Kunstpreis der Stadt Bamberg für Viera Janárčeková
E.T.A. Hoffmann-Preis 2020 für die Musikerin, Komponistin und ehemalige Stipendiatin des Künstlerhauses
Der Kulturpreis der Stadt Bamberg wird in diesem Jahr an die Komponistin und Musikerin Viera Janárčeková verliehen. Sie kam als Stipendiatin des Internationalen Künstlerhauses Villa Concordia nach Bamberg und lebt seither hier. Der Preis wird im jährlichen Wechsel als E.T.A.-Hoffmann-Preis oder als Kulturförderpreis verliehen. Nach der Würdigung der besonders innovativen Arbeit des Theaters im Gärtnerviertel (TiG) durch die Verleihung des Kulturförderpreises 2019, wird in diesem Jahr der E.T.A.-Hoffmann-Preis vergeben. Der Kulturpreis ist mit 6000 Euro dotiert.
Die Begründung der Jury: „Viera Janárčeková stammt aus der Slowakei, emigrierte jedoch schon vor fast 50 Jahren nach Deutschland und hat sich in dieser Zeit an verschiedenen Orten als Pianistin, Musikpädagogin und Komponistin etablieren können. Nach Bamberg kam sie 2010 als Stipendiatin des Künstlerhauses und fand hier nach dem Aufenthalt in der Villa Concordia ihr ständiges Zuhause. Seither ist ihr Name aufgrund vielfältiger musikalischer Aktivitäten mit der Stadt eng verbunden.
Sowohl die Bamberger Symphoniker als auch die hiesige Kirchenmusik sind früh auf sie aufmerksam geworden und haben sich der Darbietung ihrer Werke gewidmet. Erinnert sei beispielsweise an die Aufführung von „De aeternitatis concentu“ anlässlich des 1000jährigen Jubiläums der Domweihe 2012 – ein ehrenvoller Kompositionsauftrag. Auch die Portraitabende des Vereins für Neue Musik oder die Auftritte Viera Janárčeková als Musikdozentin sind in nachdrücklicher Erinnerung geblieben.
Beim Blick auf ihr Oeuvre fällt einerseits die beachtliche Vielfalt an Gattungstypen auf, andererseits eine Neigung zu kammermusikalischen Besetzungen. Schon die Werktitel zeugen von stilistischer Originalität und oft genug auch von Humor, die Kompositionen erst recht. Die Sphären einer abgehobenen musikalischen Avantgarde mag sie gelegentlich berühren, doch ihr eigentliches Terrain sind sie nicht, denn die Vermittelbarkeit von und das Berühren durch Musik ist ihr vornehmliches Anliegen.
Viera Janárčeková vermag die Möglichkeiten und Grenzen der Instrumente, für die sie schreibt, sehr präzise einzuschätzen, was ihr den Ruf eingebracht hat, eine „Entdeckerin des Klanges“ zu sein, eine „sanfte Abenteuerin, die zuvor nie gehörte Farben erfindet“. Der berühmte Komponistenkollege Wolfgang Rihm z.B. attestierte ihr die Fähigkeit, verbrauchte „Klänge und Geräusche … in die Sphäre des Vitalen, im besten Sinne: Musikantischen zurückzuholen“.
Dieses Musikantische muss Viera Janárčeková schon aufgrund ihrer Herkunft liegen, und so wundert es nicht, dass sie, die Musikerin mit Bodenhaftung, gelegentlich auch eigene Volksliedbearbeitungen zum Besten gibt, dabei selbst singend und Klavier spielend. Diese Nähe zum Publikum, zumal zum jüngeren, hat sie auch zur Mitwirkung an schulischen Projekten und Workshops prädestiniert, wozu sie von Bamberger Musikpädagogen gerne eingeladen wird.
Die Zuerkennung des E.T.A.-Hoffmann-Preises 2020 darf im Übrigen auch als ein Beitrag Bambergs zu einer Entwicklung gewertet werden, die das Musikleben in ganz Europa während der letzten Jahre geprägt hat: die längst überfällige Würdigung von Tonsetzerinnen wie Fanny Hensel, Clara Schumann oder Lili Boulanger. Es steht der Musikstadt Bamberg gut an, mit der Ehrung Viera Janacerkovas, die auch in dieser Tradition steht, noch bestehende Vorbehalte gegenüber weiblichem Komponieren triftig zu widerlegen.
Für ihre herausragenden Kompositionen, geprägt von Frische, Klangabenteuern und Experimentierfreude, für ihre katalysatorisch heitere Rolle im Bamberger Musikleben, auch im Zusammenspiel mit jungen Menschen, wird Viera Janárčeková der E.-T.-A.-Hoffmann-Preis zugesprochen.“
Nach § 3 der Kulturpreis-Satzung wird der E.T.A.-Hoffmann-Preis an natürliche oder juristische Personen oder an Gruppen verliehen, die sich durch ihr langjähriges literarisches, musikalisches, bildnerisches, darstellendes oder sonstiges künstlerisches und kulturelles Schaffen und Wirken in besonderer Weise um das kulturelle Leben der Stadt verdient gemacht haben.
Über die Verleihung der Kulturpreise entscheidet eine Jury, die aus der Kulturreferentin der Stadt Bamberg Ulrike Siebenhaar sowie sieben Sachverständigen besteht. Diese Sachverständigen (Sabine Eitel/Kulturelle Bildung, Dr. Rolf-Bernhard Essig/Literatur, Felix Forsbach//Sonstiges Kulturschaffen, Andreas Klenk/Junge Kultur, Martin Köhl/Musik, Nina Lorenz/Darstellende Kunst und Hubert Sowa/Bildende Kunst wurden durch Beschluss des Stadtrates vom 22. Juli 2020 auf die Dauer von drei Jahren ab 2020 bestellt.
In Ihrer Sitzung am 27. August 2020 kam die Jury zu folgender Entscheidung:
Der E.T.A.-Hoffmann-Preis soll im Jahr 2020 an die Musikerin und Komponistin Viera Janárčeková verliehen werden. Die Vollsitzung des Stadtrats hat der Entscheidung in nichtöffentlicher Sitzung einstimmig zugestimmt.
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