Stadtjugendring Bamberg lud zur Vollversammlung in die Kulturfabrik – Nothilfeprogramm mit Abstand beschlossen

Harald Rink KUFA begrüßt Delegierte / Foto: Stadtjugendring

Die diesjährige Herbstvollversammlung des Stadtjugendrings als höchstes jugendpolitisches Gremium aller Jugendgruppen und Jugendverbände in Bamberg konnte sich am 21. Oktober 2020 mit großem Abstand und regelmäßigen Lüftungen in der KUFA Kulturfabrik der Lebenshilfe Bamberg e.V. treffen, um ein Nothilfeprogramm für die Bamberger Jugendarbeit zu verabschieden.

In den aktuellen Zeiten bieten viele Verbände mit kreativen Lösungen wie Online-Gruppenstunden oder Veranstaltungen im Freien der Krise die Stirn. Das von Sebastian Groß von der Naturfreundejugend vorgestellte Projekt eines „Klimapfades“ im Hain zeigt beispielhaft, was möglich ist, wenn Jugendarbeit nach draußen verlegt wird. Aber viele Jugendverbände können ihre Inhalte nicht einfach an der frischen Luft umsetzen und haben deshalb sogar existenzielle Sorgen, da ihre Jugendarbeit aufgrund der Einschränkungen schlichtweg nicht mehr möglich ist und deshalb komplett eingestellt werden musste. So berichtete Till Schreiber vom Bamberger Komitee von AFS Interkulturelle Begegnungen e.V., dass sie durch die Reisebeschränkungen ihren Vereinszweck nicht mehr erfüllen können und  bundesweit auf eigene Kosten etwa 1.000 Jugendliche aus den vielen Partnerländern zurück nach Deutschland holen mussten. Ihre eigentliche Arbeit, der internationale Jugendaustausch, ist derzeit unmöglich – ob das Bamberger Jugendkomitee die Durststrecke überleben wird, bezweifelt er sehr.

Quer durch alle Sparten der Jugendarbeit ziehen sich die dramatischen Auswirkungen der Beschränkungen durch Corona. Am meisten leiden die Gruppenleiter/-innen und Jugendlichen darunter, dass der persönliche Kontakt im Frühjahr für lange Zeit und nun im Herbst erneut für zunächst vier Wochen stark eingeschränkt wird. Im Sport ist es eine Herkulesaufgabe, die jungen Menschen trotz eingeschränkter oder fehlender Übungs- und Trainingszeiten sowie den veränderten Wettkampfbedingungen bei der Stange zu halten.

Drastisch sind auch die Auswirkungen auf die so dringend benötigten Erholungsmaßnahmen, die die Jugendverbände im Normalfall in beispielhafter Weise mit ihren Ferienfreizeiten Jahr für Jahr für Bambergs Jugendliche anbieten. In diesem Jahr ist vieles vollkommen anders geworden. Planungen von Freizeiten für Pfadfinder, Ministranten und Sportler wurden wie üblich im Jahresprogramm festgeschrieben und akribisch vorbereitet. Doch statt der erhofften Erholungsangebote müssen die meisten Maßnahmen abgesagt werden und gegebenenfalls hohe Stornokosten bezahlt werden. Auch die Hygienekonzepte stellen die Jugendarbeit vor außergewöhnliche Herausforderungen und kosten viel Geld.

Das mit dem Jugendamt der Stadt Bamberg abgestimmte und beschlossene Nothilfeprogramm in Zeiten von Corona erlaubt es nun die bestehenden Zuschussmöglichkeiten in allen Bereichen und insbesondere dem Zuschussbereich „Fahrten, Freizeiten und Maßnahmen“ zu erweitern, um auch ausgefallene Maßnahmen, eintägige Maßnahmen, Ersatzveranstaltungen und -angebote im Zeitraum vom 16.10.2019 bis 15.11.2020 zu bezuschussen. SJR-Vorsitzende Michaela Rügheimer bedankte sich hier ausdrücklich beim anwesenden Jugendpfleger Sebastian Wehner stellvertretend für Jugendamtsleiter Herrn Kobold. Die Details dieser nur für diesen Zeitraum geänderten Zuschussrichtlinien findet man online www.stadtjugendring-bamberg.de. Alle Jugendverbände wurden aufgerufen, genau zu prüfen, wo hier Unterstützungsmöglichkeiten zur Sicherung des Fortbestands ihrer Jugendgruppe gegeben sind. SJR-Geschäftsführer Röckelein informierte über die Onlineberatungen zu den Fördermöglichkeiten am 2., 4. und 9. November. Anträge müssen bis 15. November 2020 eingehen.

Weiterhin gelang es den Delegierten der Jugendverbände nach intensiver Diskussion erste wegweisende Schritte zu gehen, um die zukünftigen Zuschussrichtlinien um den Bereich der Nachhaltigkeit zu erweitern. Hierfür wird es eine Checkliste „Nachhaltigkeit“ bei der Antragsstellung geben, um besonders nachhaltige und ressourcenschonende Maßnahmen mit einer höheren Förderung zu bezuschussen. Diese Richtlinien wurden auf Antrag von Claas Meyer (DGB-Jugend) befristet für die nächsten beiden Jahre beschlossen. Danach soll es eine Evaluation geben.

Der Krise zum Trotz stellte sich auch bei dieser Versammlung heraus, dass die Bamberger Jugendarbeit aktiv, lebendig und vielfältig ist. So wurde mit der Empfehlung der Aufnahme der Jugend des Bamberger Festivals e.V. ein weiterer Jugendverband in die Reihen des Stadtjugendrings aufgenommen. Max Mende informierte über die tollen musikalischen und kulturellen Events seiner Jugendgruppe und seines Vereins. Dass in schwierigen Zeiten auch ein Neuanfang möglich ist, machte den jugendlichen Delegierten zusätzlich Mut: Die Jugendreferentin Luzia  Mikolajetz von der Jugend des Deutschen Alpenvereins aus der Sektion Bamberg informierte, dass sich ihr Verband in Bamberg neu aufgestellt hat. Acht Jugendgruppen sind für sie Grund genug, um nun auch wieder aktiv im Stadtjugendring Bamberg mitzuarbeiten und mitzugestalten. Diesen Optimismus gab Michaela Rügheimer den Delegierten bei der Verabschiedung auf den Nachhauseweg mit: Jugendarbeit ist stärker als Corona – und der Jugendring bietet in schweren Zeiten Halt und Unterstützung.