katastrophal“, 22 Prozent „schlecht“ und weitere 27 Prozent „geht so“; nur 19 Prozent würden hingegen die Verlängerung als „gut“ bezeichnen. „Wenn der Lockdown verlängert wird, dann muss zumindest gewährleistet sein, dass bei weiterer Schließung der Betriebe auch eine weitere Förderung gemäß der Novemberhilfe jedoch orientiert an den Dezember-Zahlen des Vorjahres garantiert ist“, fordert Inselkammer, „Wir brauchen eine echte Winterhilfe.“
DEHOGA Bayern Landesgeschäftsführer Dr. Thomas Geppert: „Wir würden es begrüßen, wenn die Betriebe wieder öffnen dürften. Doch Überlegungen, man könne die Branche nur eine Woche über die Feiertage öffnen und dann gleich wieder schließen, sind vollkommen realitätsfremd. Denn ein gastgewerblicher Betrieb funktioniert anders als ein Büro, in dem nur das Licht angeschaltet und der Computer gestartet werden muss: Einen gastgewerblichen Betrieb hochzufahren ist, auch aufgrund der besonderen Hygieneanforderungen, extrem zeit-, personal- und kostenaufwändig. Allein der Logistikaufwand und das damit verbundene Risiko für ein funktionierendes Weihnachtsgeschäft ist enorm hoch.“ Dementsprechend eindeutig fiel die Antwort auf die Frage aus, ob sich eine Öffnung nur vom 21. bis 27. Dezember für den Betrieb wirtschaftlich rechnen würde: 91 Prozent verneinten dies. Ein wirtschaftlicher Betrieb über Weihnachten und dem Jahreswechsel ist laut befragten Unternehmen durchschnittlich mindestens erst ab 31 Tagen Öffnungszeit gegeben. Immerhin 35 Prozent der Betriebe würden ihre Türen dennoch öffnen, auch wenn es sich wirtschaftlich nicht rechnen würde.
Geppert: „Wir freuen uns über jeden Tag, den wir früher für unsere Gäste da sein dürfen, aber es bedarf einer generellen Planungssicherheit. Mit 48 Prozent knapp die Hälfte aller Befragten benötigen jetzt von der Politik eine verlässliche Entscheidung, ob die Betriebe ab 21. Dezember wieder öffnen dürfen, weitere 34 Prozent benötigen sie bis spätestens 7. Dezember.“ „Unsere Hygienekonzepte funktionieren nachweislich“, so Inselkammer, „wenn wir aufmachen, dann richtig und nachhaltig, und nicht nur für die angedachten vier bis zehn Tage. Schließlich wollen Bayerns Gastgeber mit ihren Leistungen nicht nur zu Weihnachten Seelen trösten und erwärmen. Dies wäre zudem inkonsequent, da Corona nicht in Weihnachtsurlaub geht.“
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