Bayreuther Uni-Professor gibt Statement zur Bekanntgabe der diesjährigen Physik-Nobelpreisträger ab

Symbolbild Bildung

„Der diesjährige Nobelpreis für Physik geht zur einen Hälfte an den Briten Roger Penrose und zur anderen Hälfte an den Deutschen Reinhard Genzel sowie die US-Amerikanerin Andrea Ghez. Ghez und Genzel werden für ihre astronomischen Beobachtungen zu dem supermassiven Schwarzen Loch im Zentrum unserer Milchstraße geehrt. Penrose erhält den Preis für seine theoretischen Arbeiten zu Schwarzen Löchern. Die Bedeutung dieser Arbeiten lässt sich kurz wie folgt erklären:

Im Jahr 1916 fand der deutsche Astrophysiker Karl Schwarzschild eine – später nach ihm benannte – Lösung der im Jahr 1915 von Albert Einstein formulierten Feldgleichungen der Allgemeinen Relativitätstheorie. Zentrum dieser Lösung ist eine Raumzeit-Singularität. Dies ist ein „Ort“, an dem die Struktur von Raum und Zeit zusammenbricht. Die Raumzeit-Singularität ist von einem speziellen Bereich – einem sogenannten ‚Ereignishorizont‘ – umschlossen, aus dem nicht einmal Licht entkommen kann. Die von Schwarzschild gefundene Lösung beschreibt also ein Schwarzes Loch.

Roger Penrose führte diese Arbeiten von Schwarzschild weiter. Er konnte nachweisen, dass es sich bei der von Schwarzschild entdeckten Raumzeit-Singularität nicht um eine für die Erforschung des Universums irrelevante Konstruktion handelt, sondern dass Raumzeit-Singularitäten und Schwarze Löcher eine gewisse Stabilität besitzen und daher in der Realität vorkommen könnten. Die astronomischen Beobachtungen von Ghez und Genzel (und in der Folge viele weitere Beobachtungen) haben schließlich gezeigt, dass die Natur solche mathematischen Lösungen mit den Charakteristika eines Schwarzen Lochs ‚realisiert‘.“

Prof. Dr. Gerhard Rein

Lehrstuhl für Nichtlineare Analysis und Mathematische Physik,

Mathematik VI

Universität Bayreuth