LBV zieht Bilanz: über 19.000 Igel gemeldet
Jungigel brauchen im November besondere Aufmerksamkeit
Im Rahmen des Projekts Igel in Bayern ruft der LBV Bürger*innen jährlich dazu auf, gesichtete Igel online zu melden. Auch 2020 beteiligen sich wieder zahlreiche Igelfreund*innen. Bisher wurden dem LBV bereits über 19.000 Igel gemeldet. Auffällig hoch waren die Meldungen im April. „Wie schon bei der Stunde der Gartenvögel zeigt sich auch für den Igel eine Rekordbeteiligung während der Corona-Beschränkungen“, berichtet LBV-Igel-Expertin Annika Lange. In den kommenden Wochen gilt es besonders auf Jungigel zu achten, die krank erscheinen und spezielle Fürsorge benötigen. Ratschläge zur Pflege von Jungigeln und Tipps zur artgerechten Fütterung finden sich auf www.igel-in-bayern.de.
Bis Anfang Oktober war die Beteiligung am LBV-Projekt Igel in Bayern so hoch, wie seit drei Jahren nicht mehr. Auch hier zeigte sich ähnlich wie bei der Mitmach-Aktion Stunde der Gartenvögel ein Effekt durch Corona, weil die bayerische Bevölkerung mehr Zeit in der Natur vor der eigenen Haustür verbrachte: Im April 2020 wurden knapp 4.600 Igel gemeldet, so viele wie noch nie in diesem Monat. Ein Viertel der Meldungen waren Totfunde, doch die meisten gemeldeten Igel waren wohlauf. Nach wie vor ist der Verkehr eine der stärksten Bedrohung für die Igel. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass 91 Prozent der tot gemeldeten Igel dem Straßenverkehr zum Opfer gefallen sind“, sagt Annika Lange.
15 Prozent der gemeldeten Igel wurden bei Tag beobachtet. Tagaktivität ist fast immer ein Zeichen für Unterernährung oder Krankheit. „Deshalb sollte man tagaktive Igel sofort mit Nahrung versorgen und ihnen täglich Futter wie hochwertiges Katzenfutter gemischt mit etwas Haferflocken oder Weizenkleie im Garten zur Verfügung stellen. Wenn Igel torkeln, röcheln, apathisch sind oder Durchfall haben, sollten sie zu einem igelkundigen Tierarzt gebracht werden“, rät die LBV-Expertin.
Kleine Igel sollten jetzt gewogen werden. Ein Jungigel, der Anfang November deutlich unter 500 g wiegt, muss in Pflege genommen werden, da er in freier Wildbahn bis zum Wintereinbruch nicht ausreichend zunehmen kann. „Bis sie ihr Winterschlafgewicht von mindestens 600 g erreicht haben, sollten solche Jungigel im Haus gepäppelt werden. Anschließend ist darauf zu achten, ihnen im Freien einen Ort für den Winterschlaf einzurichten, weil Keller hierfür in der Regel zu warm sind“, erklärt Annika Lange. Den Winterschlaf zu halten ist wichtiger Teil des natürlichen Jahresrhythmus der Tiere.
Im Projekt zeigt sich leider auch immer wieder, dass der Igel nicht nur unter dem Verlust des Lebensraums und erhöhtem Verkehrsaufkommen leidet, sondern auch oft Opfer falsch verstandener Tierliebe wird. „Gerade zur Herbstzeit werden Igel teils massenhaft eingesammelt. Dabei sollten nur hilfsbedürftige Igel gepflegt werden und auch diese nur allein. Igels sind Einzelgänger und sollten ab der 6. Woche nicht zusammengehalten werden“, erklärt Annika Lange. „Außerdem sollten die Insektenfresser nicht mit Obst, Gemüse oder Küchenresten gefüttert werden und auf keinen Fall mit Milch“. Der LBV befürwortet zwar die Unterstützung und Pflege einzelner hilfsbedürftiger Tiere, lehnt aber das grundlose Überwintern in menschlicher Obhut ab.
Mit den im Projekt gesammelten Meldedaten will der LBV herausfinden, wie es dem Igel geht – auch im Vergleich zu früheren Jahren. Ziel ist es, genug Daten zu gewinnen, um herauszufinden, welche Faktoren den Igelbestand gefährden und welche konkreten Schutzmaßnahmen dagegen entwickelt werden können. Weitere Informationen sowie die Möglichkeit selbst Igel zu melden finden sie unter www.igel-in-bayern.de.
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