Workshop in Litzendorf zum Thema „Ausgleichsflächen – Bausteine zum Erhalt der Artenvielfalt“

Foto: Bernd Zwönitzer
Streuobstwiesen wie diese sind ein Paradies für Insekten. Ziel von Ausgleichsmaßnahmen ist es unter anderem, wieder mehr solche artenreichen Flächen in der Landschaft zu schaffen.

BUND Naturschutz und Arbeitskreis „Insektenfreundliche Gemeinde Litzendorf“ informierten

In einer Zeit, die von massiv voranschreitendem Artenschwund geprägt ist, kommt den Gemeinden eine unschätzbare Bedeutung zu. Ein wichtiges Instrument dafür ist die Gestaltung von Ausgleichsflächen, die bei der Ausweisung neuer Baugebiete, Straßen oder auch Freizeitflächen festgelegt werden. Dabei wird zum Beispiel geregelt, dass auf dieser Fläche eine Streuobstwiese oder ein Biotop angelegt werden muss. Häufig werden diese Flächen aber in den Kommunen gar nicht für Naturschutzmaßnahmen genutzt oder es ist sogar nicht einmal bekannt, dass es sie gibt. Grund genug für den BUND Naturschutz Bamberg und den Arbeitskreis „Insektenfreundliche Gemeinde Litzendorf“ Gemeinderäte, Kreisräte sowie engagierte Bürgerinnen und Bürger im Rahmen eines Workshops über das Thema zu informieren.

Tom Konopka, Regionalreferent des BUND Naturschutz Bayern, zeigte in seinem Vortrag auf, wie Kommunen auf Ausgleichsflächen aktiv die Artenvielfalt fördern können. Er erläuterte, wie ausgehend von der Umsetzung der Bauleitplanung die Bewältigung der Belange von Umwelt- und Artenschutz eine immer größere Rolle spielen. Seit 2001 sieht die sogenannte Eingriffsregelung vor, negative Folgen von Eingriffen in Natur und Landschaft zu vermeiden. Nach dem Bundesnaturschutzgesetz ist der Verursacher eines Eingriffs verpflichtet, unvermeidbare Beeinträchtigungen von Natur und Landschaft auszugleichen oder zu ersetzen. Trotzdem, so Tom Konopka, werden teilweise Ausgleichs- und Ersatzflächen entgegen den rechtlichen Grundlagen immer noch nicht umgesetzt. Aktuell betrifft dies nach Recherchen des BUND Naturschutz ungefähr 6500 Hektar in Bayern. Wertvolle Rückzugsgebiete für Flora und Fauna gehen so verloren. Und das in einer Zeit, in der 50 Prozent der Tiere in Bayern auf der roten Liste stehen, also vom Aussterben bedroht sind. Gerade den Gemeinden kommt durch die Regelungen der Bayerischen Verfassung eine Schlüsselrolle bei der Umsetzung der Naturschutzziele und Landschaftspflege zu.

Anhand von Beispielen aus dem Landkreis Bamberg wurden den Teilnehmern Möglichkeiten vorgestellt, die dabei helfen, Ausgleichsflächen zu finden, zu überprüfen und letztendlich festzustellen, ob sie ordentlich umgesetzt wurden. Auf dem Onlineportal FINweb kann jeder Bürger sogenannte Ersatz- und Ausgleichsflächen im jeweiligen Gemeindegebiet finden. Das vom bayerischen Landesamt für Umwelt bereitgestellte Portal ermöglicht es, hier eigenständige Recherche zu betreiben. Auch der Bayernatlas bietet ein wertvolles Instrument zur Überprüfung der Flächen. Und wenn man hier nicht fündig wird, dann hilft oft nur noch die Nachfrage bei der jeweiligen Gemeinde- oder Stadtverwaltung. Diese ist zur Auskunft allen Bürgern gegenüber verpflichtet.

Der Arbeitskreis „Insektenfreundliches Litzendorf“ hat in Sachen Ausgleichsflächen bereits einiges bewirkt, wie Lissy Dörfler-Christa berichtete. Zum Beispiel wurde auf einer 1.500 qm großen Fläche mit großem Einsatz eine insektenfreundliche Blühwiese angelegt. Die Aufgabe der Kommunen ist es, für die Umsetzung der mit den Ausgleichsflächen fest gelegten Maßnahmen zu sorgen. Dies darf nicht auf die Bürger abgewälzt werden. „Wir hoffen deshalb, dass die Teilnehmer des Seminars ihr Wissen in die Gremien und Verwaltungen vor Ort einbringen, damit Artenschutz auf Gemeinde – oder Stadtebene zu einem zentralen Thema wird, Wir können es uns einfach nicht leisten noch mehr Arten mit ihren Lebensraum unwiederbringlich zu verlieren“, so der Appell von Tom Konopka zum Abschluss der Veranstaltung.