Sonntagsgedanken: Gedanken zum Sonntag der Ordnungen
Mit der Ordnung ist das so eine Sache. Früher galt es als oberstes Ziel der Erziehung, die Kinder zu ordentlichen Menschen zu machen, die ihre Pflicht in der Familie, im Beruf und im Staat erfüllten. Hiergegen rebellieren viele junge Menschen und die antiautoritäre Erziehung setzt seit 50 Jahren auf Selbstfindung und -verwirklichung. Wo Menschen zusammenleben, müssen aber klare Regeln, eben Ordnungen gelten, andernfalls löst sich jede Gemeinschaft in Chaos und Gewalt auf.
Am 20. Sonntag nach Trinitatis, in diesem Jahr am 25. Oktober, begeht die evangelische Kirche den Ordnungssonntag. Wir erinnern uns an die Ordnungen, die Spielregeln, die Gott uns geschenkt hat, damit wir unser Zusammenleben vernünftig, fair gestalten können.
Die erste und natürlichste Ordnung ist die Familie, in die man eben hineingeboren wird. Gerade hier soll sich der christliche Glaube konkret bewähren in der Liebe, der Treue, dem wechselseitigen Verständnis von Mann und Frau, Eltern und Kindern. Wer in seiner Familie nicht erfahren hat, was wahre Partnerschaft, Elternschaft bedeutet, wird sich später an diesem Punkt schwer tun.
Die zweite Ordnung ist der Staat, denn wir leben nicht auf einer einsamen Insel wie einst Robinson, sondern in einer Gemeinschaft von Millionen Mitmenschen. Der einzelne muss sich grundsätzlich an die staatlichen Gesetze halten und sollte sich persönlich engagieren in Vereinen oder Parteien, damit unser Gemeinwesen seinen demokratisch-humanistischen Charakter behält.
Die dritte Ordnung ist die Arbeit. Der Mensch braucht Arbeit, um sich seinen Lebensunterhalt zu verdienen, um ein gewisses Erfolgserlebnis zu haben, schon allein deshalb, damit der Tagesablauf eine feste Struktur hat. Die Erfahrung zeigt, dass so mancher mit dem Renteneintritt in eine Sinnkrise gerät, ja zur Flasche greift, weil die klare Ordnung des Alltags fehlt. Darum ist es wichtig, sich im Ruhestand ein Hobby zuzulegen, sich nach Möglichkeit gesellschaftlich zu betätigen.
Die vierte Ordnung ist die Kultur. Gott hat uns individuelle Begabungen geschenkt, die wir entdecken und pflegen sollten. Wir können musizieren, malen, basteln. Auch den Sport würde ich hier verorten. Diese Tätigkeiten halten uns geistig wie körperlich aktiv, wir freuen uns an dem Schönen, was wir geschaffen haben, wir kommen ins Gespräch mit anderen Menschen, erweitern so unseren Horizont.
Ordnungen müssen also sein in unserem Leben. Sie sollen uns aber nicht unserer Freiheit berauben, sondern Spielräume ermöglichen. Freiheit und Verantwortung gehören zusammen wie Kopf und Zahl auf der Münze. Beten wir um den Heiligen Geist Gottes, dass wir die Ordnungen des Lebens mit seiner Liebe erfüllen und verwandeln.
Weitere Sonntagsgedanken
Pfarrer Dr. Christian Fuchs, www.neustadt-aisch-evangelisch.de
Infos zu Christian Karl Fuchs:
- geb. 04.01.66 in Neustadt/Aisch
- Studium der evang. Theologie 1985 – 1990 in Neuendettelsau
- Vikariat in Schornweissach-Vestenbergsgreuth 1993 – 1996
- Promotion zum Dr. theol. 1995
- Ordination zum ev. Pfarrer 1996
- Dienst in Nürnberg/St. Johannis 1996 – 1999
- seither in Neustadt/Aisch
- blind
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