Gewinner*innen des Erlanger Umweltpreises

Umweltpreis ERlangen 2020 für sieben Projekte

Drei Hauptpreise gingen an:

Den 1. Platz belegt mit dem Klimaschutz- und Nachhaltigkeitskonzept das Referat für Ökologie und Nachhaltigkeit zusammen mit dem AK Klimaschutz der Studierendenvertretung der FAU. Die Universität ist neben der Stadt Erlangen der zweite große öffentliche Akteur, der wesentlich zu einer klimaneutralen Stadt beitragen kann, und hatte bisher kein offizielles Klimaschutzkonzept. Ein solches wurde im November 2019 der Universitätsleitung überreicht. An dem Konzept haben mehr als 25 Studierende und Doktorand*innen mitgeschrieben. Das zwanzigseitige Konzeptpapier hat die Klimaneutralität der FAU bis 2028 zum Ziel und schlägt eine bemerkenswerte Bandbreite an Aktivitäten auf den Ebenen Universitätsleitung & Verwaltung, Lehre & Forschung, Infrastruktur, Bewirtschaftung, Mobilität und Veranstaltungen vor. Es hat eine nachhaltige Diskussion angestoßen, viele Vorschläge werden nun mit beachtenswerter Geschwindigkeit umgesetzt (z.B. Green Office, Klimafonds, Lehre, Urbane Gärten, Schlossgartenfest). Mit gewürdigt wird die Ringvorlesung „FAU against CO2: Der Beitrag der Wissenschaft zum Klimaschutz“, die das ÖkoRef organisiert, koordiniert und moderiert hat.

Der 2. Platz geht an das Smart City Greens-Team für das Projekt Intelligente Baumbewässerung. Die klimatischen Veränderungen beeinträchtigen das Stadtgrün, das Gießen belastet die Kommune, und heterogene Standortbedingungen erschweren den Überblick über die Bewässerungnotwendigkeit. Vier Studierende aus verschiedenen Fachgebieten der technischen Fakultät haben ab Oktober 2019 einen neuartigen Sensor entwickelt, der die Bodenfeuchtigkeit misst. Durch die Verwendung moderner Technologien ist der Betrieb des Sensors so energieeffizient und kostengünstig, dass damit Stadtbäume großzügig ausgerüstet werden können. Nach der exakten Bestimmung der individuellen Bewässerungsnotwendigkeit berechnet ein intelligenter Routing-Algorithmus die schnellsten Gießrouten. Für die Mitarbeiter*innen der Stadt wird eine Cloud-Plattform entwickelt, mit der sie mittels mobiler Endgeräte zu den Bäumen navigieren können. So spart man Zeit und Wasser und stellt sicher, dass alle Bäume rechtzeitig gegossen werden. Im Mai wurden in Zusammenarbeit mit dem Betrieb für Stadtgrün drei Sensoren an ausgewählten Standorten in Betrieb genommen.

Den 3. Platz erhalten zwei Schülerinnen des Albert-Schweitzer-Gymnasiums, die mit dem Projekt einer Schülersolaranlage die Zukunft selbst mitgestalten wollten. Mit der Unterstützung von Schüler*innen und Lehrkräften konnte auf dem Schuldach des ASG eine von Schüler*innen finanzierte Solaranlage errichtet werden, die die Solarproduktion der Schule um weitere 14% steigert. Mithilfe u.a. des Vereins ‚Sonnenenergie Erlangen e.V.‘ konnte die Anlage in den Herbstferien 2019 auf dem Schuldach montiert und im Dezember eingeweiht werden. Mit der Initiative wurde die Schülerschaft darin bestärkt, durch kleine Schritte einen positiven Einfluss in der Stadt haben zu können. Ziel war es, noch mehr Interesse für Schülersolarprojekte zu wecken und dadurch auch an anderen Schulen in Erlangen ähnliche Projekte entstehen zu lassen.

Vier Zukunftspreise gingen an:

Der „TechFak Garten“ auf dem Roten Platz am Uni Südgelände ist ein urbaner Garten einer 2017 gegründeten Initiative aus Studierenden und Doktorand*innen der FAU. Im Hochbeet werden verschiedene Gemüsesorten, Beeren und Kräuter angebaut. Um möglichst nachhaltig und ressourcensparend zu agieren, wird bereits vorhandene Infrastruktur genutzt und aufgewertet. Es werden bevorzugt Reste und Abfall als Baumaterialien verwendet. Insekten sind wieder vermehrt zu finden, seit insektenfreundliche Blumenarten angeboten werden. Ein Insektenhotel trägt dem Rechnung. Alle Studierenden können sich beteiligen, die Nutzung erfolgt gemeinschaftlich. Sie erlernen die Grundlagen der Gartenarbeit und können ihr handwerkliches Geschick verbessern. Die Pflanzen sind beschriftet, das Saatgut ökologisch. Angebaut werden u.a. alte Sorten, die man nicht aus dem Supermarkt kennt. Grundsätzlich dürfen alle ernten, solange sie den nächsten etwas übrig lassen. Die Mitglieder der Initiative bereiten gemeinsam Speisen aus der Ernte zu. Bei gutem Wetter werden Führungen durch den Garten angeboten. Das Projekt leistet einen Beitrag dazu, einen Bezug zu der Nahrung herzustellen, die wir täglich konsumieren. Es wird gezeigt, wie schön und arbeitsreich ein Gemüsegarten ist, was man vor den gefüllten Supermarktregalen schnell vergisst.

Das Projekt „Miniclub-kids for future“ der Kinderkrippe Miniclub begreift Kinder als zukünftige Gestalter*innen einer nachhaltigen Entwicklung. Eine nachhaltige Lebensweise wird alltäglich vorgelebt und eingeübt. Sie umfasst mehrere Handlungsfelder: Lebensmittel werden nach den Kategorien regional, saisonal und bio ausgewählt. Bei jeder Mahlzeit werden Aspekte zur Herkunft des Essens, den Anbaumethoden und der Zubereitungsart besprochen. Das Thema Ernährung wird veranschaulicht durch den eigenen Gemüseanbau. Im Bereich Abfallwirtschaft spielen die Themen Mehrweg, papierlose Kommunikation in Eltern-Chats, Mülltrennung und -vermeidung und Plastikvermeidung eine Rolle. Im Garten finden sich naturnahe Spielmöglichkeiten, wie ein Sandkasten aus alten Baumstämmen, ein Tunnel aus Weiden und ein Rutsch- und Klettererdhügel. Außerdem bietet ein Insektenhotel Möglichkeiten zum Beobachten und Lernen.

Der Bildungsort Natur schafft umweltrelevante Lernorte an der Wirtschaftsschule Erlangen. In diesem Projekt geht es seit dem Schuljahr 2019/20 um die Entwicklung interdisziplinärer Lernorte in Form eines Schulgartens, des Gartens der Weltreligionen, einer Blumenwiese und des Renaturierungs-Erdwalls sowie des Klassenzimmers im Freien. Praktische Erfahrungen sollen Schüler*innen befähigen, über ihre Rolle in der Natur nachzudenken, ihr eigenes Verhältnis zur Umwelt zu reflektieren, die Auswirkungen ihres Handels zu erkennen und zu einem verantwortungsbewussteren Umgang mit der Natur zu kommen. Alle Pflanzen sind mit Schildern ausgestattet, die mit einem QR-Code auf eine Internetseite verweisen, die diese Pflanze näher beschreibt. Neben kleinen Rätseln und Aufgaben steht am Ende ein „Kahoot“. Die Produkte können im Ganztag geerntet und zur direkten Verköstigung verarbeitet oder am Schulfest angeboten werden. Die Homepage Garten-der-Weltreligionen.de ist bereits online, Teilnehmende eines neuen Qualifikationsfachs sollen diese ausbauen. Als Homeschooling-Aufgabe wurde ein Online-Wettbewerb zum Thema Insektenhotelbasteln durchgeführt.

Das Projekt „Ackergarten“ der Initiatoren Klaus Schaufler und Doris Gehringer ermöglicht Erlanger Bürger*innen, Studierenden und Familien mit Kindern seit April 2020, sich im direkten Kontakt mit Fachleuten aus der Landwirtschaft wertschätzend mit der Natur auseinanderzusetzen. Dabei erweitern sie ihr Wissen über ökologische Zusammenhänge, indem sie selbst eine Ackerparzelle pflanzfertig mieten und mit Gemüse, Kräutern und Blumen biologisch bebauen. Eigene Ideen bei der Gestaltung der Parzellen werden ergänzt durch die Produktion von gesunden Lebensmitteln. Außerdem stiftet der Austausch mit den Fachleuten und den anderen Ackergärtner*innen ein Gefühl von Gemeinschaft. Der Nutzen des Ackergartens reicht von der Unterstützung einer gesunden Lebensweise über positive soziale Auswirkungen und Lernmöglichkeiten bis hin zu allgemeinen Umweltaspekten und erhöhter Wertschätzung.